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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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reden, wenn ich dies tue, denn es ist die Aufgabe des Vaters.«
    »Es bedeutet nicht viel, was die Männer sagen: Geschwätz vergeht, wie vom Winde verweht. Überdies sollst du ihnen die Lüge in des Kindes Namen geben, denn es soll Swanhild die Vaterlose heißen. Dies und nicht weniger ist mein Preis. Bezahle ihn, wenn du willst.«
    »Deute mir den Traum, und ich werde dem Kind einen Namen geben.«
    »Nein, zuerst wirst du das Kind benennen: denn dann wird ihm von deiner Hand kein Schaden drohen.«
    So nahm Asmund das Kind, goß Wasser über es und gab ihm den Namen.
    Dann sprach Groa: »Dies, Herr, ist die Deutung deines Traumes, oder aber ich gehe irre mit meiner Weisheit: Die silberne Taube ist deine Tochter Gudruda, die goldene Schlange ist meine Tochter Swanhild, und diese beiden werden einander hassen und gegeneinander ringen. Aber der Schwan ist ein mächtiger Mann, den beide lieben werden, und der doch, wenn er nicht beide liebt, beiden gehören wird. Und du wirst ihn fortschicken, aber er wird zurückkehren und Unglück über dich und dein Haus bringen, und deine Tochter wird blind vor Liebe für ihn sein. Und am Ende wird er den Adler erschlagen, einen großen Herrn aus dem Norden, der versuchen wird, deine Tochter zu heiraten, und viele andere wird er töten, mit der Hilfe dieses Raben mit dem stählernen Schnabel, der bei ihm sein wird. Aber Swanhild wird über deine Tochter Gudruda triumphieren, und dieser Mann, und die beiden, werden von ihrer Hand sterben, und die anderen … Wer kann es schon sagen? Aber dies ist wahr – daß der mächtige Mann dein ganzes Geschlecht zu einem Ende bringen wird. Nun siehe, ich habe deinen Traum gedeutet.«
    Da wurde Asmund sehr erzürnt. »Du hast gut daran getan, mich zu überreden, diesem Bastardkind einen Namen zu geben«, sagte er. »Ansonsten hätte ich es noch in dieser Stunde getötet.«
    »Dies kannst du nicht mehr, Herr, denn du hast es in deinen Armen gehalten«, gab Groa lachend zurück. »Gehe lieber und setze Gudruda die Schöne auf dem Kaltrücken-Hügel aus; so wirst du dem Bösen ein Ende bereiten, denn Gudruda selbst wird die Wurzel allen Übels sein. Erfahre überdies auch noch, daß dein Traum nicht alles verrät, denn du selbst mußt auch noch eine Rolle im Schicksal spielen. Geh, setze das Kind Gudruda aus und sei beruhigt.«
    »Dies kann nicht sein, denn ich habe geschworen, es aufzuziehen, und zwar mit einem Eid, den ich nicht brechen kann.«
    »Es ist gut«, lachte Groa. »Die Dinge werden geschehen, wie das Schicksal sie vorhergesehen hat; lasse sie also geschehen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Es ist Platz für Hügelgräber auf dem Kaltrücken, und das Meer kann seine Toten verschlingen!«
    Und zornigen Herzens ging Asmund von dannen.

 

    II
    WIE ERIK GUDRUDA IM SCHNEE DES
    KALTRÜCKENS SEINE LIEBE GESTAND
    Nun muß berücksichtigt werden, daß fünf Jahre vor dem Todestag Gudrudas der Sanften Saevuna, Thorgrimur Eisenzehes Weib, im Sumpf des Flusses Ran einem Sohn das Leben schenkte, und als sein Vater kam, um das Kind zu betrachten, rief er laut aus: »Hier haben wir ein wunderbares Balg, denn sein Haar ist gelb wie Gold, und seine Augen leuchten hell wie Sterne.« Und Thorgrimur nannte ihn Erik Hellauge.
    Nun liegt der Kaltrücken einen Stundenritt vom Middalhof entfernt, und es geschah im Lauf der Jahre, daß Thorgrimur zum Middalhof kam, um das Julfest zu halten und im Tempel zu beten, denn er war in der Priesterschaft von Asmund Asmundson, und den Jungen Erik mit sich brachte. Auch Groa und Swanhild waren dort, denn sie lebten nun auf Middalhof; und die drei hübschen Kinder durften in der Halle zusammen spielen, und die Leute hielten es für ein großes Vergnügen, ihnen zuzuschauen. Nun hatte Gudruda ein hölzernes Pferd und ritt darauf, während Erik das Pferd schob. Doch Swanhild stieß sie vom Pferd und rief Erik zu, kräftig zu schaukeln; doch er tröstete Gudruda und wollte nicht schieben, und daraufhin wurde Swanhild wütend und stieß hervor:
    »Du mußt schieben, wenn ich es will, Erik.«
    Da stieß er das Pferd zur Seite, und zwar mit solcher Wucht, daß Swanhild fast ins Herdfeuer gefallen wäre. Sie sprang auf, griff sich einen Feuerscheit und warf ihn nach Gudruda, deren Kleider versenkten. Die Männer lachten darüber; aber Groa, die sich von ihnen abgesondert hatte, runzelte die Stirn und stieß Hexensprüche hervor.
    »Warum schaust du so düster drein, Haushälterin?« fragte Asmund, »der Junge ist hübsch und
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