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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Henshaw
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mit Absicht so gewählt, dass sich Besucher nicht unbemerkt nähern konnten.
    Das Gebäude stellte für Oberst Kuos Mannschaft keine Herausforderung dar. Solche Orte waren nicht auf die Verteidigung einer Wohnung ausgerichtet, und sollte doch gestürmt werden, waren die Variablen überschaubar. Die Zielpersonen hatten einfach nur Pech, dass eine sichere Wohnung nur so lange sicher war, wie sie geheim gehalten wurde.
    In einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen, und Kuo legte es auf das Überraschungsmoment an, das mit dem Morgengrauen nicht mehr gegeben wäre. Er sah zum hinteren Teil des Bereitstellungsbereichs hinter der Baumlinie. Dort standen Beamte des Büros für Nationale Sicherheit herum und suchten eine Beschäftigung für ihre Hände. Sie hätten gerne geraucht, um die Spannung abzubauen, doch glimmende Zigaretten hätten die Position der Männer verraten und auch ihre Sehfähigkeit bei Nacht beeinträchtigt. Deswegen hatte Kuo ein Rauchverbot verhängt. Die Beamten waren ein arroganter Haufen, die ihre Männer wie Tagelöhner herumkommandierten, sodass Kuo seinen Spaß daran hatte, ihnen dieses bisschen Autorität aufzuzwingen.
    Der Sicherheitschef hing bereits mehr als eine Stunde an einem sicheren Telefon. Als er Kuos Blick bemerkte, sagte er etwas Unhöfliches ins Telefon, beendete das Gespräch und ging zu Kuo.
    »Ich sage es noch einmal: Sie müssen Gummigeschosse verwenden«, verlangte der Sicherheitschef.
    Idioten, dachte Kuo. »Können Sie garantieren, dass die Zielpersonen unbewaffnet sind?« Wie ein guter Anwalt wusste er die Antwort auf seine Frage, noch bevor er sie gestellt hatte.
    Der Sicherheitschef bleckte seine gelbbraunen Zähne. Diese Frage hatte er in dieser Nacht bereits zweimal beantwortet, und er hatte nicht vor, sich vor diesem arroganten, kleinen Polizisten noch einmal zu erniedrigen. Der Mann unterschied sich kaum von einem Streifenpolizisten, da er kein Gespür hatte, was hier politisch auf dem Spiel stand. »Schaffen Sie sie lebend und unverletzt da raus.«
    Kuo verdrehte die Augen und ließ vorsichtig seinen Finger über die Sicherung seiner Heckler & Koch MP-7 gleiten, was der Beamte der Zentralregierung nicht bemerkte. »Wie wir sie rausschaffen, hängt davon ab, wie sie reagieren, wenn wir drin sind«, erwiderte Kuo.
    »Das ist der Befehl meiner Vorgesetzten! Lebend! Haben Sie verstanden? Selbst Verletzungen an Gesicht und Händen sind inakzeptabel, geschweige denn Leichen.«
    Kuo betrachtete sein Gegenüber eingehend. Dieser Zentralbeamte war aufgeregt, fast verzweifelt. Das hieß, er stand während dieser Operation unter Beobachtung von ganz oben, und das wiederum hieß, dass die Zielpersonen einem Handel mit einem noch höheren Tier dienten. Die Frage, mit wem der Sicherheitschef Geschäfte machen wollte, blieb offen. Die Antwort wollte Kuo ohnehin lieber nicht wissen. Er hatte die Dossiers der Regierung zu den Zielpersonen angefordert und sogar gedroht, den Einsatz zu verweigern, sollten ihm diese Dossiers nicht zur Verfügung gestellt werden. Drei waren Festlandchinesen, einer war ein taiwanesischer Nationalist vom Festland und einer ein taiwanesischer Nationalist, der mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft in den Vereinigten Staaten lebte. Ihre Zugehörigkeiten waren geschwärzt worden. Organisiertes Verbrechen war eine Möglichkeit, doch die Regierung würde nicht mit den Triaden verhandeln. Da eine Zielperson Amerikaner war, würde Taiwan keinen Vertreter seiner größten westlichen Schutzmacht als Geisel nehmen. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit. Es war allgemein bekannt, dass Taiwan mit chinesischen Spionen durchsetzt war, und bis jetzt hatte es die Regierung vorgezogen, sie in Ruhe zu lassen. Das Büro für Nationale Sicherheit hatte aus Angst vor der Reaktion nie einen chinesischen Spion verhaftet. Anscheinend hatte sich diese Politik jetzt geändert … oder jemand war dabei, sie zu ändern. Dies passte Kuo ganz und gar nicht, doch die Außenbeziehungen zu den Chinesen fielen nicht in seinen Arbeitsbereich.
    »Dann können Ihre Vorgesetzten die Erstürmung durchführen«, sagte Kuo.
    »Sie haben Ihren Befehl!« Der Zentralbeamte schrie ihn beinahe an, was die Aufmerksamkeit der umstehenden Polizisten und Beamten auf ihn lenkte.
    Kuo beugte sich zu dem Beamten vor. »Ich werde wegen der politischen Befindlichkeiten irgendeines Menschen nicht das Leben meiner Männer aufs Spiel setzen«, flüsterte Kuo. »Ob Ihre Verdächtigen lebend die Wohnung
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