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Erkenntnis

Erkenntnis

Titel: Erkenntnis
Autoren: Fianna Cessair
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sich. Er setzt sich zu ihnen und schnell bemerkt er, dass Niamh viel fröhlicher ist. In dieser Nacht schläft sie ruhig und entspannt ohne zu träumen in seinem Arm.
Nachdem er am nächsten Tag zur Arbeit gefahren ist, gehen die beiden Frauen zum Lough Gur. Als sie am Ufer stehen, sieht Tallulah Niamh an.
„Du weißt, wo das Tor ist oder?“
Niamh schaut auf den See hinaus.
„Ja, es liegt im Mittelpunkt zwischen den Inseln, die die Menschen Crannógs nennen. Aber ich komme nicht hinein, ich habe es immer wieder versucht.“ Tallulah lächelt ihr beruhigend zu.
„Ich habe gestern Abend mit einem Freund telefoniert, Kind. Er sagte mir, du sollst es mal bei Neumond versuchen, dann sei das Tor durchlässiger. Neumond ist in drei Tagen. Meinst du, du schaffst es, das Haus gegen Mitternacht zu verlassen, ohne dass Aidan etwas merkt?“
Niamh nickt.
„Das ist kein Problem. Einige meiner Kräfte habe ich noch. Er wird tief und fest schlafen.“
Tallulah beobachtet Keelin, die am Ufer Blumen pflückt.
„Gut, dann müssen wir nur noch die richtigen Vorbereitungen treffen. Du solltest vorher da drüben in dem Bach baden. Dein Haar muss offen sein und du darfst keinen Schmuck tragen. Ich weiß ja nicht, ob du erst am Ufer warten willst oder lieber gleich hinüberschwimmst, aber du solltest Handtücher und warme Sachen mitnehmen.“
In den nächsten Tagen wird das Verhältnis der beiden Frauen zueinander immer herzlicher und inniger.
Aidan freut sich darüber. Niamh ist sonst eher sehr zurückhaltend. Ihm gefällt es, dass sie jetzt endlich mal Gesellschaft hat.
Als Tallulah erwähnt, dass sie sich überlegt, ob sie sich in der Nähe eine Wohnung suchen soll, ist er begeistert.
„Aengus will sein Cottage verkaufen.Soll ich mal mit ihm sprechen?“ „Ich kann es mir ja mal ansehen. Es wäre schön, wenn ich meine Urenkel aufwachsen sehen könnte.“
Aidan verspricht ihr, gleich am nächsten Tag einen Termin mit Aengus abzusprechen.
Als sie ins Bett gehen, bemerkt er die Blicke, die die beiden Frauen tauschen nicht. Im Bett zieht er Niamh in seinen Arm.
„Ist es nicht schön, dass Grandma hierher ziehen möchte? Keelin liebt sie und du magst sie doch auch.“
Niamh dreht sich zu ihm um.
„Ja, ich mag deine Grandma. Sie ist unglaublich lieb und sie weiß so viel.“ Während sie spricht, zeichnet sie sanft seine Augenbrauen mit ihrem Finger nach. Wenig später schläft Aidan tief und fest. Niamh beugt sich über ihn und küsst ihn auf die Stirn.
„Ich liebe dich, a rún. Egal, was passiert, bitte vergiss das nie!“
Sie steht auf und zieht sich an. Mit einem letzten Blick auf ihren Mann verlässt sie das Schlafzimmer. Leise geht sie zum Zimmer ihrer Tochter hinüber und öffnet die Tür einen Spalt. Tallulah sitzt dort im Sessel und nickt ihr zu. „Geh ruhig, Kind. Ich passe hier auf.“
Dankbar lächelt Niamh sie an und verlässt dann leise das Haus.

3. Der Wechselbalg

    Niamh geht langsam hinunter zum Bach. Fast eine Stunde verbringt sie in dem kalten Wasser. Sie weiß genau, dass sie keine künstlichen Gerüche an sich haben darf, wenn sie in die Feenwelt will.
Als sie schließlich aus dem Wasser kommt, zittert sie. Aber das liegt nicht an der Kälte.
Sie hat Angst! Angst davor zu Versagen und auch Angst vor dem, was passieren wird, wenn es ihr gelingt, in das Feenreich zu gelangen.
Sorgfältig wickelt sie ihre Sachen und den Ehering in das große Handtuch, das sie mitgebracht hat, und versteckt das Bündel hinter großen Steinen. Sie wäscht sich noch einmal die Hände und geht dann hinunter zum Lough Gur. Am Ufer angekommen, dreht sie sich noch einmal um und schaut zum Haus zurück.
„Ich liebe euch“, flüstert sie, bevor sie in den See gleitet. Zielsicher schwimmt sie zu der Stelle, die den genauen Mittelpunkt zwischen den Crannógs bildet. Noch einmal atmet sie tief durch und taucht dann hinunter.
Sie erreicht den grünlich schimmernden Kreis, der das Tor ist. Wie immer in den letzten Jahren ist es verschlossen. Sie versucht es zu öffnen, aber es gelingt ihr einfach nicht.
Verzweifelt steigt sie schließlich wieder zur Wasseroberfläche auf und schwimmt hinüber zu einer der Inseln. Am Ufer kauert sie sich zusammen. Es hat wieder nicht geklappt. Was soll sie nur machen?
Tränen der Hilflosigkeit laufen über ihr Gesicht. Sie ist so in ihre Verzweiflung versunken, dass es eine Weile dauert, bis sie bemerkt, dass das grüne Glimmen des Tores die Wasseroberfläche erreicht hat. Sie hält den Atem an und lässt
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