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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence
Autoren: Elke Ahlswede
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Urspruuung eigentlisch iin La France, wusstet ihr das, meine Dammen?«
    Nein, aber wollten wir das wissen? Und stimmt das überhaupt? Irgendwie – nervt er.
    »Dafürr iist La France ja schonn lange bekannnt: Wir kauufen nuur Gemüse der Saison friisch auf der Markt und Fleisch und Füsch immer nur direkte vom Producteur. Das at meine Großmuuter so gemacht, meine Muuter … und Andscha macht das sischer genauuso, wenn wiir bald werden kochen nach meine kleinne Buch mit die Rezepten, nischt wahr?«
    Bevor ich protestieren kann, ertönt Philippes Handy mit dieser klassischen Melodie, diesem Stück von, na diese, die …
    »Die Europahymne!«, prahlt meine Schwester. »Wow, ich liiiiebe dieses Stück! Und du hast die Europahymne als Klingelton? Die ist doch aus der neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven, oder?«
    Streberin!
    »Sehrr rischtig.« Philippe weist den Anruf nach einem kurzen Blick aufs Display ab und steckt sein Handy wieder in die Tasche seines Mantels, den er lässig über den Küchenstuhl geworfen hat. »Isch liiebbe es auch. Es iist so triümphall, so glorreisch – wie über-aupt L’Europe, n’est-ce pas?«
    »Oh ja«, schnurrt Bettina und legt ihren Kopf ein bisschen schräg. Dann fährt meine soeben von mir zur Ehren-Französin erklärte Schwester fort: »Zwischen der Wiener Klassik und der Neuen Musik kann ich wenig finden, das mich wirklich fasziniert. Wieder etwas anfangen kann ich erst mit Komponisten wie …«
    »John Cage?«, fragt Philippe.
    Och, nö.
    »Genau. Cage ist wunderbar!«
    »Ja, das isch finde auch. Mit Andscha isch abe unlängst ge-ört 4’33 – göttlisch, nischt waahrr, Andscha.«
    »Ja, echt krass, und vor allem gut fürs Trommelfell.«
    »Wie bitte, isch das abbe nischt verstanden.«
    »Macht nichts«, entgegne ich. »Entspannt euch alle einfach, gleich gibt es Essen.«
    »Janis, Liebling, hilf mir doch mal kurz«, ruft mich meine Mutter zu sich und dem Kaninchen an den Herd. Kaum bin ich angekommen, flüstert sie in vertraulichem Tonfall: »Sag, Janis. Ich kenne dich doch, mein Herz. Dir geht das alles ein bisschen zu schnell, oder? Kann das sein?«
    Aber nein.
    »Fühlst du dich ein bisschen überrumpelt?«
    Aber wieso denn?
    Etwa weil

meine Wohnung verwüstet ist,
auf meinem Herd ein niedliches Haustier brutzelt,
oder weil meine Schwester vielleicht gerade dabei ist, niemand Geringeren als meinen Hugh Grant abzuschleppen?

    »Nein, nein. Überhaupt nicht. Fühlt euch alle wie zuhause!«
    »Das stört dich alles wirklich nicht?«, fragt sie und blickt diskret Richtung Philippe.
    »Nein.«
    Nein, wenn ich genau darüber nachdenke: wirklich nicht.
    #
    Eine Stunde später
    In Jules Zimmer
    »Julchen, willst du wirklich gar nichts essen?«
    »Nein, kein Hunger!«
    »Auf Kaninchen?«
    »Nein, auf ga nix. Die sollen alle wieder weggehen. Dieser Philippe ist doof, und Tante Betty ist auf einmal so komisch, und Oma hat ein Kaninchen getötet und …«
    »Nein, nur gebraten.«
    War das jetzt ein Trost?
    »Bääääääh!«
    Nein, der falsche Text.
    »Wo schläft Oma eigentlich?«
    »Gute Frage. Im Hotel?«
    Hoffentlich.
    »Und Tante Betty?«
    »Auch.«
    »In demselben?«
    »Keine Ahnung, bei deiner Tante läuft jedenfalls unter drei Sternen nichts.«
    »Hä?«
    »Bettina übernachtet nur in den besten Hotels. Und die bekommen Sterne.«
    »Dann hat unser Bauernhof bestimmt gaaaaanz viele Sterne.«
    »Na ja, ich weiß nicht.«
    Von Michelin sicher nicht.
    »Doch! Da war es sooo toll«, schwärmt Jule jetzt und drapiert Napoleon und Jean Tout Court um ihr Kopfkissen herum. »Ich will da wieder hin.«
    Ich auch.
    »Ja, das war ein gelungener Ausflug. Schade, dass er vorbei ist. Aber wir haben ja noch die schönen Erinnerungen daran, nicht wahr?«
    »Stimmt. Duhu, Mama? Du findest Eric doch nett, oder?«
    »Äh, na ja … Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Nur so. Und?«
    »Ja, Chloés Vater ist tatsächlich etwas umgänglicher, als ich zunächst dachte. Etwas eigenartig, aber sympathisch, natürlich ziemlich ungehobelt und schroff, aber dabei doch – ja, liebenswert. Eine vielschichtige Persönlichkeit, die wahrscheinlich eine interessante Geschichte hat, die es …«
    »Mama?! Ich versteh ga nix. Können Chloé und ich jetzt Schwestern werden? So in echt, meine ich.«
    »Jule, die Frage stellt sich eigentlich nicht.«
    »Hä? Habe ich doch aber gerade.«
    #
    Kurz darauf
    Im von Feng-Shui verschonten Bad (fest installiert, uff)
    Auf dem Weg ins Bad habe ich eben einen Blick
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