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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller
Autoren: Greg Iles
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Partner, hatte Eve Sumner einmal erwähnt. Im Zusammenhang mit Sex, wenn er sich recht entsann. Andererseits hatte fast alles, worüber Cole sprach, mit Sex zu tun oder besaß zumindest einen sexuellen Beiklang.
    »Ich glaube, Cole hat sie mal erwähnt.«
    »Da wette ich drauf. Evie kommt ziemlich herum, nach allem, was man so hört.«
    Waters blickte auf seine Frau und wunderte sich über ihre Veränderung. Vor ein paar Jahren hatte sie niemals solche Kommentare abgegeben ... oder vielleicht doch, und es war nur ihr Tonfall, der sich verändert hatte. In ihrer Stimme schwang eine Bitterkeit mit, die zu ihrer herben, ja strengen Miene passte. Vor vier Jahren war das lächelnde, mädchenhafte Aussehen, das Lily sich bis zum Alter von 35 bewahrt hatte, praktisch über Nacht verschwunden, und ihre hellen Augen hatten sich zu einem fast düsteren Blau getrübt. Waters hatte sogar das Datum im Kopf, obwohl er sich nicht gern an den Grund für die Veränderung erinnerte.
    »Wie alt ist sie?«, fragte er.
    »Wie alt schätzt du sie?«
    Vorsicht, Minenfeld. »Ich würde sagen ... zweiundvierzig?«
    Lily prustete. »Eher zweiunddreißig. Wahrscheinlich will sie uns das Haus unterm Hintern weg verkaufen. Das macht sie immer so.«
    »Unser Haus ist nicht zu verkaufen.«
    »Leute wie Eve Sumner sind der Meinung, alles hat seinen Preis.«
    »Hört sich nach Cole an.«
    »Ich bin sicher, die beiden haben viel gemeinsam.« Lily warf ihm einen Blick zu, der besagte: Ich bin sicher, Cole hat mit ihr geschlafen. Was ein Problem für Waters darstellte, da sein Geschäftspartner – zumindest nominell – ein glücklich verheirateter Vater von drei Kindern war. Doch an dieses Problem war er gewöhnt. Cole Smith hatte seine Frau betrogen, seit die Flitterwochen vorüber waren, aber er hatte seine Affären nie zu einem ehelichen Konflikt ausarten lassen. Coles chronische Schürzenjägerei war offenbar vor allem ein Problem für Waters, der sich selbst häufig gezwungen sah, einen Freund und Partner decken zu müssen, dessen Tun er verurteilte. An einem anderen Tag hätte er Lilys Vermutung vielleicht mit einem skeptischen Grunzen beantwortet, doch in letzter Zeit war Waters’ Geduldsfaden für seinen Partner merklich dünner geworden.
    Auf dem Highway 61 überholte er einen langsamen Holztransporter und versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Da war ein leichtes Summen tief in seinem Hirn, ein sorgenvolles Summen, ausgelöst durch Eve Sumners Lächeln. Dieses Lächeln schien direkt aus Waters’ Vergangenheit zu kommen, und das eine Wort, das sie lautlos gesprochen hatte, hallte in einem dunklen Winkel seines Herzens wider. Bald ...
    »Verdammt«, murmelte er vor sich hin.
    »Was?«, fragte Lily.
    Er blickte auffällig auf seine Armbanduhr. »Die Jackson-Point-Quelle. Cole hat angerufen und gesagt, es könnte um drei Uhr morgens so weit sein. Wahrscheinlich muss ich die Quelle heute Abend loggen.« Das Loggen war eine der wichtigsten Aufgaben eines Erdöl-Geologen: das Lesen und Auswerten komplexer Messdaten, die ein spezielles Instrument vom Grund einer frisch gebohrten Quelle übermittelte, um festzustellen, ob es dort Öl gab. »Ich muss noch ein paar Dinge im Büro erledigen, bevor ich zum Bohrturm rausfahre.«
    Lily seufzte. »Warum fährst du nicht jetzt dort vorbei und holst deine Karten und die Aktentasche? Dann kannst du deine Anrufe von zu Hause aus erledigen.«
    Waters wusste, dass sie diesen Vorschlag ohne große Hoffnung gemacht hatte. Es war für ihn eine Art Ritual, seine Zeit alleine zu verbringen, bevor er eine Quelle loggte. Die meisten Geologen hielten es so, und heute war Waters dankbar dafür.
    »Ich bin höchstens eine Stunde fort«, sagte er und verspürte einen Stich der Schuld. »Ich setze euch beide ab und komme nach Hause, so schnell ich kann.«
    »Oh, Daddy!«, protestierte Annelise. »Du musst mir bei den Hausaufgaben helfen.«
    Waters lachte. Seine Tochter brauchte keine Hilfe bei den Hausaufgaben; sie hatte es nur gern, wenn er in der Stunde, bevor sie ins Bett musste, bei ihr saß. »Ich bin zurück, ehe du dich versiehst.«
    »Ich weiß, was das heißt.«
    »Ich verspreche es.«
    Annelises Gesicht hellte sich auf. Ihr Vater hielt seine Versprechen.
    Lily und Annelise winkten Waters hinterher, als er von Linton Hill losfuhr – dem Haus, das nicht zum Verkauf stand. Es war ein Haus aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, das Waters fünf Jahre zuvor vom Erlös einer Quelle in Franklin
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