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Erzählung

Erzählung

Titel: Erzählung
Autoren: Gabriel Marcel
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entledigen, sagte er, die sich dem Complot nicht angeschlossen hätten also nicht als verläßlich zu betrachten seien. Es sei nur allein auf Die zu rechnen, welche sich mit den vollendeten Thatsachen allseitig einverstanden erklären. Er selbst fühle noch die Knutenhiebe auf dem Rücken, die er erhalten, als er auf Tahiti habe entweichen wollen. Das beste und sicherste Mittel, ihn bald zu heilen, sei das, ihm den Commandanten auszuantworten!…. Er werde sich schon auf eigene Hand zu rächen wissen!
    »Hayward! Hallett! rief Christian, sich an die genannten beiden Officiere wendend, ohne der Reden Churchills zu achten, steigt in die Schaluppe hinab!
    – Was that ich Euch zuleide, Christian, um eine solche Behandlung zu verdienen? fragte Hayward. Ihr schickt mich in den Tod!
    – Jeder Widerspruch ist unnütz! Wollt Ihr gehorchen oder nicht?…. Fryer, Ihr macht Euch ebenfalls fertig!«
    Statt sich in die Schaluppe zu begeben, näherten sich diese Officiere dagegen dem Kapitän Bligh, und Fryer, scheinbar der entschlossenste derselben, neigte sich zu ihm mit den Worten:
    »Commandant, wollen Sie versuchen, sich des Schiffes wieder zu bemächtigen? Freilich sind wir ohne Waffen, doch werden die Meuterer uns kaum zu widerstehen wagen. Was thut es, ob der oder jener von uns dabei fällt? Der Versuch ist zu wagen. Was meinen Sie dazu?«
    Schon wollten sich die Officiere auf die Empörer stürzen, die damit beschäftigt waren, die Schaluppe vollends in’s Meer zu setzen, als Churchill, dem jene flüchtigen Worte nicht entgangen waren, sie mit einigen wohlbewaffneten Leuten umringte und mit Gewalt in die Schaluppe beförderte.
    »Millward, Muspratt, Birket und Ihr Uebrigen, sagte Christian, zu einigen an der Meuterei unbetheiligt gebliebenen Matrosen, geht nach dem Zwischendeck und nehmt mit, was Ihr da an Werthgegenständen habt! Ihr werdet Kapitän Bligh begleiten. Du, Morrison, überwachst mir die Kerle! Und Ihr, Purcel, holt Euer Zimmermanns-Handwerkzeug! Ich gestatte Euch, es mitzunehmen.«
    Zwei Masten mit den nöthigen Segeln, einige Nägel, eine Säge, ein halbes Stück Segelzeug, vier kleine Fässer mit zusammen 125 Liter Wasser, 150 Pfund Schiffszwieback, 32 Pfund Salzfleisch, 6 Flaschen Wein, ebensoviel Rum und die Liqueurvorräthe des Kapitäns, das war Alles, was man den Ausgesetzten mit auf den Weg gab. Zuletzt warf man ihnen noch einige alte Säbel zu, verweigerte ihnen aber jede Feuerwaffe.
    »Wo sind denn Heywood und Stewart? fragte der Kapitän noch aus der Schaluppe heraus. Haben sie mich verrathen?«
    Die Genannten waren dessen nicht schuldig, doch Christian beabsichtigte, Beide an Bord zu behalten.
    Jetzt überfiel den Kapitän doch eine gewiß verzeihliche Anwandlung von Muthlosigkeit und Schwäche, die indeß nicht lange andauerte.
    »Christian, redete er diesen noch einmal an, ich verpfände Euch mein Ehrenwort, alles Vorgefallene zu vergessen, wenn Ihr von diesem unmenschlichen Beschlusse absteht! Ich flehe Euch an, denkt an mein Weib, an meine Familie; was soll aus ihnen werden, wenn ich nicht mehr bin?
    – Hättet Ihr Ehre im Leibe, erwiderte Christian, so wäre es nicht dahin gekommen, wie es jetzt steht. Hättet Ihr nur selbst mehr an Eure Frau, Eure Familie und an die Angehörigen der Anderen gedacht, so konntet Ihr gar nicht so hart, so ungerecht gegen uns handeln!«
    Auch der Bootsmann versuchte noch, als er in die Schaluppe trat, Christian zu erweichen. Vergebens.
    »Ich habe zu viel, zu lange gelitten, antwortete Letzterer mit Bitterkeit. Ihr wißt nicht, was ich erduldete! Nein, das konnte keinen Tag mehr so fortgehen! Und übrigens wißt Ihr wohl nicht, daß ich, als zweiter Officier, während der ganzen Reise wie ein Hund behandelt wurde! – Wenn ich mich jetzt von dem Kapitän Bligh befreie, den ich wahrscheinlich von Angesicht zu Angesicht nie wieder sehe, so will ich ihm, aus Mitleid, doch nicht jede Aussicht auf Rettung rauben. – Smith, geht nach der Cabine des Kapitäns und bringt ihm seine Kleidung, sein Patent, das Journal und sein Portefeuille. Dazu mag er meine Seekarten und meinen eigenen Sextanten erhalten. So wird es ihm vielleicht möglich werden, sich und seinen Gefährten auch in dieser bedenklichen Lage zu helfen!«
    Christian’s Anordnungen wurden, nicht ohne einigen Widerspruch, zur Ausführung gebracht.
    »Und nun, Morrison, laß die Leine schießen, rief der zweite Officier, jetzt der Erste des Fahrzeuges, und möge Gott Euch gnädig sein!«
    Während die
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