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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition)
Autoren: Siba Shakib
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auf.
    Deinetwegen hat mein Mann mich behandelt wie ein Stück lebloses Fleisch, faucht Sahra und spürt noch immer die groben Hände und rücksichtslosen Begierden ihres Mannes.
    Ein Kind nach dem anderen hat er ihr in den Bauch gepflanzt, die Hälfte hat Gott ihr genommen, noch als sie in Sahras Körper waren, die anderen hat die Dürre gefressen.
    Was willst du von mir?, schimpft Sahra, richtet ihr Kopftuch und schämt sich, weil es nur noch ein zerschlissener Fetzen ist, mit dem sie ihr Haar zu bedecken und ihren letzten Anstand zu wahren versucht.
    Bist du dieselbe Leibeigene?, fragt der Reiter Hodjat, dieselbe, die ich vor acht oder neun Sommern gesehen habe?
    Nein, fährt Sahra ihn an, wundert sich über ihren Mut, dem Mann ins Gesicht zu sehen und mit ihm zu schimpfen. Nein, sagt sie, damals hatte ich eine Menge zu verlieren. Ich war jung und dumm und hatte vom Leben und Männern wie dir keine Ahnung. Heute, mein Herr, habe ich nichts mehr zu verlieren, aber ich weiß, aus welcher Richtung das Leben kommt und in welche Richtung es geht. Und ich weiß, dass nach allem, was geschehen ist, es deine verdammte Pflicht gewesen wäre, dich um mich und meinen Eskandar zu kümmern.
    Wo ist dein Mann?
    Ohne den Reiter aus den Augen zu lassen, deutet Sahra hinter sich zum Friedhof.
    Hodjat verzieht das Gesicht, als hätte er Schmerzen. Ich habe mir die Begegnung mit dir so oft vorgestellt, dass es mir vorgekommen ist, als hätte ich sie wirklich erlebt.
    Hilf mir wenigstens jetzt, sagt Sahra und zeigt auf ihren Fuß.
    Es gefällt ihr, wie der ehrbare Reiter vor ihr in die Knie geht und gezwungen ist, ihren schmutzigen Fuß anzufassen, und sie malt sich aus, wie leicht es wäre, ihm mit ihrem weißen Stein den Schädel einzuschlagen.
    Als hätte er die Worte geübt, sagt Hodjat, ich wollte mir selbst und der Welt beweisen, dass ich ein gläubiger und anständiger Mann bin, der die Gesetze des Propheten befolgt. Ich wollte anders sein als die anderen Reiter, Mullah und der Arbab.
    Anständig? In aller Öffentlichkeit hast du mich angesehen und sogar angefasst. Mein Mann hat seine Ehre verloren, Nachbarn haben hinter seinem und meinem Rücken gesprochen. Zum Teufel mit dir, du hast mein Leben zerstört.
    Dein Mann hätte besser auf dich achtgeben sollen, schimpft Hodjat und gerät so sehr in Rage, dass Sahra sich nun doch fürchtet und ihren Stein fester umfasst.
    Schließlich ist es das Gesetz Gottes. Der Prophet sagt, der Mann soll seinen Besitz schützen und seine Mutter, seine Ehefrauen, Sklavinnen und Töchter unter der Pardeh, dem Hedjab, dem Schleier, im Zelt, hinter Mauern und Türen halten. Damit der Blick eines Fremden sie nicht treffe, ein Fremder sie nicht berühre oder sich gar mit ihr vereine. Ist ein Mann dazu nicht imstande, verliert sie und somit ihr Besitzer seine Ehre, flucht Hodjat.
    Sahra zieht und zerrt an ihrem Fuß, rutscht nur noch tiefer in die Erde und hat noch mehr Schmerzen.
    Zum Schutz und zur Aufwertung der Frau hat der Prophet das verkündet. Hodjat fuchtelt mit erhobenem Zeigefinger herum und schimpft. Damit die Männer aufhören, die Frauen zu benutzen, sich mit ihnen zu vergnügen und sie dann in der Wüste auszusetzen, wo sie von wilden Tieren gefressen werden oder anderen Männern zum Opfer fallen. Hodjat sieht Sahra wütend an. Der Mann soll eine Frau ehelichen, bevor er sich mit ihr vereint, selbst wenn es nur für einen Tag ist oder kürzer. Du aber bist verheiratet gewesen und hast sogar ein Kind in deinem Bauch getragen. Was hätte ich tun sollen?
    Ich kenne keinen Mann mit dem Namen Prophet, und ich habe genug von allen Männern dieser Erde, schimpft Sahra. Ich warte nur darauf, dass der Barmherzige mich aus dieser Welt und von euch Männern befreit. Und jetzt mach und hol endlich meinen Fuß heraus.
    Du bist eine einfache Leibeigene, ich verurteile dich nicht, und Gott wird dir ebenfalls vergeben, dass du keine Ahnung von der Welt, dem heiligen Islam, dem ehrwürdigen Propheten und dem Koran hast.
    Was willst du überhaupt von mir?
    Ich bin auf der Flucht.
    Warum hast du mich damals nicht mitgenommen?
    Ich wollte nicht, dass es dir ergeht wie meiner Mutter.
    Deine Mutter? Was habe ich mit deiner Mutter zu tun?
    Hodjat sieht Sahra nicht an. Sie ist wie du eine Leibeigene gewesen, sagt er. Der Arbab hat sie zu sich in sein Haus geholt, als sie noch ein kleines Mädchen war.
    Endlich befreit Hodjat Sahras Fuß, sie sinkt erschöpft zu Boden, reibt sich ihren schmerzenden Knöchel und
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