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Falco Die Biografie

Falco Die Biografie

Titel: Falco Die Biografie
Autoren: Peter Lanz
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ganz allein auf dem Tanzboden stand und zur Lautsprechermusik dirigierte. Nur wenn er merkte, dass ich ihn beobachtete, wurde er wütend. Das wollte er nicht.«
    In der Tat beherrschte das unverkennbare musische Empfinden die frühe Kindheit von Hans Hölzel. Zu seinem vierten Geburtstag wünschte er sich ein kleines Akkordeon. »Wir haben ihm aber ein Klavier gekauft. Mit dem Akkordeon hätte es Probleme gegeben, weil er praktisch jedes Jahr ein neues, größeres Instrument benötigt hätte, und mein Mann meinte, wenn einer Klavier spielen kann, lernt er das Akkordeonspiel ganz rasch.«
    Die angeborene Sensibilität für die Musik war so auffällig, dass sich die Eltern oft darüber Gedanken machten, woher der Junge das Talent wohl habe. Maria Hölzel: »Ich glaube nicht, dass es in der Familie liegt, obwohl mein Mann ganz musikalisch ist und ich recht gut singen kann. Früher hätte ich für einen ganzen Chor die zweite Stimme singen können, ich habe sehr gern getanzt und hatte ein ganz gutes Gehör, aber mein Mann und ich waren beide längst nicht so musikbegabt wie Hans.«
    Als das Klavier angeschafft war, sahen sich die Eltern nach einer entsprechenden Lehrerin für ihren Sohn um. Sie fanden sie in der Pädagogin Maria Bodem, einer vornehmen älteren Dame, die in ihrer ausladenden Altbauwohnung in der Fillgradergasse, nur eine kurze Wegstrecke von der Ziegelofengasse entfernt, Unterricht gab.
    Auf diese Zeiten gehen auch die ersten konkreten Erinnerungen FALCOS zurück: »Die Frau Dr. Bodem war eine sehr nette Dame, vielleicht lebt sie heute sogar noch. Ich entsinne mich noch, wie ich immer an der Hand meiner Großmutter in dieses wunderschöne Jugendstilhaus geführt wurde. Es war ein verführerischer Flair von Wohlstand und Ruhe, der diese Stunden begleitete. Sicherlich war es für meine Mutter auch ein Ausdruck der Grenzüberschreitung aus den kleinbürgerlichen Schichten in den Mittelstand; man schickte seine Söhne in den Klavierunterricht und brachte ihnen Englisch bei, noch bevor sie die erste Schulklasse besuchten.«
    Hans Hölzels frühe Kindheit verlief in geordneten Verhältnissen. Weil sie ihren Sohn nicht allzu lange allein lassen wollten, die Familie aber dringend Geld brauchte, übernahm Maria Hölzel einen Kaufmannsladen in der Ziegelofengasse. Sie verabscheute alles Gewöhnliche und Hans wuchs unter peinlich genauer Beachtung seiner Manieren und seines Auftretens auf. Für Maria Hölzel waren die ermunternden Worte der Klavierlehrerin ein Labsal: »Er kam kaum auf den Klavierschemel, aber er hatte Talent«, erzählt Maria Hölzel über das erste Lob der Lehrerin, und: »Ich glaube, sagte die Lehrerin, er hat besonders für Beethoven ein Gehör.«
    Innerhalb kurzer Zeit hatte er eine ganze Reihe von Musikstücken gelernt. Er konnte zwar keine einzige Note lesen, doch »mit fünf Jahren spielte er bereits 35 Schlager zweihändig«, erinnert sich Maria Hölzel.
    Die Mutter muss sehr stolz auf ihn gewesen sein: »Wir haben ihn einmal zum Vorspielen an der Akademie für Musik angemeldet. Der Professor brachte ihn auf dem Arm heraus und sagte zu mir: ›Sie, Frau Hölzel, das ist ein kleiner Mozart.‹ Er betonte, er hätte solch ein absolutes Gehör in seiner Laufbahn noch nie erlebt, und er würde dringend darauf pochen, das Kind weiter ausbilden zu lassen.« Viele Jahre später hatte dieser Satz vom kleinen Mozart, den Hans immer wieder von seiner Mutter hörte, eine besondere Bedeutung. »Als er sich entschloss, ›Amadeus‹ einzusingen, sagte er, na, das passe ja ganz gut, nachdem er schon als Kind ein kleiner Mozart gewesen sei«, sagt Horst Bork.
    Einmal, Hans Hölzel ging noch nicht zur Schule, hörte die Mutter, als sie einmal in der Mittagspause heimkam, ihren Jungen Klavier spielen. »Er spielte ganz toll den Schlager ›Was ist los mit der Frau?‹. Den hatte er am Vormittag gehört und ihn sich selbst beigebracht, er wollte mich damit überraschen. Es war wirklich faszinierend, er hörte Musik und konnte sie sofort nachspielen.«
    Später einmal wollte ihm ein gewisser Herr Wagner, ein Klavierlehrer, der bei Hölzels um die Ecke wohnte, das Spiel nach Noten beibringen. FALCO sagte noch nach Jahren: »Ich habe es gehasst. Ich hatte damals ›A Hard Days’ Night‹ im Kopf und sollte die Cerny-Schule und Chopin-Preluden nach dem Metronom herunterspielen, es war schrecklich.«
    Im Rückblick auf die Kinderjahre meinte er später: »Es gibt Rabauken und es gibt Kriecher. Ich war weder das
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