Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
Vom Netzwerk:
die Arme in die Luft: »Spinnst du? Ist 14000 wert, mindestens!«
    »Ist mir egal. Ich handele nicht.«
    Serkan legt den Kopf schief und lächelt, als wolle er den Scherz, den ich gerade mache, wie an einem Bindfaden aus meiner Nase ziehen und auf den Kies werfen. »Komm schon. Hörst du auf, mit uns Spielchen zu spielen. Sagen wir: 13000.« Er späht hoffnungsvoll nach Reaktionen. Ich seufze. In seinen Augen glimmt Hoffnung auf, dass ich zur Vernunft komme.
    Ich sage: »2500.«
    Serkan stemmt einen unsichtbaren Medizinball über seinen Kopf. Dann nimmt er lauter kleine imaginäre Tennisbälle und wirft sie nach mir. »Zwölf! Elffünf! Elf!«
    Ich sage: »Wenn Sie so weitermachen, schenke ich Ihnen den Wagen. Dann können Sie mal sehen!«
    Serkan flucht und lässt die Daumen über sein Telefon wandern. »Ersan?«, begrüßt er jemanden auf der anderen Seite der Leitung und erklärt ihm das Problem, wieder auf Türkisch. Er erhält Antwort, stülpt die Unterlippe vor, nickt Aydin zu und sagt: »Ersan kommt.«
    Nach einer Weile fährt ein alter, dunkelblauer 3er BMW auf den Hof. Das Fenster ist heruntergekurbelt. In beiden hinteren Scheiben hängen Wimpel des Fußballvereins Beşiktaş Istanbul. Ich versuche mich daran zu erinnern, ob die gesamte türkische Liga nur von Istanbul gestellt wird. Aus dem Radio ertönen Chansons, vorgetragen von einem Mann im Sopran. Ersan ist womöglich ein Bruder von Aydin oder ein Onkel von Serkan. Er ist jedenfalls schon älter, und seine Augenbrauen ähneln zerzausten Babykatzen. Er begrüßt Aydin und Serkan, indem er nach dem Aussteigen kräftig auf das Dach eines herumstehenden Ladenhüters klopft. Die Männer umarmen ihn, zeigen auf seine Heckscheiben und palavern über ihre Fußballvereine.
    Danach kommt Ersan gemessenen Schrittes auf mich zu: »Hörst du auf mit dem Unsinn, ja?« Er stülpt die Lippen vor, als mache er einen Kussmund, schließt halb die Augen und legt seine Hand vor sich auf eine gedachte Tischplatte.
    Ich verschränke die Arme und sage: »Hayır.« Das heißt nein .
    Ersan klappt seinen Zeigefinger aus und sieht die anderen an nach dem Motto: Seht mal, da ist ein türkisches Wort aus ihm herausgefallen.
    Ich bleibe hart: »2500.«
    Ersan sagt: »Mein Freund! Ist unser Vater damals gekommen nach Deutschland, als Bergmann, ja? Gesicht schwarz, Hände schwarz, Herz weiß. Hat geschuftet, damit wir können aufbauen gutes Geschäft. Dann kommst du und machst Geschäft kaputt.«
    Meine Ohren werden heiß. Ich bekomme Schnappatmung. » Ich mache euer Geschäft kaputt? Ich will euch den Wagen doch zum Schleuderpreis verkaufen!«
    Ersan klopft wieder mit der flachen Hand auf ein herumstehendes Auto. BAMM! »Musst du handeln!!«
    »Ich verschenke ihn! Ich warne euch. Ich renne hier im Spurt vom Hof und werfe euch die Papiere über den Zaun!«
    Serkan stellt sich vorsorglich in den Eingang.
    Ersan schüttelt den Kopf, tippt eine Nummer auf seinem Handy und sagt: »Abdullah?«
    Zehn Minuten später rumpelt ein VW-Bus auf den Hof. In seinem Cockpit hockt ein alter Mann und fuhrwerkt am Lenkrad wie am Ruder eines alten Piratenschiffes. Die Kabine ist erleuchtet von Lichtschläuchen und kirmesartigen Blinklämpchen. Zwischen dem Geflacker baumelt ein Wimpel von Istanbul Büyükşehir Belediyespor.
    Eine halbe Stunde später sind die Massen versammelt. Nachdem mich auch der Älteste nicht überzeugen konnte, ist er wieder in seinen Bus gestiegen, hat den Wimpel zurechtgerückt und wie ein Trucker sein altes Funkgerät in die Hand genommen. Wenig später sind nicht ein oder zwei, sondern Dutzende von Wagen auf den Hof gefahren. Sämtliche Händler und Verwandte haben sich eingefunden, um einen Blick auf mich zu werfen und auf mich einzureden. Einige haben Frauen, Kinder und Enkel mitgebracht. Flaggen wehen. Derwische tanzen. Aus einer Anlage erklingen die Chansons nun stadtviertellaut. Jemand hat einen Grill angeworfen und röstet einen Hammel.
    »Eşek! Eşek!«, lachen ein paar Kinder und zerren an mir herum. Es heißt Esel . Weitere Männer mit flachen Mützchen auf dem Kopf schlendern auf den Hof und begrüßen die große Gemeinschaft. Ich habe mich in einen Skoda zurückgezogen und schmolle. Ich werde nie mehr hier wegkommen. Der Chansonist schraubt seine Stimme nach oben. Der Mann am Grill hebt die Hand, damit die Leute Essen fassen kommen. Unter den Sohlen der Derwische schießt der Kies hervor. Ich reiße die Skoda-Tür auf. Sie quietscht, als ob ich eine Blechdose
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher