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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf
Autoren: Patricia Schroeder
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geht’s? Wie steht’s?“
„Gut“, sagte Linus.
„Wollt ihr die Geschichte noch mal
hören?“, fragte er.

     
    Jette und Paul nickten eifrig, doch Hannos schüttelte den Kopf.
    „Nö“, sagte er. „Heute nicht. Heute habe ich eine ganz andere Frage“, fuhr er fort und machte eine kleine bedeutungsvolle Pause. „Wieso ist Fumo im letzten Frühjahr eigentlich den Berg heruntergefallen?“
    Linus schluckte. Natürlich wusste er, warum das geschehen war – weil Fumo damals zum ersten Mal beim Wettstreit im Gipfelabschmelzen antreten musste und sich schrecklich dafür geschämt hatte, dass er kein Feuer, sondern nur rote Soße spucken konnte. Weil er sich nicht blamieren wollte, war er geflohen – und so war es dann passiert.
    Aber das konnte er Hannos nicht auf die Nase binden. Wie Linus ihn kannte, würde der sich nur lustig machen. Die anderen Kinder würden es Hannos gleichtun und schon wäre Linus bei ihnen wieder unten durch.
    Also musste er lügen, oder besser noch: richtig dick auftragen. Warum auch nicht? Hannos, Jette, Wilbur, Freya und Paul würden es sowieso nicht überprüfen können. Die Berge des Siebenfelsgebirges waren unvorstellbar steil. Selbst für einen erfahrenen Erwachsenen war es nahezu unmöglich, bis zu den Drachenhöhlen hinaufzusteigen. Hannos und seine Freunde würden es ganz sicher niemals schaffen!

     
    „Er musste fliehen“, begann Linus also.
Hannos kniff die Augen zusammen.
„Warum denn das?“, wollte er wissen.
„Weil die anderen Drachenkinder wütend
auf ihn waren“, erwiderte Linus.
„Wütend und neidisch.“
     
    „Ach ja?“ Der Spott in Hannos’ Stimme war nicht zu überhören. „Weshalb denn das? Etwa, weil er diese delikate Soße spucken kann?“ Er stieß ein kurzes Lachen aus. „In der Tat. Ich wünschte, ich könnte das auch. Dann würde ich beim nächsten Dorffest als Grillsoßenspender auftreten. O ja, mein Vater wäre bestimmt wahnsinnig stolz auf mich.“
    Linus presste die Zähne aufeinander. Er spürte, wie ein brennender Zorn in ihm hochkochte, und mit einem Mal hatte er nicht die Spur eines schlechten Gewissens mehr, dass er Hannos eine solche Lüge auftischte. „Das mit der Soße ist doch bloß Tarnung“, sagte er und bemühte sich um einen festen Tonfall. „In Wahrheit kann er kilometerweit Feuer speien. Er bringt zehn Gipfel auf einmal zum Schmelzen und hat bereits einen ganzen Wald abgefackelt. Seitdem haben ihm seine Eltern das Feuerspucken verboten. Was ziemlich
gemein ist“, fügte er zischend hinzu. „Denn nun ist Fauchur der Beste von allen. Ganz bestimmt wird er auch den nächsten Wettkampf gewinnen und sich anschließend wieder über Fumo lustig machen.“
     
    Hannos grinste.
„So etwas würde ich ja nie tun“, tönte er.
Er sprang von der Bank herunter
und stupste Wilbur in die Seite.
„Oder?“
„Nee!“ Wilbur lachte böse. „Niemals!“

    „Es gibt allerdins etwas, das ich noch viel schlimmer und vor allem ungerechter finde“, sagte Hannos nun und sah Linus genau in die Augen.
    „Und was ist das?“, fragte Linus. Er ahnte nichts Gutes und versuchte mit ganzer Willenskraft, Hannos’ Blick standzuhalten.
    „Na, dass so ein kleiner Pups wie du einen echten Drachen zum Freund hat und wir nicht“, entgegnete Hannos und guckte Beifall heischend in die Runde. „Oder seid ihr etwa anderer Meinung?“
    Jette schaute kurz zu Linus. Dann holte sie tief Luft. „Na ja, ich hätte schon sehr gerne auch einen Drachenfreund“, sagte sie.
    „Ich auch!“, rief Paul und die anderen nickten eifrig. Linus konnte sehen, wie sehr Hannos sich freute. Genau wie früher hatte er alle Dorfkinder auf seiner Seite. Jetzt zupfte ein kleines, aber richtig gemeines Lächeln an seinen Mundwinkeln.
    „War vergangene Nacht nicht Neumond?“, fragte er und seine Augen funkelten listig.
    „Klar war gestern Neumond“, bestätigte Freya.
    „Wenn ich mich nicht irre, trifft Linus sich immer einen Tag nach Neumond und einen Tag nach Vollmond mit seinem Drachenfreund“, sagte Hannos und wieder sah er alle an, bloß Linus nicht.
    „Das stimmt haargenau“, sagte Wilbur.

     
    Jetzt richteten alle Kinder ihre Blicke
auf Linus.
Plötzlich trat Hannos auf ihn zu,
packte ihn an der Joppe
und zog ihn dicht zu sich heran.
„Was machst du also noch hier?“,
fragte er und schubste Linus nun
mit aller Kraft von sich weg.
Linus stolperte und stürzte zu Boden.
Die Kinder lachten und grölten.
Linus rappelte sich auf und rannte davon.

Am See
    Gleich
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