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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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Menschen das Recht haben sollten, sich mit dem Gedanken an ihren baldigen Tod vertraut zu machen. « Der Arzt ließ seine Tasche zuschnappen und erkundigte sich mit besorgter Miene: »Haben Sie noch irgendwelche Fragen, Euer Gnaden? «
    Für einen zum Tode Verurteilten gab es keine wichtigen Fragen mehr. »Nein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Doktor. « Stephen wollte an der Klingelschnur ziehen.
    »Ich finde allein hinaus«, versicherte der Arzt hastig. Seine Miene war unergründlich, als er mit dem Koffer in der Hand zur Tür ging. »In zwei Wochen komme ich wieder. «
    »Wozu? « Stephen konnte seine Gereiztheit nicht länger verbergen. »Weitere Untersuchungen dürften überflüssig sein, nachdem Sie selbst gesagt haben, daß Sie mir nicht helfen können. «
    Blackmer verzog leicht das Gesicht. »Ich werde trotzdem nachfragen, wie es Ihnen geht. Nehmen Sie die Medizin und denken Sie daran, daß ich zu jeder Tages- und Nachtzeit für Sie da bin. « Mit gebeugten Schultern verließ der große Mann den Privatsalon des Herzogs.
    Stephen stand regungslos mitten im Raum, während er die Worte des Arztes zu verarbeiten versuchte. Daß er in wenigen Monaten tot sein würde, kam ihm immer noch unmöglich vor. Um Himmels willen, er war doch erst sechsunddreißig! Nicht mehr blutjung, aber alles andere als alt und in bester Verfassung! Abgesehen von dem leichten Asthma, unter dem er als Junge gelitten hatte, war er immer kerngesund gewesen.
    Tiefer Groll durchbrach allmählich seine Betäubung. Er wußte nur allzu gut, daß das Alter nicht ausschlaggebend war. Seine Frau Louisa war noch keine Dreißig gewesen, als ein Fieber sie dahingerafft hatte. Ihr Tod war ein schwerer Schock gewesen, aber sie hatte wenigstens nicht lange leiden müssen.
    Stephens Blick fiel auf den großen Spiegel mit vergoldetem Rahmen, der über dem Kamin hing. Sein Spiegelbild hatte sich während der letzten Stunde nicht verändert: groß und schlank, kastanienbraunes Haar, markante Gesichtszüge, die er von Generationen arroganter Kenyons geerbt hatte. Doch vor einer Stunde war er ein Mann in der Blüte seines Lebens gewesen, der nach der Trauerzeit um seine Frau gerade von einem Neuanfang zu träumen begann.
    Und jetzt war er ein zum Tode Verurteilter.
    Wieder stieg Zorn in ihm auf, ein intensiver Groll, wie er ihn zuletzt als Fünfzehnjähriger empfunden hatte, als sein Vater ihm eröffnete, daß für ihn eine standesgemäße Heirat arrangiert worden war. Lady Louisa Hayward sei zwar noch ein Kind, verkündete der alte Herzog, aber sehr hübsch und wohlerzogen, so daß sie bestimmt eine perfekte Ehefrau und Herzogin abgeben würde.
    Stephen hatte damals wütend protestiert, daß eine derart wichtige Entscheidung doch nicht einfach über seinen Kopf hinweg getroffen werden dürfe, doch seine Rebellion war von kurzer Dauer gewesen, weil sein Vater ihn niedergebrüllt hatte. Resigniert hatte er sich bereit erklärt, seinen Pflichten nachzukommen und Louisa zu heiraten.
    Rückblickend mußte er seinem Vater wenigstens zur Hälfte recht geben: Louisa Hayward war zweifellos eine perfekte Herzogin geworden, auch wenn sie als Ehefrau nicht seinen Erwartungen entsprochen hatte.
    Zum erstenmal seit Louisas Tod vor über einem Jahr betrat er ihre Suite, die an seine eigenen Räume grenzte.
    Auch zu ihren Lebzeiten war er, ehrlich gesagt, nicht oft hier gewesen.
    Das einzige, was in den makellos sauberen Zimmern noch an Louisa erinnerte, waren ihre herrlichen Handarbeiten: exquisit bestickte Kissen und Stuhlpolster. Wenn Stephen an seine Frau dachte, sah er sie ruhig dasitzen, den Kopf über einen Stickrahmen gebeugt. Offenbar war es ihr leichtgefallen, sich an die Regel zu halten, daß der Name einer Dame nur drei Mal in Zeitungen stehen dürfe: bei Geburt, Hochzeit und Tod.
    Stephen schloß die Tür und kehrte in seinen eigenen Salon zurück. Nachdenklich betrachtete er Louisas Porträt, das eine Wand schmückte. Sir Anthony Seaton, Englands bester Porträtmaler, hatte nicht nur ihre porzellanene Schönheit auf die Leinwand gebannt, sondern auch den Hauch von Traurigkeit, der ihren Blick verschleierte.
    Zum abertausendsten Mal fragte er sich, ob es hinter der perfekten Fassade irgendwelche starken Gefühle gegeben hatte. Leidenschaft, Zorn, Liebe, Haß - irgend etwas. Ihm war es jedenfalls nie gelungen, bei Louisa Emotionen hervorzurufen. In all den Ehejahren hatte es zwischen ihnen keinen heftigen Wortwechsel gegeben.
    Sie hatte bedauert, daß die
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