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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie
Autoren: Constantin Gillies
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eingezogen ist. Nach ungefähr vier Monaten scheitert das Experiment, es zu zweit in diesem Stall auszuhalten. Dann fährt ein Kastenwagen fährt vor, und ihre Kommilitonen helfen ihnen beim Umzug in eine 100-Quadratmeter-Wohnung, wahrscheinlich ihr letzter Umzug mit Kumpelunterstützung. Und pronto: Der nächste Student kommt. Obwohl Nick immer steif und fest behauptet, dass er es »interessant« fände, wenn wieder ein neuer Nachbar einzieht, frisst es ihn insgeheim natürlich an - schließlich führt ihm jeder neue Ersti vor Augen, dass alle weiterziehen und nur er auf der Stelle tritt. Das, und die Sache mit Sabina, liegen ihm schwerer auf der Seele, als er zugibt. Umso wichtiger ist es mir, meinen besten Kumpel heute Abend ein wenig aufzuheitern, und womit ginge das besser als mit Ballern bis tief in die Nacht. Ich stehe im Aufzug und checke meine Ausrüstung: zwei Sechser Corona - Check, eine Packung Quaxi-Fröschli von Haribo für Nick - Check, eine Packung fettreduzierte Ofenchips für mich - Check. Das müsste für die ersten Runden reichen. Der Aufzug rumpelt in den dritten Stock, und ich stehe vor der Türmatte. die Nicks Mutter ihm zum Einzug geschenkt hat und auf der in großen grünen Buchstaben »Bed & Breakfast« steht; ihre Augen waren ein bisschen feucht, als sie ihm die überreicht hat, deshalb bringt es der alte Melancholiker nicht übers Herz, das zerfranste Jutemonster wegzuschmeißen. Es dauert eine Minute, bis Nick zur Tür geschlorrt ist.
    »Alles klar?«, murmelt er, schon halb wieder auf dem Weg zu seinem Sofaplatz. Sein Look ist heute Abend wieder ausgesucht elegant: Er trägt eine alte Jeans, schwarze Norwegersocken und ein weißes T-Shirt aus dem Dreierpack. das unterhalb des Kragens schon ein bisschen eingerissen ist.
    »Alles klar«, sage ich und haue mich neben ihm aufs Sofa.
    »Was spielen wir?«
    Das Coolste an Nicks Jetzt-wieder-Junggesellen-Medienbunker ist, dass er wirklich immer die allerneuesten Games da hat - neben dem topmodernen Heimkino ist das für ihn Ehrensache. Also zocken wir drauflos, ohne Rücksicht auf Rahmenhandlung. Intro, Handbuch oder Zwischenszenen. Ist ohnehin immer dasselbe: Irgendein Rick, Jim oder Tom, der früher mal bei einer supergeheimen Spezialeinheit war und da wegen Befehlsverweigerung rausgeflogen ist, will sich 
    a) rächen,
    b) rehabilitieren oder
    c) die Welt vor einer Invasion von
    a) Aliens,
    b) anderen ehemaligen Spezialagenten oder
    c) einer bösen, ultrageheimen Organisation retten.
    Blablabla, und so weiter und so fort. Wir starren nach vorne und reden nur das Nötigste: Wie kann man zwischen den Waffen umschalten? Wie ducken? Kann ich auch 'nen Quaxi haben? Klar dauert es mittlerweile immer ein bisschen länger, bis wir ein neues Game beherrschen - man ist ja schließlich nicht mehr 16 und kann stundenlang ermüdungsfrei Commando zocken. Aber Egoshooter kommen dankenswerterweise ja nie aus der Mode. Von Strategiezeugs und Rollenspielen lassen wir grundsätzlich die Finger, dafür sind wir viel zu sehr Old School. Alles, wofür man ein Handbuch oder auch nur ein Bildschirmmenü durchlesen muss, taugt nichts, so lautet unser eisernes Gesetz. Die Instruktionen dürfen das Pong -Limit nicht überschreitenden erste Videospielautomat der Welt kam schließlich auch mit der Anleitung »Avoid missing ball for High Score« aus. In all den Jahren haben wir von dieser Regel, soweit ich mich erinnern kann, nur für Myst eine Ausnahme gemacht. Da sitzen wir also und zocken die Top-Ten der aktuellen Games runter bis zu den Neunziger-Klassikern, Metal Gear Solid , Halo, Quake und so. Da ich mir fest vorgenommen habe, Nick aufzuheitern, stelle ich ihm zwischendrin ohne Vorwarnung eine Frage wie: »U2 und Mondbasis Alpha Eins?«
    Das ist so ein Spielchen von uns, oder besser gesagt von Nick. Er hat nämlich ein phänomenales Gedächtnis - nicht nur für Computerspiele, sondern für so ziemlich alles, was jemals über seinen Fernseher geflimmert ist. Und nichts macht ihm mehr Freude, als wenn er damit brillieren kann. Deshalb werfe ich ab und zu ein paar Stichworte in den Raum, zwischen denen er dann eine popkulturelle Verbindung herstellen soll. Freudig erregt wie ein Hund auf der Jagd nach dem Stöckchen schnappt er zu.
    »Hm, muss ich über Bande spielen ... Okay: Commander Koenig aus >Mondbasis< wurde von Martin Landau gespielt; den wiederum hatte zuvor die Hauptrolle in >Kobra - übernehmen Sie< bekannt gemacht. In Amerika hieß die TV-Serie >Mission
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