Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Autoren: Das dunkle Muster
Vom Netzwerk:
Burton hatte keine Ahnung, wie spät es war.
    Er registrierte einige andere wohlbekannte Klänge. Hinter dem hölzernen Raumteiler schnarchte Kazz; seine Frau, Besst, gurgelte. Von der anderen Seite ihres Abschnittes war die Stimme Monats zu hören. Er benutzte seine eigene Sprache, deswegen konnte Burton ihn nicht verstehen.
    Zweifellos träumte Monat von Athaklu, jenem weitentfernten Planeten mit seinem wilden Klima, der den gigantischen, orangefarbenen Stern namens Arkturus umkreiste.
    Burton lag eine Weile regungslos da und dachte: Hier liege ich, ein Mann von einhundertundeinem Jahr im Körper eines Fünfundzwanzigjährigen.
    Die Ethiker hatten die verhärteten Arterien der Kandidaten erweicht, aber gegen die Arteriosklerose der Seele konnten sie nichts unternehmen. Was dies anbetraf, überließen sie die Heilung ganz allein ihren Versuchskaninchen.
    Die Träume waren auf die Vergangenheit fixiert. Das Verhör durch die Ethiker stand an letzter Stelle. Aber jetzt träumte er noch einmal den Traum, den er gehabt hatte, bevor die Posaunen des Jüngsten Gerichts ihm zu einem erneuten Leben verholfen hatten. Und wie im vorherigen, war Burton auch diesmal zweifach anwesend: als Akteur und Beobachter.
    Gott stand über ihm, als er im Gras lag und so schwach war wie ein neugeborenes Baby. Er hatte nun keinen Gabelbart mehr und trug auch nicht die Kleidung eines englischen Gentleman aus dem dreiundfünfzigsten Herrschaftsjahr der Königin Viktoria. Um seine Hüften schlang sich lediglich ein blaues Tuch. Er war nicht so groß wie im ersten Traum, sondern untersetzt, breitschultrig und von muskulöser Statur. Sein Brusthaar war dick, kraus und rot.
    Als Burton zum erstenmal in Gottes Angesicht sah, hatte er darin sein eigenes erblickt. Wie damals besaß er jetzt das gleiche glattschwarze Haar und das arabisch wirkende Gesicht mit den tiefliegenden Augen, die wie Speerspitzen aus einem Höhleneingang zu ragen schienen; hohe Wangenknochen, volle Lippen und das vorgeschobene, mit einem Grübchen versehene Kinn, das auch Burton hatte. Aber Gott trug jetzt nicht mehr die Narben, die der Somali-Speer geschlagen hatte, der durch Burtons Wange gedrungen war, ihm die Zähne ausgeschlagen, seinen Gaumen verletzt und auf der anderen Seite wieder herausgetreten war.
    Das Gesicht kam ihm bekannt vor. Der Name seines Besitzers lag ihm auf der Zunge. Aber es war bestimmt nicht das von Richard Francis Burton.
    Und Gott hatte immer noch diesen eisernen Spazierstock, mit dem er Burton in die Rippen stieß.
    »Du kommst spät. Die Rückzahlung deiner Schuld ist schon lange überfällig, verstehst du?«
    »Welcher Schuld?« sagte der Mann im Gras.
    Der Burton, der die Szene beobachtete, stellte plötzlich fest, daß sich um ihn dichte Nebelfelder bildeten, als schickten sie sich an, zwischen ihm und den beiden anderen einen Vorhang zu erzeugen. Hinter den beiden Akteuren bildete sich eine graue Mauer, die hin und her wogte und sich verbreiterte wie ein atmendes Tier.
    »Die Schuld für dein Fleisch«, sagte Gott und piesackte den Mann im Gras mit seinem Spazierstock. Irgendwie fühlte auch der stehende Burton den Schmerz.
    »Es geht um die Schuld für dein Fleisch und deinen Geist, die ein und dasselbe sind.«
    Der Mann im Gras versuchte sich zu erheben. Keuchend stieß er hervor: »Niemand tut mir weh und kommt ungeschoren davon.«
    Jemand kicherte, und der stehende Burton entdeckte inmitten des dichten Nebels eine verschwommene, hochgewachsene Gestalt.
    Gott sagte: »Zahlen Sie, mein Herr. Widrigenfalls wäre ich dazu gezwungen, Sie auszuschließen.«
    »Gottverdammte Geldverleiher!« fluchte der Mann im Gras. »Eure Art habe ich schon in Damaskus kennen gelernt.«
    »Dies hier ist die Straße nach Damaskus. Oder sie sollte es zumindest sein.«
    Die finstere Gestalt im Hintergrund kicherte erneut. Der Nebel schloß sie jetzt alle ein. Burton wachte auf. Er schwitzte und kam gerade im rechten Augenblick zu sich, als sein letzter verzweifelter Seufzer verklang.
    Alice wandte sich ihm zu und sagte schläfrig: »Hattest du einen Alptraum, Dick?«
    »Ist schon in Ordnung. Schlaf nur weiter.«
    »Du hast in letzter Zeit ziemlich viele Alpträume.«
    »Nicht mehr als auf der Erde.«
    »Möchtest du darüber sprechen?«
    »Ich rede, wenn ich träume.«
    »Aber nur mit dir selbst.«
    »Wer kennt mich schon besser als ich?« Burton lachte leise.
    »Und wer kann dich schon besser hinters Licht führen?« erwiderte sie leicht beleidigt.
    Er gab keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher