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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
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ich nicht nachdenken.
    »Hauptsache Arbeit. Für mich ist das okay so.«
    Das war vor dreiunddreißig Jahren gewesen.
    Seither habe ich gespurt und irgendwann auch die Verantwortung für das Magazin übernommen und mittlerweile sogar für einen Teil der Logistik. Ich bin kein junger Mann mehr, aber ich schaffe es noch. Selbst das Gehalt ist Jahr für Jahr gestiegen. Mit der Vergangenheit habe ich, soweit das möglich ist, abgeschlossen. Das Einzige, was ich nicht vergessen habe, ist diese Begegnung an einem Frühlingsnachmittag, als mir ein Mann in einer Kabine sein Vertrauen geschenkt hat.
    Und ich habe es ausnahmsweise einmal nicht enttäuscht.
    Noch Jahre später habe ich mich gefragt, wieso um alles in der Welt ein Mann seines Kalibers mich persönlich treffen wollte, statt einen seiner Mitarbeiter zu schicken. Heute, da ich ihn kennengelernt habe, bin ich überzeugt davon, dass er sich dieses Vergnügen nie hätte nehmen lassen. Ich war eben der, der ich war, und das galt in all seiner Eleganz auch für ihn.
    Als er starb, bin ich zu seiner Beerdigung gegangen und habe ein Kondolenzschreiben hinterlassen. Darauf stand nichts als: Danke . Und die Unterschrift lautete: Einer, der nie jemandem auf den Sack gegangen ist .

Zwei
    Ich fahre weiter.
    Der Tag ist schön. Es ist einer dieser wolkenlosen Tage mit einem derart blauen Himmel, als hätte Maria ihren Mantel ausgebreitet. Natürlich nur für die Gläubigen. Für alle anderen ist es einfach nur ein prächtiger Himmel, hinter dem sich kein Paradies verbirgt.
    Kurz bevor ich den Platz vor dem Stadion erreiche, biege ich links ab und nehme eine Straße, die nach einem Kilometer anzusteigen beginnt. Ich fahre aber nicht bis ganz nach oben. Heute habe ich weder Absicht noch Lust, die Aussicht zu genießen. Nach wenigen hundert Metern erreiche ich eine unbefestigte Parkbucht auf der rechten Seite, halte dort an und stelle den Motor ab.
    Und bleibe sitzen.
    Aus dem Fach an der Fahrerseite nehme ich eine Schachtel Zigaretten und stecke mir eine an. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt meines Lebens habe ich nicht geraucht. Ich war Sportler und brauchte meinen Atem. Dann sind Dinge passiert, die mir den Atem geraubt haben, und zwar vollständig. Von den vielen Unarten, die man sich im Gefängnis zulegen kann, ist Tabakkonsum aber sicher noch die harmloseste.
    Ich lasse das Fenster herunter, und die erste Rauchwolke zieht hinaus. Mein Blick schweift durchs Wageninnere. Die Rückbank habe ich umgeklappt und alles hinten reingepackt, was ich heute im Stadion brauchen werde. Strümpfe, Schienbeinschoner, Schuhe, Boxershorts. Bälle. Trikothemden mit einer Nummer auf dem Rücken und einem Namen, der vielleicht schon im nächsten Jahr mit einer anderen Nummer und einer anderen Farbe verbunden sein wird. Früher war das Magazin im Stadion. Ein paar Einbrüche haben uns aber davon überzeugt, dass wir es lieber in den Verwaltungssitz verlegen sollten. Ich musste lächeln, als ich von den Diebstählen erfuhr.
    Das ist natürlich auch eine Art und Weise, Fan zu sein.
    Auf dem Beifahrersitz liegen eine Ausgabe der Gazzetta Sportiva und eine Sonderausgabe des Corriere di Provincia . Ich habe sie, bevor ich aufgebrochen bin, am Kiosk bei mir in der Nähe gekauft.
    Alfredo, der Zeitungsverkäufer, hat sie mir mit einem Lächeln und einer Frage herübergereicht.
    »Und, was meinst du? Schaffen wir es?«
    Ich erwiderte nur sein Lächeln, mit Mühe zudem. Was die Frage betraf, konnte ich nichts mit Sicherheit sagen. Niemand kann das in einer Welt, die von Männern und Bällen beherrscht wird. Vor allem nicht, wenn auch noch – mala tempora currunt – schlimme Zeiten herrschen. Es mag komisch klingen, aber ein paar Bücher habe auch ich gelesen. Zeit genug hatte ich ja.
    Ich ließ Alfredo an meiner Weltsicht teilhaben.
    »Hoffen wir’s, aber es wird hart.«
    »Scheiße, was für ein Gelaber. Ich zerquetsch mir jedenfalls die Eier für euch.«
    Alfredo packte sich mit beiden Händen an den Teil der Anatomie, den ein echter Italiener in abergläubische Beschwörungen einbezieht.
    »Ausgerechnet du redest so daher, obwohl du doch zum Team gehörst. Du wirst schon sehen, dass sich diese Typen heute noch schwarzärgern, weißes Trikot hin oder her.«
    Ich beugte mich vor, legte zwei Münzen auf das für Finanztransaktionen vorgesehene Tellerchen und verstellte einen kurzen Moment lang den Blick auf diesen Mann, der – ohne Teil einer Freistoßmauer zu sein – reglos dastand, beide Hände im
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