Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
überlasse ich dir. Hauptsache du servierst mir nicht hinterher einen Cappuccino.«
    Fabio ist ein wacher, geistreicher Typ, der seine Arbeit liebt. Das zeigt sich schon daran, dass er ein Sommelier-Diplom in der Tasche hat, obwohl er gar keinen Wein mag. Dafür war er schon in unerquicklichen Zeiten, als selbst unverbesserliche Optimisten keine Höhenflüge erwarteten, ein Fan der Mannschaft. Heute ist es leicht, Fan zu sein, da die Welt bekanntlich von Leuten wimmelt, die bereit sind, dem Sieger die Stange zu halten.
    Fabio breitet die Arme aus und schaut sich im Restaurant um.
    »Du hast zwar nicht reserviert, aber wir werden schon ein freies Plätzchen für dich finden.«
    Er lächelt mich an.
    »Will heißen, setz dich hin, wo du magst, nur nicht gerade auf den Schoß dieses Herrn.«
    Ich gehe in die Ecke, die der des Herrn mit der Strickjacke gegenüberliegt. Mir scheint, dass wir beide zu der Sorte Mensch gehören, die so wenig Platz wie möglich teilen möchte. Auf dem Tisch liegt eine ocker-dunkelrot karierte Tischdecke, darüber eine grobe Papierdecke, wie sie einst die Schlachter benutzt haben. Ich setze mich, und sofort kommt Fabio und bringt mir eine Flasche stilles Wasser und eine braune Papiertüte mit Brot und Grissini. Das Wasser stellt er auf den Tisch. Die Packung legt er mir hin und reißt sie der Länge nach auf, sodass sich der Inhalt griffbereit vor mir ausbreitet und ich ihn nicht umständlich herausfummeln muss.
    »Ich schick dir sofort Rosa vorbei.«
    Er macht sich auf die Suche nach der Kellnerin. Ich schaue ihm hinterher, als er den Raum durchquert, den ich so gut kenne. Die Wände sind in dem gedeckten Rot gestrichen, das man ›pompejanisch‹ nennt. Die Balken an der Decke und die Nussbaumtische verleihen dem Restaurant etwas von einer alten Osteria. An den Wänden hängt heute etwas Neues, Bilder eines unbekannten Künstlers. Rué lädt immer junge Maler ein, ihre Werke bei ihm auszustellen. Für sie ist das eine Chance, und er kann seinem Lokal zum Nulltarif ein wenig Glanz verleihen. Mir ist nicht bekannt, dass je ein Bild verkauft worden wäre, aber die Welt besteht eben aus Initiative, gutem Willen und Händen, die andere Hände waschen.
    Rosa eilt herbei wie jemand, der schnell seine noch nicht aufgerauchte Zigarette ausgedrückt hat. Beinahe wundert es mich, dass ihrem Mund nicht ein Rauchfähnchen entweicht. Jetzt steht sie vor mir, kramt in der Tasche und zieht Block und Stift heraus, um meine Bestellung aufzunehmen.
    »Hallo, Silvano. Was darf ich dir bringen?«
    Das fragt sie eher der Form halber. Wenn ich hierherkomme, nehme ich fast immer dasselbe. Heute spiele ich mich ein wenig auf und tue so, als würde ich die Speisekarte studieren. Einiges kenne ich, einiges ist neu. Einen Augenblick lang schwanke ich zwischen dem Bekannten und dem Neuen, schließlich falle ich in alte Gewohnheiten zurück.
    »Ich nehme das Tatar und …«
    »Die Tagliolini mit Tomaten und Basilikum.«
    Ich lege die Karte hin und schaue sie an. Sie zuckt mit den Schultern.
    »Wenn du in die Speisekarte schaust, ohne die Brille aufzusetzen, weiß ich, was du nimmst.«
    Rosa hat den Block zugeklappt und steckt ihn wieder in die Tasche ihrer Schürze. Sie mustert mich mit ihren dunklen Augen, die früher einmal lebendig gewesen sein müssen. Jetzt kommt es mir vor, als würden sie alles mit einem gewissen Misstrauen registrieren, weil man schließlich nie wissen kann, wo sich der nächste Ärger zusammenbraut. Was ich allerdings nicht sehe, ist Resignation, die Resignation einer Person, die überzeugt ist, das Unglück werde sie ohnehin ereilen, von rechts, von links, von oben, von unten, egal. Sie ist jemand, der niemals die Waffen streckt.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    Mein Tonfall dürfte dem Sinn des Wortes nicht vollständig entsprochen haben. Rosa spürt das, aber da sie eine diskrete Person ist, bohrt sie nicht nach. An ihrer Stelle würde ich das auch nicht tun. Das ist der Grund, warum wir uns so gut verstehen. Sie ist groß, dunkelhaarig und hinreichend üppig, um sich mit dem Alter keine Krähenfüße einzuhandeln. Gleichzeitig ist sie so zierlich und anmutig in ihren Bewegungen, dass man ihr die fast fünfzig nicht ansieht.
    »Bist du nervös?«
    Ich mache eine vage Handbewegung, die eine ganze Welt umfasst.
    »Wer wäre das nicht?«
    »Kann ich verstehen. Selbst ich bin nervös, obwohl ich keine Ahnung von Fußball habe.«
    Sie lächelt mich an.
    »Aus dem einfachen Grund, dass ich dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher