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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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hilfloses, sterbliches
Patenkind einfach viel zu weit weg von zu Hause lebte. Aber Nika hauste
schließlich nicht in der 1970ger Bronx, und all die Unsterblichen, die über sie
Bescheid wussten, mussten endlich einmal vergessen, unter welchen Umständen sie
ins Leben gezerrt worden war. Manchmal war ein Unglück eben einfach nur ein
Unglück. Nicht jeder Mord hatte irgendetwas mit Nika Devon, alias Nika Brand zu
tun.
     
     
    „Alter, warst du
das mit dem Stunt?“
    Mendez´ Stimme
so dicht hinter ihm, überraschte Daniel. Zugegebenermaßen hatte Nikas
Beinahesturz seine Aufmerksamkeit beansprucht, dennoch hätte er seinen
Verfolger bemerken müssen. Sogar ein Normalsterblicher hätte das, denn Mendez´
Schritte glichen eher denen eines Elefanten als denen eines zum Engelsblüter
umgewandelten.
    Unachtsamkeiten
dieser Größenordnung durften sich keinesfalls wiederholen, selbst wenn sie
unbemerkt blieben. Zu Daniels Glück hatte sein schwachsinniger Beobachter
offensichtlich nicht begriffen, wem genau Daniel soeben geholfen hatte.
Andernfalls würde er wohl kaum derart gelassen dastehen, die Hände in den
Jackentaschen, ein einfältiges Grinsen im Gesicht.
    Der Regen
verflüssigte das Gel in Mendez´ kurzem, dunklem Haar. Der Hüne war in etwa so
nass, wie Daniel sich fühlte.
    „Was geht es
dich an, was ich tue?“
    „Bleib locker,
Miller. Gefällt dir die Schnecke etwa?“
    „Nein.“ Daniel
drehte sich um und ging. Sein Zweitschatten folgte ihm erwartungsgemäß.
    „Warum hast du´s
dann gemacht?“
    „Wie wäre es
damit: jeden Tag eine gute Tat.“
    „So pfadfindermäßig,
oder was? Du bist echt krass, Alter.“
    Ja. Echt krass.
Daniel biss die Zähne zusammen.
    „Ich hoffe, mein
Helfersyndrom wird dir nicht den ganzen Tag über Kopfzerbrechen bereiten.
Andernfalls solltest du dem Mädchen besser folgen und es vor einen einfahrenden
Zug stoßen, um uns von diesem Thema zu erlösen.“
    Mendez lachte
auf. Die unerschütterliche, stumpfe Frohnatur. Selbstverständlich ging er nicht
Nika nach, sondern stampfte weiter durch diese Sintflut, die vom Himmel
prasselte. Mendez blieb in Daniels Windschatten, so als wäre das eine Sportart.
    „Wann werde ich
erfahren, ob ich mich durch den Mord in der vergangenen Nacht für euren
erlauchten Zirkel qualifiziert habe?“
    „Jetzt mach mal
keinen Stress, Alter. Der Chef sagt, wir gucken, was passiert. Dieser Devon-Typ
sollte ziemlich austicken, wenn du sein kleines Mädchen erwischt hast.“
    Daniel blieb
abrupt stehen. Mit der Reaktionsfähigkeit eines rasenden LKWs prallte Mendez
gegen seine Schulter. Als Daniel weiterging, setzte auch er sich wieder in
Bewegung.
    „Mendez. Wenn
Nika Devon vergangene Nacht nicht gestorben ist, weshalb hat man sie dann in
einem Leichenwagen abtransportiert?“
    „Alter, der Chef
sagt, wir warten, also warten wir. Oder hast du was Besseres vor?“
     
    In der Tat, das
hatte Daniel. Wann also würde es endlich zu einer Audienz bei dem
Geistesgestörten kommen, dessen Mordauftrag an dem Engelskind soeben mit nichts
Geringerem als Krieg beantwortet wurde? Allmählich war Daniel der Katz- und
Mausspiele überdrüssig.
    „Ich denke, es
ist Zeit, mich zurückzuziehen. Ihr wisst, wie ihr mich erreicht.“
    Aber Mendez´
Finger umklammerten seinen Oberarm.
    „Nicht so eilig,
Miller. Wir machen jetzt erstmal einen drauf, du und ich.“
    Ausgeschlossen.
    „Nein, danke.
Vielleicht ein andermal.“
    Aber der Druck
auf Daniels Arm verstärkte sich, so als wollten Mendez´ Finger sich durch den
triefenden Stoff seiner Jacke und durch seine Haut hindurchbohren, vielleicht
sogar durch die Muskeln und Sehnen bis in den Knochen.
    So würde das
allerdings nichts werden. Dazu bedurfte es einer ganzen Menge mehr. Daniel
schluckte seinen Ärger hinunter. Er hätte Mendez´ Hand leicht zu Brei
zerquetschen und gleichzeitig den Rest seines Körpers auf die gegenüberliegende
Straßenseite schmettern können, nur war es zum gegenwärtigen Zeitpunkt
unerlässlich, sich in Geduld zu üben. Mendez´ nahezu selbstmörderische
Beharrlichkeit legte den Schluss nahe, dass der Strohkopf sich in keinster
Weise über Daniels Fähigkeiten im Klaren war. Das war keine allzu große
Überraschung; nur wenige wussten, wo die Grenzen seiner Möglichkeiten
verliefen. Und so würde es vorerst auch bleiben. Also nickte er.
    „Na schön. Gehen
wir etwas trinken.“
    Mendez´ Hand
fiel von ihm ab und Daniel trottete in scheinbarer Ergebenheit hinter ihm her.
    Es blieb ihm
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