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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe
Autoren: Siri Goldberg
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vorzeigbare Hose, die er besaß und die er extra für diesen Anlass angezogen hatte. Schließlich wurde er nicht jeden Abend zu einem Konzert ins Opernhaus eingeladen.
    Paolo war das Unglück entgangen, so sehr musste die blonde Pianistin aus Salzburg ihn verzaubert haben. Er überlegte laut, wie er es anstellen könnte, sie zu einem Date zu überreden.
    Daniele entschuldigte sich inzwischen bei der Kellnerin, bestellte ein zweites Bier und ließ sich einen Salzstreuer geben. Salz half bei Rotweinflecken, warum nicht auch bei Bier? »Du willst sie also unbedingt wiedersehen? Das ist ganz einfach. Du fährst nach Salzburg, findest heraus, wo sie wohnt, stellst dich unter ihr Fenster und singst ihr eine unserer schönen canzoni veneziane vor. Mit all deiner Inbrunst.« Paolo konnte zwar nicht singen, verfügte aber über eine laute Stimme. Und Inbrunst besaß er ohnehin im Übermaß.
    »Das ist es! Das ist die Idee!«
    »Wirklich? Das würdest du tun?« Daniele lachte. Dann biss er sich auf die Lippen. Sollte sein Freund, der Frauen so regelmäßig wechselte wie seine Unterwäsche, sich tatsächlich mit Haut und Haaren verliebt haben? Ernsthaft verliebt?
    »Ich werde es umgekehrt machen. Sie soll für mich spielen.« Ehe Daniele fragen konnte, wie er das anstellen wollte, holte Paolo wieder aus und riss diesmal sein eigenes Glas in den Abgrund.
    »Nein!«, rief die Kellnerin. »Ist das ein neuer Sport? Oder machen Sie es, damit ich öfter an Ihren Tisch komme?« Sie zwinkerte kokett.
    Zum ersten Mal schien Paolo sie wahrzunehmen. Er sprang auf und entschuldigte sich. Sie verdrehte die Augen und holte Besen und Kehrichtschaufel. Paolo nahm ihr beides aus der Hand. Er fegte die Scherben selbst zusammen.
    »Wenn Sie mich sehen wollen, könnten Sie das nämlich auch einfacher haben.« Sie drückte ihre Brust heraus und lächelte ihn an.
    Ziemlich frivol, fand Daniele. Galant küsste Paolo ihr die Hand. Er murmelte eine weitere Entschuldigung. Sie trug die Scherben weg und servierte einen neuen Sprizz.
    »Bitte nichts mehr umwerfen, Signore. Sonst muss ich Überstunden machen und kann nicht pünktlich um Mitternacht hier rausspazieren.«
    Paolo versprach hoch und heilig, seine Hände im Zaum zu halten und schenkte ihr ein breites Lächeln.
    »Nicht gerade dezent, ihr Hinweis, wann sie Feierabend hat«, murmelte Daniele, als die Kellnerin gegangen war.
    »Dezent ist sie nicht, die Kleine, aber hübsch. Durchaus eine Sünde wert!«
    »Jetzt hör aber auf! Du pfeifst angeblich aus dem letzten Loch vor lauter Liebeskummer, du faselst dir den Mund fusslig, wirfst zwei Gläser um, schüttest Bier auf meine Hose, schwärmst von deinem Engel, dass jeder Groschenromanautor vor Neid erblassen müsste – und dann …« Er schnaubte. »… dann flirtest du auf die Schnelle mit der Kellnerin? Einfach so?«
    Paolo hob die Brauen. »Gönnst du es mir etwa nicht? Nach der fatalen Niederlage, die ich vorhin erlitten habe?«
    »Ich kenne niemanden, der so sprunghaft ist wie du.«
    »Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, mein Freund.«
    »Das Sprichwort, das zu dieser Situation passt, heißt wohl eher: besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.« Daniele nahm einen großen Schluck Bier. »Dabei habe ich einen Augenblick wirklich gedacht, dass du dich in diese seltsame Pianistin verguckt hast.«
    Paolo legte seine Hände auf Danieles Arme. »Verguckt ist das falsche Wort.« Seine Augen verdunkelten sich. »Ich habe mich bis über beide Ohren verliebt.« Schon wurde sein Blick wieder glasig, und er begann erneut mit seiner Schwärmerei. »Clara«, sagte er mit demselben Gesichtsausdruck, mit dem er unlängst das köstliche Tiramisu von Giovanna gelöffelt hatte. »Schon ihr Name ist reinste Musik. Clara, das Licht in der Dunkelheit, der leuchtende Stern!« Er hob den Kopf, als könnte er sie am Himmel entdecken. Dann sah er Daniele an. »Sie ist die Frau meines Lebens. Ich werde sie heiraten.«
    Daniele lachte. Als er die Feierlichkeit im Blick seines Freundes entdeckte, hielt er inne. Es war Paolo tatsächlich ernst. »Du bist ja vollkommen verrückt! Eine Frau, die du nur einmal gesehen hast? Die nicht mal mit dir sprechen wollte?«
    »Noch nie war ich mir einer Sache so sicher. Ich habe die zukünftige Contessa Minotti gefunden.«
    »Leider weiß sie noch nichts von ihrem Glück. Und deshalb machst du mal eben der Kellnerin schöne Augen. Als Überbrückung quasi. Man gönnt sich ja sonst nichts.« Daniele schüttelte
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