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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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antwortete: »Aus dem Schwanenbad.«
    Danach fragte er sie, wo ihre Sippe sei. Aber sie deutete auf den Toten und sagte, das allein wäre von ihr noch übrig.
    »Wer war dieser Mann?« sagte Asmund der Priester.
    Sie lachte erneut und sang dieses Lied:
    Groa segelt empor vom Schwanenbad,
    Die Todesgötter ergreifen die Hand des Toten.
    Sieh, wo ihr glückloser Gatte liegt,
    Ein kühnerer Meereskönig schwang nie das Schwert!
    Asmund, behalte den Rockträger,
    Denn letzte Nacht riefen die Nornen,
    Und Groa dachte, sie erzählen von dir,
    Ja, von dir und ungeborenen Kindern.
    »Woher kennst du meinen Namen?« fragte Asmund.
    »Die Seemöwen riefen ihn, als das Schiff sank, deinen und andere – und man wird sie in Geschichten hören.«
    »Dann ist dies das beste Glück«, sprach Asmund; »aber ich glaube, du hast das Zweite Gesicht.«
    »Ay«, antwortete sie, »und schön bin ich obendrein.«
    »Wahr genug, daß du schön bist. Was sollen wir mit dem Toten machen?«
    »Laß ihn in Rans Armen. So mögen alle Gatten ihre Ruhe finden.«
    Da man sah, daß sie eine Hexe war, wechselte man zu dieser Zeit kein Wort mehr mit ihr. Aber Asmund nahm sie mit nach Middalhof und gab ihr ein Stück Land, und sie lebte dort allein, und er zog viele Vorteile aus ihrer Weisheit.
    Nun geschah es, daß Gudruda die Sanfte mit einem Kind schwanger ging, und als ihre Zeit kam, schenkte sie einer Tochter das Leben – einem sehr schönen Kind mit dunklen Augen. Am gleichen Tag brachte Groa die Hexe ein Mädchen zur Welt, und die Leute fragten sich, wer der Vater war, denn Groa hatte keinen Mann. Die Frauen munkelten, Asmund der Priester sei auch der Vater dieses Kindes; aber als er dies hörte, wurde er wütend und sagte, keine Hexe würde je ein Balg von ihm tragen, wie schön sie auch sei. Nichtsdestotrotz sagte man immer noch, das Kind sei das seine, und es stimmt, daß er es liebte, wie ein Mann sein eigen Fleisch und Blut liebt; aber von allen Dingen kann man dies am schwersten wissen. Als man Groa befragte, lachte sie düster, wie es ihre Art war, und sie sagte, sie wisse nichts davon, sie habe das Gesicht des Kindesvaters, der des Nachts aus dem Meer gestiegen sei, nie gesehen. Und aus diesem Grund hielten ihn einige für einen Zauberer oder den Geist ihres toten Mannes; andere aber sagten, Groa lüge, wie es viele Frauen bei solchen Angelegenheiten schon getan hätten. Aber von all diesem Gerede blieb nur das Kind übrig, und es bekam den Namen Swanhild.
    Doch nur eine Stunde, bevor das Kind Gudrudas der Sanften geboren wurde, ging Asmund von seinem Haus zum Tempel, um das heilige Feuer zu schüren, das Tag und Nacht auf dem Altar brannte. Als er das Feuer gerichtet hatte, setzte er sich auf die Querbank vor den Schrein und schlief ein, wobei er das Bild der Göttin Freyja betrachtete. Er träumte einen sehr bösen Traum.
    Er träumte, daß Gudruda die Sanfte eine Taube zur Welt brachte, die wunderschön anzusehen war, da all ihre Federn aus Silber waren; aber daß Groa die Hexe eine goldene Schlange zur Welt brachte. Und die Schlange und die Taube wohnten zusammen, und stets versuchte die Schlange, die Taube zu töten. Und schließlich kam ein großer weißer Schwan über den Kaltrücken-Berg geflogen, und seine Zunge war ein scharfes Schwert. Nun sah der Schwan die Taube, und sie gefiel ihm, und der Taube gefiel der Schwan; aber die Schlange richtete sich auf und zischte und wollte die Taube töten. Aber der Schwan bedeckte sie mit seinen Schwingen und trieb die Schlange mit Hieben davon. Dann kam er, Asmund, hinaus und vertrieb den Schwan, wie der Schwan die Schlange vertrieben hatte, und er schwang sich hoch in die Luft empor und flog nach Süden, und die Schlange schwamm durchs Meer davon. Aber die Taube ließ den Kopf hängen; sie war nun blind. Dann kam ein Adler aus dem Norden und hätte die Taube geschlagen, aber sie floh schreiend stets im Kreis herum, und immer kam der Adler näher.
    Schließlich kam aus dem Süden der Schwan zurück; er flog schwerfällig, und um seinen Hals schlängelte sich die goldene Schlange, und mit ihr kam ein Rabe. Und er sah den Adler und trompetete laut und schüttelte die Schlange ab, so daß sie wie ein goldener Schimmer ins Meer stürzte. Dann trafen sich der Adler und der Schwan im Kampf, und der Schwan drängte den Adler hinab und besiegte ihn mit seinen Schwingen, woraufhin er zur Taube flog und sie tröstete. Aber die im Haus liefen hinaus und schossen mit Pfeilen auf den Schwan und
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