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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition)
Autoren: Peter M Hetzel
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in diesem Moment hörten sie ein Kratzen an der Glastür zum Garten. Blitzschnell postierte sich Clementine, aber aus dem Kratzen wurde zuerst ein leise Klopfen und dann ein lautes Pochen gespickt mit derben Flüchen auf Plattdeutsch.
    »Egon-Erwin, da mach ich jede Wette«, knurrte Hubertus, während Clementine vorsichtig die Tür öffnete.
    Der Reporter bot keinen besonders eleganten Anblick. Die Kleidung verdreckt, das Gesicht zerkratzt, und seine Kamera sah aus, als wäre sie zum Hammerwerfen zweckentfremdet worden.
    »Da draußen schnüffeln die Bullen herum, und außerdem wurde ich von einem Scharfschützen verfolgt. Und der Magen hängt mir auch bis zu den Knien«, salbaderte Egon-Erwin. Sofort und ohne zu fragen klaubte er die Reste von den Tellern und stopfte sie sich in den Mund. Das Ganze spülte er mit einem Rotwein nach, der ihm aus Gier aus dem Mundwinkel lief. »Kann mich mal jemand aufklären, was hier los ist. Oder seid ihr tatsächlich eiskalte Mörder?« Er aktivierte die Sprachmemo-App und warf dann sein iPhone lässig mitten auf den Esstisch.
    »Für Sie immer noch Frau von Krakow, auch wenn ich Ihre unappetitliche Rückseite bereits seit vielen Jahren kenne«, erwiderte Albertine frostig. Es klang wie eine angedrohte Körperverletzung.
    Hubertus machte keinen Versuch, die Situation zu entschärfen. »Warum sollten wir dir irgendetwas erzählen? Steht dann doch eh gleich in der Zeitung und ist wahrscheinlich für diesen Kommissar Blaumilch ein gefundenes Fressen.«
    »Erstens bin ich der Einzige, der bestimmt, was gedruckt wird und was nicht. Zweitens bin ich euer respektive Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt, und drittens habe ich noch jeden Fall geknackt. Ich gebe mal nur ein Stichwort: Pferdekiller«, sagte Egon-Erwin selbstgefällig.
    »Der Pferdekiller war ein Vollpfosten, der die Kettensäge unterm Bett versteckt und schon bei 0,01 Promille jedem, der’s nicht hören wollte, von seinen blutigen Metzeleien erzählt hat«, meinte Albertine wegwerfend und entschwand ohne einen Blick zurück die Treppe hinauf.
    Hubertus blieb nun die schwere Aufgabe, den Fall in allen Einzelheiten zu rekonstruieren. »Zwei Leichen im Beet. Geköpft. Wahrscheinlich beide unsere Kunden, die mit einem Hirschfänger enthauptet wurden. Wir haben ein Alibi und kein Motiv.«
    »Das wird ja ’ne tolle Story. Euch kann man echt nicht helfen. Dann wandert ihr eben in den Knast, auf alle Fälle schon mal in U-Haft«, erwiderte Egon-Erwin. »Hör zu, ich denke, wir sollten einen Deal machen. Ich bekomme die Exklusivrechte an der Geschichte, wenn es mir gelingt, eure Unschuld zu beweisen. Ich bin euer direkter und einziger Draht nach draußen, der exklusive Ansprechpartner für die Medien. Und den Leiter der polizeilichen Ermittlungen kann ich mit gezielten Indiskretionen kaltstellen.«
    »Klingt nicht schlecht, aber bevor ich dazu etwas sage, möchte ich morgen zuerst mit meinem Anwalt und dann mit Albertine sprechen«, sagte Hubertus.
    »Bekomm ich noch ein Foto?«, lautete die Nachfrage.
    »Nein!«, antworteten wie aus einem Mund Hubertus und Clementine, die schon bedrohlich mit dem Daumen über die Klinge ihres Messers strich.
    »Dachte ich’s mir.« Egon-Erwin trat umgehend den Rückzug an.
    Hubertus klopfte sich seufzend die Kissen zurecht, die Clementine ihm auf die Couch geworfen hatte.
    Die Nacht war sternenklar. Egon-Erwin rechnete fest damit, von dem Heckenschützen wieder unter Dauerfeuer genommen zu werden. Also hastete er mit eingezogenem Kopf und weit vornübergebeugt übers Feld, bis sich schließlich sein Rücken meldete. Der Schmerz war schier unerträglich, und er nahm sich fest vor, seinen eigentlich bereits für gestern vereinbarten und aus bekannten Gründen ausgefallenen Termin bei Albertine von Krakow auf jeden Fall morgen wahrzunehmen. Ein Blick auf die Uhr erinnerte ihn mit Nachdruck an den unaufhaltsam nahenden Redaktionsschluss. Die sechzehn Textnachrichten von seinem Redaktionsleiter taten ihr Übriges, auch noch seine letzten Lebensgeister zu wecken.
    Als er nach einem schier endlos erscheinenden Fußmarsch endlich sein Auto erreichte, staunte er nicht schlecht. Da stand es von Kugeln durchsiebt vor ihm – allerdings schienen sowohl die Windschutzscheibe als auch die abgefahrenen Reifen völlig unversehrt. Auch der Motor sprang zuverlässig wie immer sofort an, wenn auch das Getriebe beim Schalten verdächtig krachte.

drei
    Am folgenden Morgen fielen die Reaktionen auf die erste Seite der
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