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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch
Autoren: Nalini Singh
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Die Wirkungsweise des Chips auf den vampirischen Organismus war komplex, das Resultat hingegen simpel: Der Vampir konnte nun nichts mehr ohne Saras ausdrückliche Genehmigung tun. Für die Jäger war der Chip ein Segen, denn selbst dieser verletzte Vampir hätte Sara in null Komma nichts den Kopf abreißen können. Und Sara hing an ihrem Kopf.
    Sie kroch wieder aus dem Wagen heraus, schlug die Tür zu und sah zu ihrem Kollegen auf, denn dass der Mann ebenfalls ein Jäger war, bezweifelte sie keine Sekunde.
    »Sara.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Er ergriff sie und hielt sie fest, ohne etwas zu sagen. Sara wollte protestieren, doch etwas tief in seinen dunklen grünen Augen hinderte sie daran. Macht, schoss es ihr durch den Kopf, von ihm ging unglaubliche Macht aus. Als er endlich sprach, war sie so vom Klang seiner sinnlichen Whiskeystimme fasziniert, dass sie kaum hörte, was er sagte.
    »Ich bin Deacon. Nach dem, was ich von Ihnen gehört habe, hätte ich Sie mir viel größer vorgestellt.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Vielen Dank. Und in Zukunft kann ich gut auf Ihre Hilfe verzichten.«
    Die meisten Männer wären jetzt wahrscheinlich beleidigt abgezogen, doch Deacon sah sie bloß aufmerksam an. »Das war nicht abwertend gemeint.«
    Warum zum Teufel stand sie hier noch dämlich in der Gegend herum? »Ich muss Rodney seinem Meister übergeben.«
    »Sie haben einen ziemlichen Ruf.« Er machte einen Schritt auf sie zu und sein Blick wanderte zu dem Gurt, der schräg über ihre Brust verlief. »Sie und Ihre Armbrust.«
    War das etwa Amüsement, was sie in seinem ach so ernsten Gesicht sah? »Urteilen Sie nicht vorschnell. Meine Bolzen funkionieren genauso wie die Halsketten. Mit der Armbrust halte ich die Vampire auf Abstand, bis sie mit einem Chip ruhiggestellt sind. So schnell wie die heilen, ist das wohl kaum ein Nachteil.«
    »Trotzdem hatten Sie noch eine Halskette dabei.«
    Sara nahm die Armbrust ab. »Aus dem Weg.«
    Er stand so dicht vor ihr, dass sie nichts als seine breite Brust sehen konnte. Ganz kalt ließ sie dieser Anblick nicht. Er war verdammt sexy. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie eine Jägerin war und er, wenn auch ein mögliches Gildenmitglied, ein Unbekannter. »Meine beste Freundin schwört darauf.« Sara wusste nicht so recht, was Ellie an diesen Ketten fand. Umgekehrt konnte die Freundin ihre Vorliebe für die Armbrust nicht nachvollziehen. Dennoch hatte Sara ihr versprochen, die Halsketten einmal auszuprobieren, da sich Ellie bei der letzten Jagd mit der Armbrust versucht hatte. »Und jetzt lassen Sie mich durch.«
    Endlich rückte er etwas von ihr ab. Weit genug, damit sie die Beifahrertür öffnen und die Armbrust hineinstellen konnte. Rodneys Halswunde war schon fast ganz verheilt, nur hatte er die Rückbank des Mietwagens vollgeblutet. Verdammt . Zwar würde die Gilde für den Schaden aufkommen, aber sie hatte keine große Lust, in diesem Saustall herumzufahren. »Ich muss diese Lieferung hier zustellen.«
    »Wir sollten uns vorher noch mal mit ihm unterhalten.«
    Sie schloss die Beifahrertür. »Und warum sollten wir das tun?«
    »Sind Sie denn gar nicht neugierig, wer ihn so zugerichtet hat?« Er hatte geradezu lächerlich lange Wimpern, dachte sie. Dunkel und seidig und bei einem Mann ganz und gar ungerecht.
    »Wahrscheinlich steckt eine Gruppe von Vampirhassern dahinter.« Sie runzelte die Stirn. »Diese Vollidioten. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass sie jemandes Mann, Vater oder Bruder angreifen.«
    Er durchbohrte sie weiter mit seinem Blick.
    »Was?« Verlegen strich sich Sara übers Gesicht. Zum Glück verbarg ihr dunkler Teint die aufsteigende Röte. Warum reagierte sie nur so stark auf diesen Fremden? Aber gucken war ja schließlich nicht verboten!
    »Die haben mir gesagt, Sie hätten olivfarbene Haut, braune Augen und schwarzes Haar.«
    So weit richtig. »Wer sind ›die‹?«
    »Das sage ich Ihnen, nachdem wir mit dem Vampir gesprochen haben.«
    »Zuckerbrot und Peitsche?«, sie kniff die Augen zusammen. »Ich bin doch kein Esel.«
    Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. »Der Kameradschaft halber«, sagte er und zog aus seiner ramponierten Lederjacke einen Gildeausweis.
    Obgleich sie vor Neugier brannte, wollte sie sich nicht die Blöße geben und deutete bloß lässig auf den Wagen. »Ich steige vorne ein und löse die Halskette.« Unglücklicherweise oder auch vielleicht glücklicherweise vermochten Vampire nicht zu sprechen, wenn sie
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