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Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser
Autoren: Karen Whittenburg
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verkrampfte sich vor ängstlicher Erregung. Dies musste ein Traum sein. Bestimmt war er am Schreibtisch eingeschlafen, und jetzt träumte er … Himmel, und was für einen Traum!
    Sie wankte und streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht zu behalten, als wenn sie einen Drahtseilakt in zwanzig Meter Höhe ausführte. “Wissen Sie, Sam, Sie könnten mir eigentlich ins Haus helfen”, sagte sie dann.
    Halt, stopp! Er träumte nicht. Er spürte den kalten Märzwind. Er hörte, wie die Basset-Hündin am Zaun zum Nachbarn entlangschnüffelte. Er konnte diese schöne, wenngleich ziemlich schamlose Frau sehen, die unsicher über seine Veranda stakste. Und es war egal, ob sie eine Einbrecherin oder die angeforderte Nanny war. Er würde sie nicht ins Haus lassen.
    “Sie können nicht hereinkommen”, sagte er und hoffte dabei inständig, dass Allie ausgerechnet jetzt nicht wieder herunterkommen würde. Sie würde dabei mehr über die weibliche Anatomie lernen, als es für ein fünfjähriges Mädchen gut war. “Sie müssen wieder gehen.”
    “Machen Sie sich keine Sorgen.” Das Lächeln auf ihren Lippen strahlte fast ermutigend. “Allie schläft fest. Sie wird heute Abend nicht wieder wegen Apfelmus herunterkommen.”
    Sam kam aus dem Staunen nicht heraus. Von wem wusste sie das? Natürlich, von Miss Maggard. “Nein, schauen Sie, ich weiß nicht, wer Sie sind, und …”
    “Ich bin Gloria”, sagte sie. “Ich bin Ihr Schutzengel.”
    “Nein, nein! Das sind Sie nicht.” Er schüttelte heftig den Kopf. “Es tut mir leid für Sie, aber ich brauche jemanden mit mehr Erfahrung und … Kleidern.” Damit machte er die Tür zu und schloss sie mit Nachdruck ab. Ich werde sofort Mrs Klepperson anrufen, entschied er. Was dachte sich diese Frau überhaupt dabei, ihm ein solches Nymphchen zu schicken, um auf ein fünfjähriges Kind aufzupassen? Sam ließ das Sicherheitsschloss einschnappen und schaltete die Außenbeleuchtung aus, wobei er sich große Mühe gab, der Versuchung zu widerstehen, aus dem hinteren Fenster zu schauen, um zu sehen, ob die Blondine noch da war.
    Und wenn sie tatsächlich noch da war?
    Er sollte vielleicht doch vorsichtshalber die Polizei rufen. Wenn eine solche Frau durch die Straßen wanderte … Die Türglocke erklang und spielte die ersten beiden Takte vom “Halleluja-Choral”. Sam sprang verdutzt auf. Wer um alles in der Welt konnte das sein?
    Bevor er noch alle Möglichkeiten durchgegangen war, ertönte die Glocke erneut, laut und klar, und Sam eilte zur Tür. In Wahrheit war es ihm egal, wer vor der Tür stand – ein nacktes Kindermädchen oder ein Einbrecher – solange nur Allison nicht noch einmal aufwachte.
    Er ging an der Treppe vorbei durch die Eingangshalle und griff schnell nach der Türklinke, hielt aber lange genug inne, um durch eins der kleinen Fenster in der Haustür schauen zu können. Die Frau vor der Tür hatte ihr Gesicht abgewandt, und er konnte nur die Umrisse eines ordentlichen dunkelblauen Kostüms und die strenge silberne Haarspange sehen, mit der die lockige blonde Haarpracht im Nacken zusammengehalten wurde.
    Wieder hallte der “Halleluja-Choral” durchs Haus, und er riss die Tür auf.
    “Da bin ich wieder.” Ihr Lächeln war umwerfend. “Ich habe jetzt Kleider.”
    Die Kehle wurde ihm immer trockener, je fester er die Türklinke umklammerte.
    Sie drehte eine wacklige Pirouette, wobei sie immer noch mit dem Gleichgewicht kämpfte, und lächelte ihn entwaffnend an. Sie schien mit sich zufrieden zu sein. “Sie glauben nicht, wo ich die gefunden habe.”
    Sam schloss die Augen und öffnete sie wieder, um sich des Anblicks zu vergewissern. Sie konnte unmöglich völlig angezogen hier vor seiner Haustür stehen, wo sie doch noch vor einem Moment …
    “Ich habe die ganze Kleidung aus dem
Architekten-Magazin
, das Sie weggeworfen haben. Sogar die Frisur war da drin.” Sie strich sich mit den Fingern ein paar widerspenstige Locken aus dem Gesicht. “Eigentlich hatte ich mir ja den Lederanzug von der Harley-Davidson-Annonce ausgesucht, aber Leonard meinte, dies hier wäre passender. Was meinen Sie?”
    Drehte er jetzt langsam durch? “Wie …? Wie haben Sie … das gemacht?”
    Sie zog die Augenbrauen zusammen und dachte kurz nach. “Nun ja, ich brauchte etwas Hilfe dabei. Leonard hat mit Anziehen mehr Erfahrung als ich.”
    Sam schüttelte den Kopf. “Aber das war … Sie hatten … gar keine Zeit.”
    Sie lachte nur und beugte sich vor, um noch einmal auf die
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