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Eternity

Eternity

Titel: Eternity
Autoren: Cabot Meg
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erforderte.
    Lucien bemühte sich, wieder ruhig zu werden. Seine Lieblingsmusik – ein Stück von Tschaikowsky – drang aus den Lautsprechern seiner Musikanlage, die in der Halle stand. Er hatte sie in den USA erworben und mit enormem Kostenaufwand nach Rumänien schicken lassen. Ein qualitativ guter Klang war ungeheuer wichtig für ihn.
    Und er hatte eine der wirklich exquisiten Flaschen Bordeaux aus seiner Sammlung geöffnet und ließ ihn auf der Küchenanrichte atmen. Er konnte das Tannin quer durch den Raum riechen. Der Duft war beruhigend …
    Trotzdem ging er nervös im großen Saal auf und ab. In dem riesigen Steinkamin an einem Ende des Raumes prasselte ein
Feuer, und die ausgestopften Köpfe der verschiedenen Tiere, die seine Vorfahren getötet hatten, schauten von den Wänden auf ihn nieder.
    »Drei?«, grollte er in den Laptop, der auf dem langen, geschnitzten Holztisch mitten im Saal stand. »Drei tote Mädchen? Und alle in den letzten Wochen? Warum bin ich nicht informiert worden?«
    »Mir war nicht klar, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab, Mylord«, sagte die leicht ängstliche Stimme aus dem Computer auf Englisch.
    »Drei ausgeblutete Leichen, die nackt in verschiedenen Parks lagen?« Lucien machte erst gar nicht den Versuch, den Sarkasmus in seiner Stimme zu verbergen. »Voller Bisswunden? Und dir war nicht klar, dass es eine Verbindung gab? Ich verstehe.«
    »Anscheinend will die Polizei verhindern, dass in der Stadt Panik ausbricht«, erwiderte die Stimme ängstlich. »Ich wusste nichts von den Bisswunden, bis heute Morgen ein Foto auftauchte …«
    »Und was hat man bisher unternommen«, fragte Lucien, ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen, »um den Täter dieser grässlichen Verbrechen zu finden?«
    »Jeder, mit dem ich bisher gesprochen habe, gibt vor, nichts zu …«
    »Dann redest du anscheinend nicht mit den richtigen Leuten. Oder jemand lügt.«
    »Ich … ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand wagen würde«, sagte die Stimme zögernd. »Sie wissen ja alle, dass ich in deinem Namen spreche, Sire. Ich habe das Gefühl … wenn du erlaubst, Sire … nun, das ist keiner von uns. Keiner, den wir kennen.«
    Lucien blieb stehen.

    »Das ist unmöglich«, sagte er gepresst. »Es gibt niemanden, den wir nicht kennen.«
    Er drehte sich um und griff nach der Weinkaraffe, die mit der rubinroten Flüssigkeit gefüllt war. In der geschliffenen Kristallwölbung spiegelten sich die Flammen des Kaminfeuers.
    »Es ist einer von uns«, fuhr Lucien fort und atmete tief den erdigen Duft des Bordeaux ein. »Jemand, der sich und seine Gelübde vergessen hat.«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte die Stimme nervös. »Das würde niemand wagen. Jeder weiß um die Folgen eines solchen Verbrechens unter deiner Herrschaft. Es wird gnadenlos und streng bestraft.«
    »Nichtsdestotrotz.« Lucien beobachtete, wie die Flüssigkeit innen einen roten Film auf dem Glas hinterließ, als er die Karaffe schwenkte. »Jemand bringt grausam menschliche Frauen um und lässt ihre Leichen liegen, damit sie entdeckt werden.«
    »Er bringt uns alle in Gefahr«, stimmte die Stimme aus dem Laptop zögernd zu.
    »Ja«, sagte Lucien. »Und völlig unnötig. Wir müssen ihn finden, ihn bestrafen und ihm Einhalt gebieten. Und zwar dauerhaft.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte die Stimme. »Nur … wie? Wie sollen wir ihn finden? Die Polizei … meine Informanten … haben mir gesagt, die Polizei hätte nicht eine einzige Spur.«
    Luciens perfekt geformte Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Die Polizei«, sagte er. »Ah, ja. Die Polizei.« Er blickte auf das Gesicht auf dem Laptopmonitor. »Emil, besorg mir eine Unterkunft. Ich komme in die Stadt.«
    »Sire?« Emil blickte ihn erschreckt an. »Du? Bist du sicher? Das wird doch bestimmt nicht …«
    »Ich bin mir sicher. Ich werde unseren mordenden Freund finden. Und dann …«

    Lucien öffnete seine Finger und ließ die Karaffe auf die Fliesen fallen. Die Kristallkugel zerbarst in tausend Stücke, und der blutrote Wein lief auf den Fußboden, auf dem sein Vater vor Jahrhunderten die Köpfe so vieler Bediensteter zerschmettert hatte.
    »Ich werde ihm persönlich zeigen, was passiert, wenn jemand wagt, sein Gelübde mir gegenüber zu brechen.«

6
    Dienstag, 13. April, 10.30 Uhr
ABN Gebäude
520 Madison Avenue, New York
     
     
    Meena schlang gerade ihren Bagel herunter, als Paul, einer der Redakteure, seinen kahlen Schädel zur Tür hereinsteckte.
    »Ich habe jetzt
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