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Erzählung

Erzählung

Titel: Erzählung
Autoren: Gabriel Marcel
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Schiffsmeister Stewart und der Midshipman Heywood, die beiden Officiere, welche Christian mit der gegen Bligh ausgesprochenen Verurtheilung verschont und gegen ihren Willen mitgenommen hatte, blieben in Mataval bei dem König Tippao, dessen Schwester Stewart bald darauf heiratete. Morrison und Millward begaben sich zu dem Häuptling Peno, der sie wohlwollend aufnahm. Die übrigen Matrosen verstreuten sich im Innern der Insel und gingen ebenfalls bald eheliche Verbindungen mit Tahitierinnen ein.
    Churchill und ein wüthender Narr Namens Thompson kamen, nachdem sie allerlei Verbrechen verübt, selbst miteinander in Streit. Churchill wurde dabei getödtet und Thompson von den Eingebornen gesteinigt. So endeten zwei der Meuterer, welche an der Rebellion den meisten Antheil genommen hatten. Die Anderen wußten sich dagegen durch ihre gute Aufführung bei den Tahitiern beliebt zu machen.
    Morrison und Milward sahen freilich immer das Richtschwert über ihrem Haupte hängen und konnten auf dieser Insel nicht ruhig leben, wo sie zu leicht entdeckt zu werden fürchteten. Sie beschlossen also, einen Schooner zu bauen, auf dem sie hofften, Batavia zu erreichen, um sich dann mitten in der civilisirten Welt zu verlieren. Mit acht ihrer Kameraden gelang es ihnen ohne andere Werkzeuge als mit denen des Zimmermanns nicht ohne Mühe, ein kleines Schiff herzustellen, das sie die »Resolution« tauften und in einer Bai hinter einem Landvorsprünge Tahitis, der Venus-Spitze, einstweilen anlegten. Die absolute Unmöglichkeit aber, sich Segel zu verschaffen, verhinderte sie, in See zu stechen.
    Während dieser Zeit cultivirte, im Gefühl ihrer Unschuld, Stewart einen Garten und sammelte Heywood Material zu einem Wörterbuch, das später den englischen Missionären sehr wesentliche Dienste leistete.
    Inzwischen waren achtzehn Monate vergangen, als am 23. März 1791 ein Schiff die Venus-Spitze umsegelte und in der Bai von Matavaï vor Anker ging Es war die von der englischen Regierung zur Verfolgung der Meuterer ausgesandte »Pandora«.
     

    Man ankerte auf der Rhede von Matavaï. (S. 207.)
     
    Heywood und Stewart eilten an Bord, gaben ihre Namen und frühere Stellung an und hoben natürlich hervor, daß sie an der Meuterei keinen Antheil gehabt hätten; man glaubte ihren Worten aber nicht, sondern legte sie in Ketten, so wie alle Anderen, deren man habhaft wurde, ohne auch nur eine Untersuchung vorzunehmen. Mit abscheulichster Unmenschlichkeit behandelt, mit Ketten belastet und immer von einer Kugel bedroht, wenn sie sich der tahitischen Sprache untereinander bedienten, wurden sie in einem nur elf Fuß langen Kerker eingesperrt, der auf dem äußersten Hinterkastell seinen Platz fand und den ein Liebhaber der Mythologie die »Pandora-Büchse« nannte.
    Am 19. Mai liefen die »Resolution«, die nun mit Segeln versehen worden war, und die, »Pandora« auf das Meer aus. Drei Tage lang kreuzten die Fahrzeuge zwischen dem Archipel der Freunde, wo man Christian und die übrigen Rebellen verborgen glaubte. Die »Resolution« leistete, weil sie nur geringen Tiefgang hatte, während dieses Kreuzzuges sogar sehr wichtige Dienste; sie verlor sich aber von dem anderen Schiffe in der Gegend der Insel Chatam, und obwohl die »Pandora« mehrere Tage lang in Sicht derselben blieb, hörte man doch von ihr und von den fünf Seeleuten, die sie führten, niemals ein Wörtchen wieder.
    Die »Pandora« hatte mit ihren Gefangenen den Weg nach Europa eingeschlagen, stieß aber in der Torres-Enge auf eine Klippe und versank fast augenblicklich mit einunddreißig Matrosen und vier der Rebellen.
    Die Mannschaft und diejenigen Gefangenen, welche sich aus dem Schiffbruche retteten, erreichten in der Nähe ein sandiges Eiland. Hier konnten Officiere und Matrosen sich nothdürftig unter einem Zelte bergen, während man die Meuterer, welche dem glühenden Sonnenbrande ausgesetzt waren, zur größeren Sicherheit und auch zur eigenen Erleichterung bis an den Hals in Sand eingrub.
     

    John Adams war der einzige Ueberlebende. (S. 212.)
     
    Einige Tage blieben die Schiffbrüchigen auf diesem Eilande, dann kamen sie mittelst der Schaluppe der »Pandora« nach Timor, wobei trotz der mißlichsten Umstände die strenge Bewachung der Gefangenen nicht einen Augenblick vernachlässigt wurde.
    Im Juni 1702 in England angekommen, wurden die Meuterer vor ein Kriegsgericht unter dem Vorsitze des Admirals Hood gestellt. Sechs Tage nahmen die Verhandlungen in Anspruch und endeten mit
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