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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht
Autoren: Mara Laue
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willst du, vielmehr wollen die Hüter von mir?“
    Er merkte Sheeba ihre Erleichterung an, dass er bereit war, sie und die Hüter zu unterstützen, denn sie atmete auf und blickte ihn dankbar an.
    „Das Ritual erfordert einen aktiven und geweihten Poteau-mitan, durch den der Dämon in den Bannkreis gezogen wird.“
    Gus schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall wird ein Houmfo des Voodoo dazu benutzt werden, um einen Dämon zu bannen. Niemals! Der Houmfo würde dadurch entweiht. Das weißt du.“
    Der Poteau-mitan war die Mittelsäule jedes Houmfo – des Voodootempels – und trug dessen Dach. Die Säule diente den während der Zeremonien beschworenen Geistern und Loas, den Gottheiten, den Houmfo zu betreten. Allein der Gedanke, durch die geweihte Säule einen Dämon in einen heiligen Tempel zu holen, grenzte an Blasphemie.
    „Natürlich weiß ich das, Gus. Und niemand ist auf den Gedanken gekommen, dass dieses Ritual in einem Houmfo stattfinden soll. Ich bin gekommen, dich zu bitten, ob du einen Poteau-mitan zu diesem Zweck in einem Raum weihen würdest, der keinen Tempel darstellt.“
    Gus schüttelte den Kopf. „Sheeba, ich sehe dir dieses Ansinnen nur nach, weil du keine Voodooisante bist. Ein Raum, in dem ein Poteau-mitan geweiht wird, wird durch diese Handlung zum Tempel. Den die Hüter durch die Beschwörung eines Dämons zu schänden gedenken.“ Er schüttelte wieder den Kopf. „Nein.“
    „Bitte, Gus. Wir waren uns doch einig, dass diese verzweifelte Situation jede noch so verzweifelte Maßnahme erfordert, um die Katastrophe aufhalten zu können. Was wiegt deiner Meinung nach schwerer: ein entweihter Tempel, der nie für eine heilige Zeremonie benutzt wurde, oder die Vernichtung der Menschheit?“
    Gus seufzte. Das war ein Argument, dem er sich nicht verschließen konnte. Er nahm den Beutel mit den Orakelknochen, schüttelte ihn und warf die Knochen auf das Tuch auf dem Tisch.
    Sheeba beugte sich ebenso gespannt vor wie er. Da Knochen als Orakel aber nicht ihr Metier waren, konnte sie nicht erkennen, was sie ihm offenbarten. Er studierte ihre Botschaft eingehend.
    Schließlich nickte er Sheeba zu. „Befrage dein eigenes Orakel, ob es wirklich notwendig ist, Bronwyn Kelley oder Devlin Blake zu töten, um das Öffnen des Tores zu verhindern.“
    Sie zögerte, zog dann aber ein Päckchen Tarotkarten aus ihrer Tasche, mischte sie und legte sie auf dem Tuch aus, nachdem Gus die Knochen eingesammelt hatte. Sie betrachtete die Karten und runzelte die Stirn.
    „Nun, was sagen sie dir?“
    Sie schüttelte den Kopf, schob die Karten zusammen, mischte sie erneut und deckte wieder sieben Karten auf. Es waren dieselben wie vorher: die Liebenden, der Turm, der Gehenkte, der Teufel, der Magier, die Mäßigkeit und die Sonne.
    „Die Liebenden, das sind zweifellos Bronwyn Kelley und Devlin Blake. Der Turm sagt, dass etwas zerstört werden wird. Der Gehenkte bedeutet eine Prüfung. Der Teufel steht für starke, auch zerstörerische Kräfte, die, wenn sie in die richtigen Bahnen gelenkt werden, zum Erfolg führen. Der Magier steht für die Kraft des Geistes und natürlich der Magie. Die Mäßigkeit symbolisiert Gleichgewicht. Aber die Sonne …“ Sie schüttelte den Kopf. „Licht und positiver Erfolg. Das verstehe ich nicht.“
    „Weil du nicht verstehen willst, Sheeba. Du hörst nicht auf das, was das Orakel dir sagt, sondern siehst nur das, was du glaubst, das es dir sagen müsste. Stell dir vor, dass du die Frage nicht kennst, auf die die Karten dir antworten. Dass du sie für jemand anderen deutest. Was sagen sie dir dann?“
    Sheeba studierte die Karten erneut. „Die Liebenden stehen vor einer schweren Prüfung, deren Ziel die Zerstörung ist. Diese werden sie mithilfe magischer Kräfte erreichen, wobei aber etwas anderes ebenfalls zerstört wird. Der Turm ist das Eine Tor. Was der Teufel zerstört …“ Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. „Das sagen mir die Karten nicht. Aber das Ergebnis wird ein Gleichgewicht sein. Und die Sonne bedeutet, dass sich alles zum Guten wenden wird. Aber …“ Sie sammelte die Karten ein, mischte sie und legte sie ein drittes Mal aus.
    Das Ergebnis blieb dasselbe.
    „Welche Frage hast du dem Orakel gestellt?“, fragte Gus.
    „Ob es notwendig ist, die beiden Auserwählten oder einen von ihnen zu töten.“
    Er machte eine ausholende Handbewegung über die Karten hinweg. „Ich sehe den Tod nirgends. Die Knochen haben mir in etwa das Gleiche gesagt wie dir
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