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Titel: Error
Autoren: N Stephenson
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neuesten Stand. Zula hatte die Iowa State mit einem doppelten Abschluss in Geologie und Informatik beendet und war vier Monate zuvor nach Seattle gezogen, um eine Stelle in einer neugegründeten Firma für Geothermie anzutreten, die sich damals anschickte, eine Pilotanlage in der Nähe des Mount Rainier zu bauen, dieser gewaltigen, auf den Kopf von Seattle gerichteten vulkanischen Schrotflinte. Zula sollte dort den Computerkram erledigen: Simulationen von unterirdischem Wärmestrom anhand von Maschinencodes. Es faszinierte Richard zu hören, wie der Jargon aus ihrem Mund sprudelte, und zu sehen, wie das Zula-Gehirn auf etwas losgelassen wurde, das seiner Kräfte würdig war. In der Highschool war sie still gewesen, etwas zu angepasst, etwas zu leicht zufriedenzustellen, wie ein kleinbürgerliches Mädchen vom Land. Ein typisch amerikanisches Mädchen namens Sue, in dessen offiziellen Papieren zufällig Zula stand. Inzwischen war sie jedoch mit ihrer Zulaheit in Kontakt getreten.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Richard. Sie hatte nämlich mit Bedacht gesagt, dass »ich dies und das tun sollte «.
    »Als ich dort hingekommen bin, herrschte allgemeines Chaos«, sagte sie. In ihrer Miene zeigte sich Faszination. Von Eritrea nach Iowa zu gehen, musste einem jungen Menschen interessante Perspektiven auf das Chaos eröffnen. »Mit den Finanzleuten ist etwas Komisches passiert. Eins dieser Hedgefond-Schneeballsysteme. Vor einem Monat haben sie Konkurs angemeldet.«
    »Du bist arbeitslos«, sagte Richard.
    »Das ist eine Art, es zu sehen, Onkel Richard«, sagte sie lächelnd.
    Jetzt hatte Richard einen neuen Punkt auf seiner Liste, die im Gegensatz zu der von Zula ein Eintopfgericht aus nagenden Sorgen, vagen Absichten und undeutlich wahrgenommener karmischer Schuld war, die er mit sich herumtrug. Zula eine Stelle bei Corporation 9592 besorgen . Und er hatte sogar schon eine plausible Vorstellung, wie das gehen konnte. Das war der eher leichtere Part. Der schwierige bestand darin, ihr diese Gunst zu erweisen, ohne einem der anderen Arbeitsuchenden beim Familientreffen unter die Arme zu greifen.
    »Was weißt du über Magma?«, fragte er.
    Sie drehte sich leicht, warf ihm einen Seitenblick zu. »Mehr als du, nehme ich an.«
    »Du kannst Wärmestromsimulationen durchführen. Wie sieht es mit Simulationen von Magmaströmen aus?«
    »Das Potential ist da draußen vorhanden«, sagte sie.
    »Tensoren?« Richard hatte nicht die geringste Vorstellung von einem Tensor, ihm war jedoch aufgefallen, dass Mathematikfreaks, wenn sie anfingen, mit diesem Wort um sich zu werfen, nicht mehr weit von der Lösung einer Aufgabe entfernt waren.
    »Vermutlich«, sagte sie nervös, und er wusste, dass seine Frage lächerlich gewesen war.
    »Wir müssen es unbedingt richtig hinkriegen.«
    »Was, für deine Spielefirma ?«
    »Ja, für meine Spielefirma, die laut Fortune zu den fünfhundert umsatzstärksten Unternehmen der Welt gehört.«
    Gleichsam eingefroren in ihrer wachsamen Seitwärtshaltung, versuchte sie herauszufinden, ob er sie nur auf den Arm nahm.
    »Die Stabilität der Weltdevisenmärkte steht auf dem Spiel«, beharrte er.
    Sie machte keine Anstalten anzubeißen.
    »Wir unterhalten uns später. Kennst du jemanden mit einer Autismusspektrumstörung?«
    »Ja«, platzte sie heraus, den Blick jetzt direkt auf ihn gerichtet.
    »Könntest du mit so jemandem arbeiten?«
    Ihr Blick wanderte zu ihrem Freund.
    Peter mühte sich mit dem Nachladen ab. Er versuchte, die Patronen mit dem hinteren Ende zuerst in das Magazin zu stecken. Das hatte Richard die letzte halbe Minute regelrecht beunruhigt. Er war gerade auf der Suche nach einer Möglichkeit, das anzusprechen, ohne ihn zu beschämen, als Peter es selbst bemerkte und das Ding in seiner Hand umdrehte.
    Angesichts der Art, wie Peter mit der Waffe umging, hatte Richard vermutet, dass er das schon mal gemacht hatte. Das überdachte er jetzt. Vielleicht war es doch das erste Mal, dass Peter eine Pistole in der Hand hatte. Allerdings war er ziemlich schnell von Begriff. Ein Autodidakt. Alles, was Technik, was Logik war, was nach Regeln ablief, war für Peter kein Problem. Und das wusste er. Brauchte nicht um Hilfe zu bitten. Es ging so viel schneller, selbst dahinterzukommen, als wohlmeinende pädagogische Bemühungen eines anderen zu erdulden – und dabei eine emotionale Beziehung zu ihm aufzubauen. Es gab etwas, irgendwo, das er besser konnte als die meisten Leute. Etwas, das technischer Natur
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