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Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Titel: Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Autoren: V. K. Forrest
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Bürger kam Victor oft am Abend hierher, um frische Luft zu schnappen und ein bisschen »fern zu gucken«, wie er es gern nannte. Er hatte nichts für die Souvenirläden, die Spielhalle oder das mittlerweile antike Karussell übrig. Er kaufte keine frische Limonade im Pappbecher oder heißes, süßes Schmalzgebäck. Er kam, um die menschlichen Touristen zu beobachten und sich vielleicht wehmütig daran zu erinnern, wie sein Leben einst gewesen war.
    »Du lässt dich also wirklich da reinstecken, was?« Victor wies mit dem Kinn auf die Uniform. Er breitete seine spindeldürren Arme über die Rückseite der Holzbank und lehnte sich an.
    Fin wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Was entschieden war, war entschieden. Zum Glück brauchte Victor keinen Gesprächspartner, nur einen Zuhörer für eine weitere seiner Schimpftiraden.
    »Dein nichtsnutziger Bruder verdient überhaupt nicht so viel Aufmerksamkeit. Die ganze Stadt schlägt Purzelbäume, nur um dem Herrn einen Gefallen zu tun.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte es erst nicht glauben, dass Mary Kay dich beschwatzt hat, mit ihm von ihrer Pension in dieses Loch von Ferienhaus zu ziehen, damit er nicht wieder irgendwo reinschlittert.«
    »Meine Mutter hat mich zu gar nichts
beschwatzt
«, protestierte Fin. Aber sie wussten beide, dass Victor recht hatte. Mary Kay Kahill war sicherlich begabt in diesen Dingen, und Fin war definitiv ihrer Masche erlegen. Nun ja, vielleicht nicht erlegen – er hatte sich vielmehr ergeben. Es fiel ihm schwer, seiner Mutter etwas abzuschlagen, besonders, wenn es um Regan ging. Sie hatte die Sorgen nicht verdient, die ihr der sechs Minuten jüngere Sohn oft machte. »Ma brauchte unsere Zimmer. Die Pension läuft hervorragend; sie ist den ganzen Sommer komplett ausgebucht.«
    »Lüg dir selbst was vor, wenn du willst, aber nicht mir, Freundchen.« Victor zeigte auf den Ramschladen. »Wer ist denn die Lady mit den langen Stelzen?«
    Fin sah über die Schulter zurück, in der Hoffnung, Elena zu erblicken, aber sie hatte das Geschäft noch nicht wieder verlassen. Dann begriff er, dass Victor ihn im Gespräch mit ihr beobachtet haben musste. Trotz seines nachlassenden Gehörs und Augenlichts entging ihm nicht viel.
    Fin sah auf den alten Mann herunter und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Eine Touristin.«
    Misstrauisch schielte Victor quer über die belebte Promenade zum Laden hinüber. »Da stimmt was nicht. Ihr Aufzug gefällt mir nicht.«
    Fin runzelte die Stirn und sah auf die Uhr. Die Menge begann sich zu verlaufen. Eltern brachten ihre quengelnden Kinder zurück ins Hotel, Ferienhaus oder in die Pension, um sie nach einem langen Tag im Sand und an der Sonne in die Badewanne und dann ins Bett zu stecken. Seine Schicht ging um elf zu Ende, eine halbe Stunde nachdem die Läden schlossen. Bis dahin war es wenig mehr als zwei Stunden; bestimmt würde er diese Zeit auch noch rumkriegen. Zwei Stunden und elf Wochen. Nur noch elf Wochen bis Labor Day.
    Fin sah auf Victor, der noch immer die Ladenzeile nicht aus den Augen ließ. »Dir gefällt niemand, Vic. Ausgenommen vielleicht Mary McCathal … nach allem, was man so hört.«
    Es ging das Gerücht, dass Victor ein Techtelmechtel mit Mary hatte, der Witwe des früheren Postmeisters. Bobby war eines der ersten Opfer der Enthauptungsserie zwei Sommer zuvor gewesen. Da sein Kopf vom Rumpf abgetrennt worden war, konnte er nicht wiedergeboren werden. Seiner Frau war es per Clangesetz nicht gestattet, wieder zu heiraten. Sie würde in alle Ewigkeit Witwe bleiben müssen.
    Victors blaue Augen, vom Alter und vom salzigen Klima verblasst und fast grau geworden, blitzten Fin jetzt giftig an. »Die Leute in dieser verdammten Stadt reden zu viel«, grollte er. »Haben die nichts Besseres zu tun, als ihre Nase in meine Angelegenheiten zu stecken?«
    Fin grinste. »Das heißt, dass du und Mary –«
    »Das heißt, dass du deine Nase aus meinen Angelegenheiten raushältst, Junge!« Er blickte zu Fin hoch. »Hast du nichts zu arbeiten – ein paar Kriminelle einbuchten vielleicht? Die Straßen für Steuerzahler wie mich sicherer machen?«
    »Einen schönen Abend noch, Victor.« Fin wandte sich zum Gehen. Da hörte er das Windspiel über der Tür des Ramschladens. Er konnte einfach nicht anders, er musste hinsehen. Und tatsächlich: Elena Ruffino mit ihren langen, gebräunten Beinen und ihrem herrlich schlanken Nacken verließ gerade das Geschäft.
    Fin ging ein Stück die Promenade entlang und
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