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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition)
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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müsste er geklont in derse l ben Sekunde ein Ohr für Tausende von Menschen auf der Erde h a ben, die ihm ihr Leid klagten und ihn um Hilfe anflehten. Nicht ei n mal ein höheres Wesen war so genial. Oder war dies der Grund, warum nur wen i gen Menschen solche Hilfe zuteilwurde?
    Vielleicht hatte sein bester Freund r echt. Vielleicht wäre es für die Sicherheit seiner Tochter sogar besser, wenn er sich ihr zu erke n nen gäbe. Vielleicht würde sie die Gefahren dann selbst rechtze i tig erkennen und ihnen trotzen, obwohl sie nur ein schw a cher Mensch war. Azaradeel seufzte. Vor lauter Grübeln hatte er völlig vergessen, dass Leviathan immer noch darauf wartete, ob er ihn begleiten würde.
    Ohne ein Wort des Abschieds, nur mit einem Winken seiner Flügel, schwang dieser sich nun endgültig in die Luft und schwe b te über die Dächer davon.
     
    Azaradeel seufzte erneut . Vielleicht sollte er sein Kind z u nächst einmal durch sein magisches Fernrohr beobachten und dann, in e i nem gü nstigen Augenblick, könnte er – verdammt, jetzt hatte Levi ihn schon fast umgestimmt – , unvernünftig we r den!

3
    Rapport auf der Dämonenburg
     
    Der Meister verstand es, standesgemäß zu residieren. Womit er sich diese Position verdient hatte, wusste keiner. Als Sariel zu dieser Gruppe dazu kam , war Tumael bereits eine lebende Lege n de. Auf jeden Fall glich die Burg hoch oben im Nebel über den Berggipfeln, wohin außer ihresgleichen niemand vor stieß , schon von außen einer uneinnehmbaren Festung. Im Inneren j e doch war es noch schlimmer, fast wie ein Abbild der Hölle, so düster waren die hohen Räume, die Flure, die Treppenaufgänge. Dunkel gestr i chene oder unverputzt belassene Wände flackerten unter dem unruhige n Licht unzählige r Fackeln, das von silbernen Ra h men und Spiegeln reflektiert wurde . Von großen Pfa n nen auf eisernen Gestellen waberten gelbliche Schwaden durch die weiten Flure und hingen schwer unter den dunklen Decken. Der Gestank von Moder und Fäulnis e r füllte die Luft.
    Einer der beiden Wächter, die mit mächtigen Waffen Dienst neben der monströsen doppelflügeligen Tür schoben, musterte Sariel mit hochgezogener Augenbraue. Dann jedoch nickte er ihm kurz zu und betätigte wortlos zweimal den furchterregenden Dämonenkopf, der als Türklopfer diente, worauf der rechte Tü r flügel aufschwang.
    Bevor Sariel eintrat, streckte er selbstbewusst sein Kreuz durch und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Heute würde der Meister zufrieden mit ihm sein. Ein wenig dieses verdienten Selbstbewusstseins durfte er zeigen, jedoch nicht zu offensich t lich. Hochmut war schon so manchem Dämon zum Verhängnis g e worden, egal welchen Rang er bekleidete.
    » Tritt näher. « Die Tür schloss sich hinter ihm mit lautem B e ben in den mächtigen Angeln.
    Tumael blickte von dem Gegenstand, dem seine Aufmerksa m keit galt, erst auf, als Sariel den riesigen Saal durchschritten und bis auf wenige Meter an ihn herangetreten war. Der Globus, der sich mit rund einem Meter Durchmesser langsam unter Tumaels Hand drehte, war das genaue Abbild der Erde, mit allen Tälern und Bergen, Wü s ten und Meeren, Dörfern und Städten, die sich plastisch darauf a b zeichneten. Sariel hatte ihn erst wenige Male gesehen und war immer aufs Neue von der Detailtreue und Magie der künstlichen Erde b e eindruckt. Man musste nur intensiv genug einen Punkt fixieren, schon fühlte man seine spezielle Atmosph ä re und befand sich an dem realen Ort.
    Die Anspannung war greifbar , die in den Adern seines Chefs auf die nächste Misserfolgsmeldung lauerte, als dieser ihn mit stechendem Blick ansah , die eine Gesichtshälfte hinter einer eisernen Maske ve r borgen, mit einem Loch für das wi m pernlose, ewig tränende Auge.
    An diesen Anblick hatte Sariel sich längst gewöhnt. Es ging das Gerücht um, hinter der Maske befä n den sich nur Knochen, von ewig verwesendem Fleisch überw u chert. Der Gedanke war grässlich, aber nachdem von Tumael kein stechender oder sü ß l i cher Geruch ausging, tippte Sariel eher auf eine Verbrennung. Niemand wusste, ob Tumael diese Verunsta l tung einer Bestrafung von noch höherer Ebene oder eher einem Kampf zu verdanken hatte. Zu lange war es her, dass man ihn ohne diese Maske ges e hen hatte.
    Sariel verbeugte sich tief, wie es üblich war, um seine Ehre r bietung zu erweisen.
    » Ich hoffe für dich, dass du gute Nachrichten für mich hast « , knur r te Tumael und fletschte drohend
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