Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
Vom Netzwerk:
Tisch und reagierte ziemlich schnell auf die veränderte Lage.
    »Ich glaube, ich guck morgen noch mal vorbei«, murmelte er und wollte sich diskret zum Gehen wenden.
    »Fass, Pucki, fass!«, rief ich jetzt und deutete auf Willi. Der stolperte gefährlich, als sich Pucki folgsam und heldenhaft an seiner Ferse festbiss wie ein Frettchen.
    »Scheißtöle! Ich hab ihn!«, gelang es jetzt Dschingis Khan die fauchende Miu-Miu in die nächste Ecke zu pfeffern und sich mit der anderen Hand Pucki zu greifen. Der herunterpolternde Ladentisch verfehlte dabei den Katzenkorb nur um die Breite eines Kaschmirfadens. Kalle hebelte Pucki wie einen Kronkorken von Willis Fuß, der kam frei, musste allerdings dem knurrenden Pudel seinen linken Schuh überlassen und sich im Straucheln an dem schwankenden Kartonturm festhalten, den Friedrich links neben der Ladentür aufgetürmt hatte.
    »So eine Frechheit!«, schimpfte Rainer, von dem Tier-Mensch-Gemenge völlig unbeeindruckt, als er es geschafft hatte, die Tür aufzudrücken und sich barfuß seinen Weg durch die fünfzigtausend Pinocchio-Knöpfe zu bahnen, die aus den Kartons auf den Boden geregnet waren. »Habt ihr das gesehen? Da hat doch glatt jemand eine Corvette mitten auf den Bürgersteig gestellt! Waren Sie das?«
    Er sah zu Willi, der gerade vollends das Gleichgewicht verlor und in die Pinocchio-Knöpfe stürzte wie ein Dreijähriger ins Ikea-Bällebad.
    »Parke nicht auf unseren Wegen! Schon mal was davon gehört?«, blaffte Rainer ihn an, während Willi versuchte, sich mit nur einem Schuh auf den Pinocchio-Knöpfen aufzurichten, und mit einem Aufschrei in sich zusammensackte. Ich verzog beinahe mitfühlend das Gesicht und hielt Charlottes Hand genauso fest umklammert wie sie meine. Über diese fünfzigtausend pieksenden Nasen zu laufen wäre selbst für einen Fakir too much gewesen. Außer für Barfuß-Rainer. Der stand mit blitzenden Augen auf den spitzen Dingern und funkelte Willi und Kalle abwechselnd an, als würde er beide am liebsten zum lebenslangen Liegeradfahren verurteilen.
    Miu-Miu hatte sich aufgerappelt, kurz nach ihren Jungen gesehen und duckte sich jetzt fauchend erneut zum Sprung, flach auf dem Boden, bereit für Angriff Nummer zwei auf die bewährte Stelle, nämlich Kalles Kronjuwelen.
    »Chef! Was jetzt?«, schrie der in höchster Not, den geifernden Pucki mit beiden Händen von sich haltend, und behielt panisch Miu-Miu im Blick, die mit ihren zurückgelegten Ohren und dem aufgeplusterten, peitschenden Schwanz nichts mehr von einem Schmusekätzchen hatte.
    »Was weiß denn ich!«, giftete Willi jetzt vom Boden aus. »Wer in diesem Irrenhaus ist jetzt verdammt noch mal die Telefonschlampe?«
    »Pardon? Entschuldigen Sie, Herr, Herr …«, mischte sich jetzt mein Vater ein, »wie war Ihr Name? Willi war das? Können Sie das buchstabieren?«
    »W-i-l-l-i, hast du Tomaten auf die Ohren, du Spießer!«, keifte der Telefonzuhälter und versuchte sich abermals aufzurichten, konnte aber seine Hände nicht auf die pieksigen Knöpfe stemmen und ließ sich deshalb mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf den Hosenboden fallen.
    »Und Ihr Kollege hier, das ist der Herr Kalle? K-a-l-l-e, nehme ich an? Sie begehen gerade Hausfriedensbruch, Sie sehen doch, dass wir hier eine geschlossene Gesellschaft haben! Ich kann Sie belangen, und zwar wegen …«
    »Aber meine Herren, wir sind doch hier nicht im Puff!«
    Meine Mutter drängelte sich mit funkelnden Augen zwischen Willi, Kalle und meinen Vater und schwenkte angriffslustig ihre kantige Handtasche, den Kopf in den Nacken gelegt, damit sie Kalle ins Gesicht sehen konnte. Puff, hatte meine Mutter gerade Puff gesagt?
    »Jetzt benehmen wir uns doch mal wie zivilisierte Menschen!«
    Unterstützt wurde sie von Krimi, die sich mit den Worten »schicken Anzug haben Sie da, Herr Willi, Sie haben wirklich einen erlesenen Geschmack!« neben sie stellte. Kalle sah zu den beiden älteren Damen hinunter, und etwas in seinen groben Gesichtszügen veränderte sich. Willis Gorilla sah plötzlich aus wie ein zu groß geratener kleiner Junge, dem man sein Laserschwert weggenommen hatte.
    »Sorry, Chef!«, sagte er dann resigniert über das grüne Hütchen meiner Mutter hinweg zu Willi, der mit offenem Mund von meinem Vater zu Krimi und dann zu meiner Mutter geblickt hatte, und ließ Pucki direkt auf Miu-Miu fallen, die dadurch kurz den Faden in ihrer »Ich zerfleisch dir die Eier, du Saftsack«-Strategie verlor. »Ich gehma lieber wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher