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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller
Autoren: Greg Iles
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ihre Arme um die Taille ihres Vaters geschlungen, während der Sattel unter ihr auf und ab sprang. Sie roch den Schweiß des Pferdes und den Schweiß ihres Vaters, vermischt mit dem beißenden Geruch nach Zigaretten und kaltem Leder. Der Ledergeruch ging in den Geruch von frisch gemähtem Gras über, und dann rannte sie, ihre Lunge brannte, und ein Stich in ihre Seite schrie Stopp! Aber sie hielt nicht an. Sie setzte weiter einen Fuß vor den anderen und vergrößerte den Abstand zwischen sich und dem Mädchen auf dem zweiten Platz immer mehr. Sie war erst in der zehnten Klasse und lag beim Dreitausendmeterlauf der Landesmeisterschaften in Jackson vorn. Sie hörte, wie der Wind die Papiernummer gegen ihre Brust peitschte und ein entferntes Tosen, die Menschen, die ihren Namen riefen: Lil-lie, Lil-lie ... Sie lief noch schneller, und dann verwandelte sich der Sportplatz in eine andere Kirche, und sie rannte in einem weißen Kleid durch die Türen, während ihr Reis um den Kopf flog. John half ihr in eine Pferdekutsche, die darauf wartete, sie zu ihrem Hochzeitsempfang nach Stanton Hall zu bringen. Ihre Mutter und ihr Vater winkten, und John fasste ihre Hand, als würde er sie nie wieder loslassen. Seltsamerweise führte die Straße in ein Schlafzimmer, wo John mit leuchtenden Augen beobachtete, wie sie ihr Brautkleid über einen Stuhl legte und in ihr Hochzeitsbett stieg. Sie legte sich entspannt in die Kissen, vollkommen glücklich, und dann durchbohrte sie ein furchtbarer Schmerz. Annelise kam, und die Krankenschwester schrie sie an: Pressen! Pressen! Sie hörte einen Klaps und einen Schrei, der Klang des Lebens aus ihrem eigenen Körper. Unbeschreibliche Freude erfüllte ihr Herz, und dann nahm die Krankenschwester ihr Annelise weg, und der Arzt sah sie an. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von Freude zu Besorgnis, und seine Stimme war ernst: Der Fötus leidet bereits unter Hydropsie, Lily. Er kann in Ihrem Körper nicht überleben, außerhalb Ihres Körpers aber auch nicht ... Und dann das schreckliche Geräusch des langsamer werdenden Herzschlags, wie ein kleiner Junge, der mit aller Kraft versucht, eine Trommel zu schlagen, aber ermattet, so sehr er auch weiterspielen möchte, während Lily schrie und ihre Mutter mit ihr sprach, als wäre sie selbst ein Baby, und der Trommelschlag verlangsamte sich weiter, wurde immer leiser, bis er zu einer Stille wurde, so schwarz und tief, dass nichts wieder aus ihr zurückkehrte. Dorthin ging sie jetzt, in diese Stille. Ohne Farbe, ohne Echo, ohne Wärme, ohne Liebe ...
    Aus der tiefsten Kammer ihres Herzens brach eine Macht, die stärker war als alles, das Lily je gekannt hatte, und erfüllte ihren Körper und ihre Seele mit dem Willen zu leben. Sie schrie – eine Explosion von Luftblasen, die ins blaue Licht aufstiegen und in deren Mitte eine weiße Sonne schien.
    Der Acura war von der Seite aufs Heck gekippt, und das Wasser hatte sich zurückgezogen. Lily saugte die Lungen voll Luft und starrte auf ihr ans Lenkrad gefesseltes Handgelenk. Bald würde sie unter die Oberfläche sinken, verloren für die Welt.
    Mallory hatte versucht, sich zu befreien, und war gescheitert. Das Bild eines Tranchiermessers schoss Lily in den Kopf, doch das Messer war noch im Motelzimmer bei Cole. Ich könnte mir die Hand sowieso nicht abschneiden, dachte sie, ich würde ohnmächtig. Sie zog wieder an der Handschelle. Das eigentliche Problem ist mein Daumen. Sie riss das Handschuhfach auf und verstreute Papiere im ganzen Wagen. Da war ein Plastik-Eiskratzer, aber kein Messer. Panik schnitt ihr die Luft ab. Als sie auf ihren Daumen starrte, der von Mallorys Bemühungen, sich zu befreien, angeschwollen war, sah sie die zerbrochene Maglite im Schoß liegen.
    Sie nahm die schwarze Röhre in ihre freie Hand. Es war nur eine Batterie darin. Sie verkeilte das Rohr zwischen ihren Beinen und tastete blind auf dem Boden des Autos herum. Ihre Hand schloss sich um eine Batterie. Sie hob sie auf und steckte sie in die Röhre, dann nahm sie das offene Ende fest in die Hand und drosch den Behelfsknüppel mit all ihrer Kraft auf die Wurzel ihres Daumens.
    Schmerz explodierte durch ihren Körper, sengend heißer, unvorstellbarer Schmerz. Tränen strömten aus ihren Augen, als sie nach Atem rang. Sie konnte es unmöglich ertragen, das noch einmal zu tun. Aber es nicht zu tun bedeutete den Tod. Das Auto neigte sich nach links, und Wasser schwappte um ihre Hüften. Wieder hieb sie die Maglite nach unten, und ihr
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