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Entscheidung aus Liebe

Titel: Entscheidung aus Liebe
Autoren: Jacqueline Navin
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Sarah.
    Nachdem sie kurz angeklopft hatte, öffnete sie die Tür und betrat die Bibliothek.

2. KAPITEL
    Jareth hörte ein Geräusch an der Tür und wandte sich um. Miss Pesserats Aussehen hatte sich erheblich verbessert. Ihr Haar war ordentlich frisiert, und sie hatte ein sauberes Kleid angezogen.
    Andererseits hatte ihm ihre freudestrahlende, sorglose Miene beim Spiel mit den Kindern besser gefallen als der gleichgültige Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn nun ansah.
    Anmutig knickste sie vor ihm. „Euer Gnaden wünschte mich zu sprechen?"
    „Ja. Nehmen Sie bitte Platz, Miss Pesserat."
    „Danke."
    Die junge Frau ließ sich nieder, faltete die Hände im Schoß und blickte ihn erwartungsvoll an.
    Jareth straffte die Schultern und bemühte sich, streng zu wirken. „Miss Pesserat, ich nehme an, Sie wissen, warum ich Sie zu mir gebeten habe?"
    „Ja, natürlich. Sie missbilligen meine Anwesenheit, nicht wahr?"
    Jareth war überrascht über Chloes ehrliche Antwort. Furchtlos begegnete sie seinem Blick, und er versank in ihren großen, unschuldigen Augen. Sie schienen bis auf den Grund seiner Seele sehen zu können.
    „Das sind Ihre Worte, nicht meine. Ich würde es vorziehen, Ihnen den Grund unseres Gespräches mit meinen eigenen Worten zu erläutern, daher zeigen Sie bitte etwas Geduld."
    Als sie schwieg, fuhr er entschlossen fort. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass mich Ihr Benehmen beunruhigt. Es ist mir aufgefallen, dass der Tagesablauf meiner Nichten hauptsächlich aus törichten Spielen besteht."
    „Kinder sollten spielen."
    „Natürlich, Miss Pesserat. Ich bitte Sie, den Sinn meiner Worte nicht so zu verdrehen, dass ich mich an Ihrer Stelle in der Verteidigung wieder finde." Verlegen schlug sie die Augen nieder. Oh, sie war eine raffinierte Gegnerin, diese Miss Pesserat. „Spiele sind wichtig, aber sie sollten nicht das Einzige sein, was im Leben eines Kindes eine Rolle spielt. Disziplin ist zum Beispiel vonnöten, um das nötige Gleichgewicht herzustellen."
    „In dieser Hinsicht stimme ich Ihnen zu, Euer Gnaden."
    „Seit meiner Rückkehr habe ich bei meinen Nichten einen bedauernswerten Mangel an Disziplin festgestellt. Sie gestatten Ihnen, höchst unschicklich herumzutollen und sich auf dem Rasen zu balgen ..."
    Sie hob eine Hand. „Ich bitte um Entschuldigung, Euer Gnaden. Ich verstehe nicht, was das Wort .unschicklich' bedeutet. Sie wissen, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist."
    „Wie Straßenkinder in den übelsten Vierteln Londons, Mademoiselle. Das bedeutet,unschicklich'", erwiderte er ungeduldig. „Ich habe sie heute im Garten beobachtet. Sie haben einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht mit all diesem Gelächter und Schreien! Ihr Betragen hätte unsere Familie in Verruf gebracht, falls
    ein zufälliger Besucher sie gesehen hätte."
    „Es tut mir Leid, wenn wir Sie gestört haben." Sie sah ihn besorgt an. „Mögen Sie es nicht, wenn jemand lacht?"
    Jareth runzelte die Stirn. „Wenn es angebracht ist, bin ich dem Lachen natürlich nicht abgeneigt, Miss Pesserat. Ich kann dagegen ein solch hysterisches Verhalten nicht billigen."
    Ein Lächeln erhellte das Gesicht der jungen Frau, und sie nickte erleichtert. „Darüber bin ich froh, denn die Kinder müssen unbedingt lachen. Ihre Traurigkeit kann nur durch Freude vertrieben werden. Sie müssen wieder lernen, die Gaben anzunehmen, die ihnen das Leben schenkt." Wieder sah sie ihn prüfend an. „Sind Sie nicht der Ansicht, dass man das Leben genießen muss?"
    Jareth ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn ihre Äußerung erstaunte. „Ich teile Ihre Meinung durchaus. Es ist unabdingbar für ein zufriedenes Leben, sich hin und wieder zu vergnügen. Allerdings gibt es noch andere Dinge, die von größter Wichtigkeit sind, Pflicht und Verantwortung zum Beispiel. Ebenso erachte ich es für unerlässlich, sich stets voller Würde und Selbstachtung zu verhalten. Alles in Maßen, Miss Pesserat."
    Sie rümpfte die Nase. „Die Engländer scheinen großen Wert auf ihre Disziplin zu legen, wie ich bereits festgestellt habe."
    Jareth fragte sich, ob sie ihn womöglich verspotten wollte. „Wollen Sie etwa andeuten, es sei nicht wichtig, sich würdevoll zu verhalten?"
    Sie versteifte sich. „Auch die Franzosen haben ihre Würde."
    Nun stellte sie es so hin, als ob er ihre Herkunft beleidigen wollte. Er seufzte und schüttelte langsam den Kopf. „Wenn Sie mich absichtlich falsch verstehen wollen, kann ich es nicht verhindern. Dennoch schlage
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