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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch
Autoren: Nalini Singh
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sorgen dafür, dass nicht mehr Vampire als nötig umkommen.« Es hieß, dass vor Gründung der Gilde entlaufene Vampire immer sofort bei ihrer Ergreifung hingerichtet worden waren.
    Nachdem er sich Schuhe und Strümpfe ausgezogen hatte, streckte er behaglich die Beine aus und kippelte den Stuhl gegen den Tisch. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen. »Bill James.«
    Das war ein Schlag in die Magengrube, ein Stich ins Herz. »Woher wissen Sie davon?« Von Bill wussten eigentlich nur die drei Jäger, die Jagd auf ihn gemacht hatten, und natürlich Simon. Für den Rest war Bill als Held gestorben und die Gilde hatte ihm ein Begräbnis mit allen Ehren ausgerichtet.
    Deacon zuckte nicht mit der Wimper und sagte seelenruhig: »Ich heiße zwar Deacon, aber die meisten kennen mich als ›der Henker‹.«
    Sie starrte ihn an. Der Typ meinte es ernst. Verdammt.
    Sehr vorsichtig ging sie hinüber zu ihrem Bett und setzte sich auf die Kante. »Ich dachte, Sie wären nur ein Mythos. So wie der Schwarze Mann.«
    »Die Jäger der Gilde gehören zu den gefährlichsten Kriegern der Welt. Da braucht man einen Schwarzen Mann.«
    Sara schüttelte den Kopf. »Ellie wird mir nie glauben, dass ich dem Henker begegnet bin.« Über den Namen hatten sie Witze gerissen. So etwas gab es doch nur im Fernsehen. »Die Gilde beschäftigt tatsächlich einen Jäger, der Jagd auf die eigenen Leute macht?«
    »Nur im Notfall.« Er schwieg, bis sie aufschaute. »Und Sie wissen, dass es manchmal nötig ist.«
    »Bill war nicht mehr zurechnungsfähig«, sagte sie. »Er ist einfach durchgedreht.« Bill hatte Gefallen daran gefunden, Kinder auf grausamste Weise zu ermorden. Selbst jetzt wurde ihr noch schlecht, wenn sie daran dachte.
    »Es kommt nur selten vor, dass man die eigenen Jäger jagen muss«, räumte Deacon ein. »Aber es kommt vor und von daher braucht jede Gilde ihren Henker.«
    »Warum haben Sie Bill damals nicht zur Strecke gebracht?« Denn Elena war diejenige, die den alten Jäger schließlich getötet hatte. Sara war damals fest entschlossen gewesen, die Bürde auf sich zu nehmen. Zwar war Bill ihr Freund, aber für Elena war er noch mehr. Er war ihr Mentor. Doch Bill hatte sie beide aus dem Hinterhalt überfallen und Sara mit einem Wagenkreuz bewusstlos geschlagen. So musste also ihre beste Freundin den eigenen Mentor mit dem Messer erstechen.
    Er hat mich angesehen, als wäre ich eine Verräterin , hatte Ellie danach gesagt, ihr ganzes Gesicht voll mit Bills Blut. Er musste sterben, das weiß ich auch, aber irgendwie hatte er recht. Richtig heiß war sein Blut.
    »Unglückliche Umstände«, sagte Deacon und holte sie damit in die Gegenwart zurück. »Die Lage hatte sich so schnell zugespitzt, dass ich nicht mehr rechtzeitig kommen konnte. Ich war am anderen Ende der Welt.«
    »Auf der Jagd?«
    »Geschäftlich«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Der Henker wird nur selten gebraucht. Eigentlich baue ich Waffen, das ist meine wahre Berufung.«
    »Deacon? Moment mal.« Sie zerrte ihre Tasche zu sich heran, öffnete den Reißverschluss und zog ihre Armbrust heraus. Darauf prangte ein vertrautes, stilisiertes D . »Sie haben das gemacht?«
    Er nickte kurz. »Ich baue Waffen und Ausrüstung für Jäger.«
    »Und Sie sind der Allerbeste.« Die Armbrust hatte sie ein Heidengeld gekostet. Genauso der Bogen, der ihr über alles ging. »Und in Ihrer Freizeit richten Sie Jäger hin? Wie nett.« Kopfschüttelnd steckte sie die Armbrust wieder zurück in die Tasche. »Wieso habe ich noch nie von Ihnen persönlich gehört?«
    »Man sollte sich lieber nicht mit Menschen anfreunden, die man eines Tages vielleicht umbringen muss.«
    »Das stelle ich mir einsam vor.« Eigentlich hatte sie gar nicht so direkt sein wollen, aber sie selbst konnte sich solch ein Leben nicht vorstellen. Vielleicht war sie nicht gerade der Mittelpunkt jeder Gesellschaft, zumindest noch nicht, doch sie hatte einen festen Freundeskreis, der ihr Halt gab.
    »Henker sind ohnehin immer Einzelgänger.« Er begann sich das Hemd aufzuknöpfen. »Wollen Sie zuerst unter die Dusche?«
    Eigentlich wollte sie lieber noch ein bisschen hier stehen und ihn anstarren. Seine Haut spannte sich golden über der muskulösen Brust und unter dem offenen Hemd konnte sie sein dunkles Brusthaar sehen. Ihr Körper spannte sich, erwartungsvoll, bereit.
    Es war definitiv an der Zeit zu duschen, und zwar kalt.
    »Ja, danke«, sagte sie und erhob sich. »Ich beeil mich auch.«
    Deacon nickte und sie
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