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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Carin Gerhardsen
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eines auszuwischen, dachte Gabriella Hansson, als sie ihren Wagen durch den Schlamm am fünften Fairway des Nacka Golfclubs zog. Und das nur, um uns Golfspielern eines auszuwischen, dachte Hedvig Gerdin, als sie nach einem misslungenen Schlag mit dem Fünfereisen den Ball herunterfallen und im Schlick steckenbleiben sah, schätzungsweise zwanzig Meter vor dem Grün. Sie unternahm einen halbherzigen Versuch, den rutschigen Griff an einem klatschnassen Handtuch trockenzuwischen, und stopfte den Schläger in die Tasche zurück, bevor sie das nicht gerade bescheidene Stück Rasen zurückholte, das sie mit dem Ball zusammen auf den Weg geschickt hatte. Mit dem Handrücken wischte sich Hedvig – seit gut einem Jahr meist nur noch Gäddan, Hecht, genannt – den Schlamm ab, der ihr bei dem halb missglückten Schlag ins Gesicht gespritzt war.
    Sie war fünfundfünfzig Jahre alt und erst kürzlich, nach mehr als dreißig Jahren, die sie vom Polizeidienst beurlaubt war, als Inspektorin bei der Polizeiwache in Hammarby in den aktiven Dienst zurückgekehrt. Ihr Mann hatte bis zu seinem Tod vor ein paar Jahren als UN-Mitarbeiter bei der WHO in Genf gearbeitet, während sie sich in ihrem Haus in Soral um die Familie gekümmert hatte. In der Zeit, die ihr das Hausfrauendasein nebenbei ließ, hatte sie sich weitergebildet, ihre theoretischen polizeilichen Kenntnisse auf dem Laufenden gehalten und sich außerdem ein schwedisches juristisches Examen mitsamt Doktortitel zugelegt. Und die eine oder andere freie Stunde hatte sie auch auf dem Golfplatz verbracht, was in einem Handicap resultierte, das sich zwischen sechs und acht bewegte.
    Mit ihrem sechsten Schlag gelang es Hansson, den Ball auf das Grün zu bekommen, er landete jedoch weit hinter der Flagge, die am vorderen Rand platziert war. Gerdin legte den Ball mit einem eleganten Chip einen halben Meter vor das Loch und versenkte ihn zum Par, obwohl das Handy ihrer Mitspielerin genau zu ihrem Putt zu klingeln begann.
    »Hansson … Okay … Soll ich Gäddan mitbringen? Wir sind auf dem Golfplatz … Es könnte eine Weile dauern, wir sind so weit vom Parkplatz entfernt, wie man überhaupt kommen kann … Fünfundvierzig Minuten. Höchstens eine Stunde … Ich gebe den Technikern Bescheid, dass sie so schnell wie möglich ein Untersuchungszelt aufstellen. Und sieh zu, dass sie nicht zu viel am Tatort herumtrampeln, bitte.«
    »Ausgespielt?«, fragte Gerdin.
    Hansson nickte.
    »Für uns und für einen Pokerspieler in Älvsjö. Ich putte jedenfalls noch zu Ende«, sagte sie und versenkte ohne nennenswerte Begeisterung einen fast sensationellen Zwanzigmeterputt zum Doppelbogey.
*
    Wie ein kleiner Ausschlag, ein leichtes Ekzem; meistens denkt man nicht daran, aber manchmal juckt es zum Verrücktwerden. So ungefähr pflegte die einunddreißigjährige Polizeiassistentin Petra Westman ihre Gefühlslage während schlafloser Stunden zusammenzufassen. Mittlerweile waren fast drei Jahre seit dem Abend vergangen, an dem sie in der Clarion Bar unter Drogen gesetzt, zu einem Haus in Mälarhöjden transportiert und dort von zwei Männern vergewaltigt worden war. Der eine, Oberarzt Peder Fryhk, saß jetzt in Norrtälje hinter Gittern, und das würde hoffentlich noch ein paar Jahre so bleiben. Mithilfe von Staatsanwalt Hadar Rosén hatte sie das Kunststück fertiggebracht, Fryhk für mehrere Vergewaltigungen verurteilen zu lassen, ohne selbst während der Verhandlung in Erscheinung treten zu müssen. Sehr vieles sprach allerdings dafür, dass sie nicht so inkognito war, wie sie gehofft hatte, denn Bildaufnahmen der Vergewaltigung waren gelegentlich in alles andere als angenehmen Zusammenhängen aufgetaucht.
    Polizeidirektor Roland Brandt hatte mit einem dieser Bilder ein eindeutiges Angebot von ihrer eigenen E-Mail-Adresse aus zugeschickt bekommen. Er hatte es ernst genommen und versucht, sie ins Bett zu bekommen. Als ihm dies nicht gelang, hatte sie von ihm prompt die Kündigung zugeschickt bekommen. Erst ein geistesgegenwärtiger Sjöberg konnte dieses Schicksal in letzter Sekunde abwenden. Später war eine Filmsequenz von Hamads E-Mail-Adresse aus verschickt worden, und wie viele Leute die gesehen haben mochten, das wusste der Teufel. Und als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, wäre sie beinahe in die Falle getappt und hätte mit Hamad gebrochen, obwohl er einer derjenigen war, die ihr am nächsten standen.
    Und dies alles war mit sicherer Hand von dem anderen Mann, wie sie ihn nannte,
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