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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gedenkt ihr zu nehmen?« hatte der Alte anstelle einer direkten Antwort zurückgegeben.
    »Die übliche. Zuerst hinauf nach Besh, dann durch das Weltende, Gargan… ich kenne keine andere Route. Gibt es eine?«
    »Den Besh entlang, durch die Sümpfe, und dann…«
    »Aber das würde bedeuten, die Schattenberge zu umrunden«, war ihm Del ins Wort gefallen. »Das ist ein Umweg von Wochen!«
    »Wochen, die ihr vielleicht länger lebt. Die Ebenen von Tuan sind in letzter Zeit nicht mehr sicher. Man erzählt sich, die Quorrl wären auf Raubzug. Ich an eurer Stelle wäre vorsichtiger bei der Wahl meiner Route. Ihr wäret nicht die ersten Reisenden, die spurlos verschwinden.«
    Del hatte gegrinst und bezeichnend mit der flachen Hand auf den ledernen Waffengürtel geschlagen. »Wir sind Satai, Alter, keine dickbäuchigen Händler. Und auch keine unbedarften Reisenden. Die Fischgesichter werden sich wundern, wenn sie glauben, leichtes Spiel mit uns zu haben.«
    Skar hatte den Kopf geschüttelt und Del einen strengen Blick zugeworfen, aber der junge Satai hatte nur noch breiter gegrinst. Die Aussicht auf die Reise, auf Abenteuer, die endlich einmal Abwechslung in ihr eintönig gewordenes Leben als Arenakämpfer zu bringen versprachen, hatte seine Laune gehoben, und das reichlich fließende Bier tat ein übriges.
    »Unterschätzt die Quorrl nicht«, hatte der Alte nach einer Weile gesagt, den Blick starr auf Skar gerichtet. Offensichtlich war ihm das stumme Zwiegespräch zwischen den beiden Satai nicht entgangen. »Es mag sein, daß ihr hier in Ikne wenig von ihnen hört, aber weiter im Norden fürchtet man sie. Mit Recht, wie ich meine.«
    »Wir werden schon aufpassen«, hatte Del leichthin erwidert. »Erzähl uns lieber eine Geschichte, Alter. Warte — ich spendiere dir noch einen Krug Bier. Eine feuchte Kehle redet besser.« Er hatte den Wirt herangewinkt, auf seinen leeren Krug gedeutet und drei Finger gehoben, eine Geste, die nicht nur hier in Ikne verstanden wurde. »Wenn ihr euch schon nicht davon abbringen laßt, so zieht wenigstens direkt über die Ebenen von Tuan. Die Quorrl sind ein abergläubisches Pack. Sie fürchten die Gesichter von Combat, die dort angeblich herumspuken sollen.« Er hatte sich vorgebeugt, den Zeigefinger in einen Bierfleck getaucht und eine lange, feuchte Linie auf die Tischplatte gemalt. »Die Ebenen von Tuan«, hatte er bedeutungsvoll erklärt. »Und hier« — ein erneutes Eintunken und ein langgestrecktes Dreieck gegenüber der ersten Linie — »die Nonakesh-Wüste.« »Genau dort ziehen wir entlang. Der kürzeste Weg.«
    »Und der gefährlichste. Ihre Randgebiete wimmeln von Quorrl und anderen Halsabschneidern. Ich würde mir fünfmal überlegen, dort entlangzuziehen.«
    Skar hatte gegen seinen Willen lächeln müssen. »Deshalb bist du wohl auch Händler geworden und nicht Satai.« Er hatte sich vorgebeugt und neugierig auf die Spitze des Dreiecks gedeutet, das der Alte gezeichnet hatte. »Diese Wüste«, sagte er nachdenklich, »kann man den Weg abkürzen, indem man hindurchreitet?«
    Der Alte hatte scharf die Luft eingesogen. »Unmöglich! Die Nonakesh ist keine gewöhnliche Wüste. Wer so etwas vorschlägt, muß verrückt sein!« Er hatte bekräftigend den Kopf geschüttelt und den Krug dann mit einem Ruck auf die Tischplatte zurückgestellt. Ein paar Tropfen Bier waren über den Rand gespritzt und hatten seine provisorische Landkarte verschmiert.
    »Was wollt ihr überhaupt in Elay?«
    Del hatte ruckartig aufgesehen. Das Lächeln war von seinen Zügen verschwunden und hatte einer Miene angespannten Mißtrauens Platz gemacht. »Du bist neugierig, Alter.«
    »Eine Hand wäscht die andere. Ich habe euch Informationen gegeben, und…« »Nutzlose Informationen!«
    »Das ist euer Problem. Es ist nicht mein Hals, der durchgeschnitten wird. Ich habe euch jedenfalls gewarnt.« Die beiden letzten Worte hatten ein wenig schärfer geklungen, nur eine Spur, aber hörbar, und Skar hatte an der Reaktion auf Dels Gesicht gesehen, daß der Jüngere den veränderten Tonfall ebenfalls registriert hatte.
    »Das Tribaronat von Kohon stellt ein Söldnerheer auf«, hatte er hastig gesagt, bevor Del vollends Streit mit dem Alten beginnen konnte. »Wir haben davon gehört und wollen sehen, ob nicht irgendwo ein Offizierspatent für uns drin ist.« »Ihr gebt euch nur mit dem Besten zufrieden, wie?«
    »Warum auch nicht? Der Rang eines Gemeinen mag für die unzähligen dahergelaufenen Raufbolde gut sein,
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