Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman
Autoren: Frank Spilker
Vom Netzwerk:
Antwort, aber Dimitri und Nick haben sich bereits wutschnaubend vor meinem Schreibtisch postiert. Es fängt mit einer Kunstpause an, weil sie erst mal Luft holen müssen. Dann bricht es aus Nick heraus: »Du bist echt so ein Sack, Troppelmann!«
    Diesen Move hat er auch auf der Bühne drauf: Er beruht auf einem unfehlbaren Gefühl für Timing, mit dem man sich Aufmerksamkeit verschafft.
    »Was ist denn los?«
    Als Antwort bekomme ich ein wildes Durcheinander gleichzeitig hervorgebrachter Versionen eines heftigen Zerwürfnisses. Ich vermute, ein Streit zwischen ihnen und Hausmeister Schröter ist eskaliert. Das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen dem Studio und dem angrenzenden Swinger Club war schon immer von Schwierigkeiten getrübt. Da das Tonstudio trotz der an die Wände geklebten Eierpappen immer noch mächtig Lärm macht, haben sich Schröter und die Techno-Freaks auf bestimmte Zeiten verständigt, in denen man laut sein kann, ohne die sensiblen Gäste nebenan zu verstören. Aber auch das Be- und Entladen des Studios und der rege Besucherstrom stören Schröter zunehmend. Dimitri und seine Kumpels haben eine Gegenstrategie entwickelt, die darin besteht, den Swinger-Club-Betreiber auf die nicht ganz legale Natur seines Geschäfts hinzuweisen. Immer wieder äußern sie Zweifel, ob die älteren Herren, die sein Etablissement besuchen, wirklich alle »Swinger« seien. Das bringt ihn zur Weißglut, aber manchmal auch zum Einlenken.
    »Stimmt es, oder stimmt es nicht?«, blafft Nick.
    – – –
    Ich habe keine Ahnung, was er meint, denn ich habe den letzten Teil ihrer Ausführungen verpasst.
    »Na, das mit dem Vertrag – dass der ausläuft?«
    »Ach so, du meinst unseren Mietvertrag? Ja klar, das müsste demnächst so weit sein. Aber der endet sowieso alle fünf Jahre und wird dann immer wieder verlängert, so wie alle Standardverträge für Gewerberäume. Das weißt du doch.« Tatsächlich würde eine erneute Verpflichtung schwerer auf meinen Schultern lasten, als ich ihm gegenüber bereit bin zuzugeben.
    »Ja, aber ihr habt ihn nicht rechtzeitig zurückgeschickt!« Mit »ihr« meint er natürlich nur mich.
    »Das kann gar nicht sein«, sage ich betont ruhig, kann aber nicht verhindern, dass mein Blick unsicher auf den Stapel ungeöffneter Briefe fällt.
    Das wiederum entgeht Martin nicht. Er hat sich lauernd im Türrahmen postiert und sieht in seinem alten Wollpullover aus wie ein zerfledderter Waschlappen mit stechendem Geruch. Bisher hat er nichts gesagt. Doch jetzt nutzt er die Gelegenheit, um mit aller Boshaftigkeit, die ihm zur Verfügung steht, zuzuschlagen. »Ja, wenn man nicht mal mehr seine Post liest …«

3
    Ich fühle mich in einer Zahlenreihe gefangen. Vielleicht bin ich die Drei, dann wäre das vor mir die Zwei und hinter mir die Vier. Aber wer ist dann das Mädchen neben mir? Sie trägt ein rotes Hemd, ich trage ein blaues. Ich soll ihre Hand halten, aber das will ich nicht. Ich will auch nicht die Drei sein. Ich möchte nicht mehr laufen. Die Sonne dröhnt über uns in ihrer ganzen Pracht, und unsere Füße wirbeln Staub auf. Auf meinem Rücken hängt ein Sack, dessen Riemen sich immer tiefer in die Schultern graben. Die Staubwolke weitet sich zu einem Sandsturm aus.
    Ein Wirbelwind brüllt mich an und klingt wie tausend Stimmen, die durcheinander schreien. Dann plötzlich wie das Kreischen von Affen, in deren Mäuler man Watte gestopft hat. Ich höre das Kampfgeschrei erst nur gedämpft, dann immer lauter. Irgendwann kann ich es nicht mehr ignorieren. Aber erst als ich einen Ruck von der Seite verspüre, wird das Bild klarer. Etwas hat mich berührt. Ein CD -Regal im Flur ist krachend umgestürzt. Nick hatte wohl das Gefühl, er müsse zum Ausgleich dafür, dass ihm ein Nachteil entstehen könnte, irgendetwas kaputt machen.
    Ich brauche zu lange, um mein Sprachzentrum wieder zu aktivieren. Als ich endlich so weit bin, etwas zu erwidern, sind sie längst fort. Das Regal muss wieder aufgestellt werden, es liegt mitten im Gang auf dem Weg zu den Toiletten. Seltsamerweise hat niemand Kenntnis von dem Vorgang genommen. Auch von mir nimmt niemand Kenntnis, und niemand kommt, um mir zu helfen, das Regal hochzuwuchten und die CD s aufzusammeln. Es ist eine mühsame Angelegenheit, weil auf einem der obersten Regalböden ganze Kartons mit Belegexemplaren und Promo- CD s gestanden haben. Etliche der leicht zerbrechlichen Hüllen sind nicht mehr zu gebrauchen. Ich stelle das Regal wieder auf und stopfe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher