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Faulspiel (German Edition)

Faulspiel (German Edition)

Titel: Faulspiel (German Edition)
Autoren: A. Noa
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Sie können mir wirklich glauben, ich bin todmüde und außerdem muss ich das, was Sie mir gerade gesagt haben, erst einmal überdenken und verarbeiten. Das ist nicht so einfach! Sie sind gerade dabei, die Illusion meines Lebens zu zerstören! Und das beträfe auch besonders die Millionen jugendlicher Fußballfans!“
    „Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich jetzt fühlst. Das kannst du mir glauben. Wenn man einem Menschen seine Träume nimmt, dann ist das für jemanden in deinem Alter eine Katastrophe. Nach dem Spiel gegen die Bayern melde ich mich noch einmal bei dir, und dann schauen wir mal!“
    Bedächtig erhob sich Runge von der Treppe und schnippte seinen Zigarettenstummel zur Seite. Er streckte Max seine Hand entgegen. Max ergriff sie. Der Reporter hatte einen warmen und festen Händedruck. Freundschaftlich blickte er ihm tief in die Augen. In seinem Blick konnte Max nichts Falsches feststellen. Zumindest dies beruhigte ihn ein wenig!
    Mühsam stieg er die Treppe zum Eingang seines Elternhauses empor. Seine Beine waren plötzlich schwer wie Blei. Auf dem Absatz drehte er sich noch einmal zu dem Reporter um.
    „Ich hoffe wirklich, dass Sie Unrecht haben! Gute Nacht!“
    Was wäre, wenn dieser Mann Recht hatte, was haben wir dann noch? Wo bleibt dann die schönste Nebensache der Welt? Was wäre mit all den Kindern, die sich für den Fußballsport begeisterten, die ihre Idole verehrten? Diese Schweinehunde, was machten sie bloß mit ihren Illusionen und ihren Visionen?
    Es war schon spät geworden, weit nach Mitternacht. Seine Eltern schliefen bereits. Als er sein Zimmer betrat, schlug ihm schwül warme Luft entgegen. Max öffnete das Fenster und ließ die kühle Nachtluft herein. Auf einem Regal standen Pokale, und an der Wand hingen Urkunden, die er als Jugendspieler bekommen hatte. Plötzlich kam ihm das alles unwirklich vor. Wie Dämonen aus einer anderen Zeit. Die Ausführungen des Reporters hatten ihn nachdenklich gemacht.
    Sollte Runge wirklich Recht haben?
    Die Nachtluft tat gut. Max legte sich auf sein Bett. Vorher nahm er die Zeitungsausschnitte der letzten Tage von seinem Schreibtisch. Seine Mutter hatte sie für ihn gesammelt.
    Erst vor ein paar Tagen hatte er sein zweites Länderspiel absolviert. Als er die Berufung in die Deutsche Nationalmannschaft erhielt, fiel er fast aus allen Wolken. Bereits das zweite Spiel, das er für Deutschland bestritt, ging gegen die Italiener, und jetzt gehörte er sogar zum Kader, der für die anstehende Europameisterschaft nominiert wurde.
    Selbst die Gazetta aus Italien widmete ihm die Titelseite.
    Die FAZ titelte „Revanche geglückt“! Man stellte sich ernsthaft die Frage, wie diese italienische Mannschaft noch vor zwei Jahren hatte Weltmeister werden können!
    „Ein neuer Stern am deutschen Fußballhimmel! Max Kaiser versenkt die Italiener im Alleingang“, berichtete das Abendblatt euphorisch.
    Das alles war erst ein paar Tage her. Bejubelt hatten sie ihn, in den siebten Himmel gehoben! Jetzt stand er vor einem Scherbenhaufen. Sie ließen ihn nicht spielen, in dem wichtigsten Spiel seiner noch so jungen Laufbahn. Er war nicht verletzt, zumindest nicht so sehr, dass er nicht hätte spielen können!
    „Kein Wort zu den Medien, sonst ist deine Karriere so schnell zu Ende, wie sie begonnen hat!“ Die Worte des Managers hallten in seinem Unterbewusstsein. „Verstehst du?“
    Er hatte nichts verstanden.
    Und jetzt auch noch dieser Schreiberling mit seinen fragwürdigen Storys.
    Natürlich erinnerte er sich an ein paar Fußballskandale aus der Vergangenheit, doch das konnte nicht bedeuten, dass sich dieses Spiel zu einer riesigen Lüge entwickelt hatte. Er wollte das alles nicht glauben! Was war mit seinen Idolen? Man durfte doch nicht die Fans und Millionen von Zuschauern derartig betrügen!
    Der Gedanke daran machte ihn fast wahnsinnig. Alles in seinem Kopf drehte sich, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich einzuschlafen, um am anderen Morgenaus einem bösen Traum zu erwachen. Doch Max fand keinen Schlaf. Seine Gedanken ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.
    Fußball war sein Leben! Er wollte nicht wahrhaben, was Runge ihm erzählt hatte.
    Fußball sollte ein Haufen sein, der zum Himmel stinkt? Idole, die keine sind, von Managerhand geschaffen?
    Der Gedanke daran machte ihn krank.
    Fußball war der Lebensinhalt vieler Menschen! Die paar Skandale, von denen man in der Vergangenheit gehört oder gelesen hatte, waren doch nur Einzelfälle.
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