Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
trieben auf der morgendlichen Flut herein. Sie sah das Weiß und Grün der Schiffe von Danan Isig, die die kunstvoll gefertigten Erzeugnisse der Handwerker vom Berg Isig brachten; eine Hoffnung regte sich in ihr, daß das nördliche Königreich vielleicht Nachricht mitbrachte, die kostbarer war als all die prächtigen Güter.
    Duac erwachte allmählich aus seiner Starrheit; die friedliche Stille in der alten Bibliothek, wo es nach gegerbten Häuten, Wachs und dem Eisen alter Schilder roch, beschwichtigte den Tumult in seinem Inneren.
    »Er ist der eigensinnigste, willkürlichste und aufreizendste Mensch in den Drei Teilen von An«, sagte er leise. »Ich weiß.«
    »Irgend etwas geht in seinem Kopf vor; da brodelte etwas wie ein böser Zauber... Es macht mir Sorge. Denn wenn ich wählen sollte, entweder mit ihm zusammen einen Sprung in bodenlose Tiefen zu wagen oder mit den Rittern von An einen Spaziergang durch die Apfelpflanzungen zu machen, so würde ich die Augen schließen und springen. Aber was geht in ihm vor?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie senkte ihr Kinn in ihre Handflächen. »Ich weiß nicht, warum er uns gerade jetzt alle zu Hause haben möchte. Ich begreife ihn nicht. Ich fragte ihn, warum ich nicht reisen könnte, und er fragte mich darauf, warum Thanet ross auf einer Harfe ohne Saiten spielte.«
    »Wer?« Duac sah sie an. »Wie konnte - weshalb spielte er auf einer Harfe ohne Saiten?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem er rückwärts ging und sich statt seines Bartes das Kopfhaar schor. Aus keinem anderen Grund, als daß es keinen Grund dafür gab. Er war ein trauriger Mann und starb rückwärts.«
    »Oh.«
    »Ohne allen Grund ging er rückwärts und stürzte in einen Fluß. Keiner hat ihn je wiedergesehen, aber man nahm an, er wäre umgekommen, da es keinen Grund dafür gab -«
    »Schon gut«, protestierte Duac müde. »Daraus könnte man eine endlose Mär spinnen.«
    Sie lächelte. »Da siehst du, was für eine Ausbildung dir entgangen ist, da du nicht bestimmt warst, einen Rätselmeister zu heiraten.« Dann erlosch ihr Lächeln; sie senkte den Kopf und zeichnete mit einem Finger einen Riß in der alten Mauer nach. »Es kommt mir vor, als wartete ich darauf, daß aus dem Norden ein Märchen zu mir kommt, das sich mit dem Schmelzwasser des Frühlings aus dem Winter Bahn gebrochen hat. Dann sehe ich den Bauernsohn vor mir, der mir so oft Muscheln ans Ohr gedrückt hat, damit ich das Rauschen des Meeres hören konnte, und dann, Duac, dann packt mich die Angst um ihn. Er ist so lange schon fort; seit einem Jahr ist keine Nachricht von ihm gekommen, und keiner im Reich hat auch nur einen Harfenton vom Harfner des Erhabenen gehört. So lange würde der Erhabene Morgon doch gewiß nicht von seinem Land fernhalten. Ich glaube, daß ihnen am Isig-Paß etwas zugestoßen sein muß.«
    »Soweit bekannt ist, ist die Landherrschaft nicht von Morgon an seinen Bruder übergegangen«, meinte Duac tröstend, doch sie schüttelte nur ungeduldig den Kopf.
    »Wo ist er dann? Seinem eigenen Land wenigstens könnte er eine Botschaft schicken. Die Händler erzählen, jedesmal wenn sie in Tol anlegen, stehen Tristan und Eliard am Pier und hoffen auf Nachricht. Selbst als er in Isig war, hat er, nach allem, was ihm widerfahren war, doch geschrieben. Es heißt, auf seinen Händen hätte er Narben, die wie die Hörner der Vestas geformt sind, und er kann die Gestalt von Bäumen annehmen...«:
    Duac blickte auf seine eigenen Hände nieder, als erwartete er, in ihnen die verblichenen Halbmonde weißer Hörner zu sehen.
    »Ich weiß. Das Einfachste wäre es, zum Erlenstern-Berg zu reisen und den Erhabenen zu fragen, wo er ist. Es ist Frühling; der Paß müßte eigentlich frei sein. Vielleicht wird Eliard es tun.«
    »Hed verlassen? Er ist Morgons Landerbe; niemals würden sie ihn ziehen lassen.«
    »Vielleicht. Aber es heißt doch, daß die Leute von Hed einen Eigensinn im Blut haben, der so unbezähmbar ist, wie ein wildes Tier. Vielleicht tut er es doch.« Er lehnte sich plötzlich über das Sims, spähte einer fernen, doppelreihigen Kette von Reitern entgegen, die über die Wiesen dem Haus des Königs zustrebten. »Da kommen sie. In voller Pracht.«
    »Wer ist es?«
    »Ich kann es nicht. Blau! Blau und schwarz ist das Gefolge; das muß Cyn Croeg sein. Er scheint mit irgendwelchen Grünen zusammengetroffen zu sein.«
    »Hel!«
    »Nein. Grün und blaßgelb; sehr kleines Gefolge.«
    Sie seufzte. »Map Hwillion.«
    Duac eilte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher