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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation
Autoren: Walter Jon Williams
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einem Durcheinander von schwarzen und roten Pillen. Sein schlaffer, haariger Körper war blau und ockergelb bekleckst. Er hatte eine Spritzpistole in der Hand und bemalte sie. Grelle Farben glänzten feucht an ihrem ganzen Körper. Der Raum roch nach Sex. In Pascos Gelächter schwang etwas mit, das Ubu noch nie gehört hatte, etwas, das scharfe, metallische Farben in seinem Schädel tanzen ließ.
    Pasco grunzte und stand auf. Er legte die Arme um sie, preßte sich an ihren buntbemalten Körper und beschmierte sich an ihr. Er griff mit der Hand hinter ihrem Rücken nach oben, packte ihre Haare und zog ihr den Kopf zurück, wobei er seinen Kopf zwischen ihre Brüste drückte. Sie hörte nicht auf zu lachen, immer im gleichen Tonfall. Ubu konnte die einprogrammierten Marionettenlaute in ihrem straff gespannten Hals vibrieren sehen.
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Selbst als er die Tür schloß, bemerkte er, daß sie ihn durch die Schlitze ihrer Lider beobachtete. Er starrte das Gesicht in der geschlossenen Tür an und wünschte sich, vergessen zu können.
    Kittens Augen waren jetzt offen und auf Ubu gerichtet, der mit dem Elektrostab in den Händen auf der Türschwelle stand. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Ich hab ihn geliebt, Ubu«, sagte sie. »Ich bin darauf programmiert. Ich muß lieben, was mein Partner liebt. Es ist sowas wie ein Feedback.«
    Ubu fragte sich, ob Pasco ihr das Weinen beigebracht hatte. Oder gehörte das zum Standardprogramm? »Ich weiß«, sagte er.
    Er wußte, daß sie nach allen menschlichen Maßstäben schwachsinnig war, eine Marionette. Gut genug für Sex, wenn man auf so etwas stand, aber sonst zu nichts zu gebrauchen. Selbst die Unterhaltung war höchst eingeschränkt; meistens plapperte sie nur nach, was man ihr vorsagte, oder versprühte jenes Lachen, wenn ihr kleiner Verstand ihr sagte, daß es angebracht sein könnte. Sie war ein Parasit auf dem Schiff, nicht einmal in der Lage, etwas zu ihrem geringen Unterhalt beizusteuern. Pasco hatte das Spielzeug eines Reichen gekauft und die Runaway dafür verpfändet.
    Sie war aber klug genug, um am Leben bleiben zu wollen. Kitten schaute zu ihm hoch. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Tu’s, dachte Ubu. Es hat nichts mit Töten zu tun. »Ich könnte lernen, jemand anders zu lieben«, sagte sie. »Das läßt sich ganz einfach machen. Dazu brauchst du dieses … Ding nicht. Nur eine kleine Justierung. Ich könnte alles sein, was du willst.«
    Und ich wäre mit fünfzehn schon vergreist, dachte Ubu. Ich würde an ihren Roboterfäden tanzen, während sie ihr schwachsinniges Lachen von sich gibt. Er machte einen Schritt nach vorn und nahm den Stab in seine oberen Hände. Kitten wich an die Wand zurück.
    Er streckte den Stab vor, erinnerte sich an Farbe, die auf ihrer synthetischen Haut glänzte, an den Geruch von Sex, den Klang von Pascos Lachen.
    »Du mußt das nicht tun«, sagte sie hastig. »Ich werde dir nicht in die Quere kommen.« Ihre Stimme hob sich zu einem Wimmern. »Warum magst du mich nicht?«
    Ubu schloß die Augen. Er wollte es nicht sehen. Eine Faust schien sich in seiner Kehle zu ballen. Er stieß blindlings mit dem Elektrostab zu und schwenkte ihn mit dem Finger am Auslöser nach links und rechts.
    Das Knistern von Elektrizität. Etwas Schweres fiel auf die Kissen. Es roch verbrannt.
    Ubu machte die Augen auf. Kitten war auf der Koje zusammengebrochen. Sie hatte eine verbrannte Stelle an der Seite, wo der Elektrostab sie berührt hatte. Sie war stillgelegt; ihr Programm war gelöscht. Ihre Augen standen offen. Ein Schenkel zitterte, und ihre Finger zuckten ziellos. Die Brandwunde auf der synthetischen Haut begann bereits zu heilen.
    Wenn er die oralen Kontrollcodes für sie gehabt hätte, wäre er nicht gezwungen gewesen, es auf diese Weise zu machen. Aber diese Codes hatte nur Pasco besessen. Was sein blondes Objekt der Begierde anging, hatte er keinem Menschen getraut.
    Ubu ließ den Stab auf den gepolsterten Boden fallen. Er drehte sich um und ging in den vorderen Raum zurück, um seinen Werkzeugkasten zu holen, brachte ihn herein, stellte ihn auf die Koje und öffnete ihn.
    Der Geruch von verbranntem Fleisch hing immer noch in seiner Kehle, unvergeßlich. Er faßte Kitten an der Schulter und spürte die Wärme ihrer perfekten Haut. Er drehte sie um. Sie lag mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen auf der Koje. Ubu nahm ein Messer heraus, schnitt die Haut zwischen den Schulterblättern auf und zog
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