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Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser
Autoren: Karen Whittenburg
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glänzender Schlitz. Dieser Abend ist irgendwie ungewöhnlich, dachte er. Eine Art Unruhe oder seltsame Energie schien durch die Luft zu wehen.
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen. Morgen würde es wahrscheinlich in Strömen gießen. Er drehte sich um und ging wieder hinein. Während er die Tür zuzog, dachte er grimmig, dass es wahrscheinlich genau das war, was er noch vom Leben erwarten konnte – eine lange Reihe regnerischer Tage.
    Als er das Sicherheitsschloss einschnappen ließ, spiegelte sich ein Silberstreif in der Türscheibe. Sam konnte gerade noch rechtzeitig aufschauen, um eine Sternschnuppe auf dem letzten Stück ihrer glänzenden Laufbahn durch die Galaxis zu beobachten. Was hatte Jenny immer gesagt?
Sternschnuppe, Sternschnuppe, zähl bis drei, wünsch dir etwas für uns zwei.
    Er wandte sich schroff ab und ließ die Rollläden herunter. Was war nur in ihn gefahren? Sternschnuppen waren etwas für Verliebte. Nichts für ihn. Nicht mehr jedenfalls. Er setzte sich schnell wieder an den Schreibtisch und vertiefte sich in seine Arbeit.
    Klapper! Krach! Klirr!
    Der Lärm kam von draußen, und zwar von der hinteren Terrasse. Sam knallte seinen Bleistift auf den Schreibtisch. “Ethel”, zischte er und warf seine Brille auf den Entwurf vor ihm. Er stieß seinen Stuhl zurück und machte sich kampfbereit auf den Weg zur Rückseite des Hauses. Diese verdammte Basset-Hündin war bestimmt wieder irgendwie durch den Zaun entwischt und durchsuchte die Mülltonnen der Nachbarn. Allein in der letzten Woche hatte sie zwei Mal den Abfall über die ganze Straße verteilt.
    Sam verstand nicht, wie Leute sich Haustiere zulegen konnten, ohne sie anzuketten oder sonst irgendwie dafür zu sorgen, dass sie von den Grundstücken der Nachbarn fernbleiben. Er war wild entschlossen, dafür zu sorgen, dass Ethel für diesen Ärger ein bis zwei Tage im städtischen Hundezwinger verbrachte. Sollten ihre Besitzer doch dafür bezahlen, um sie wieder freizukaufen. Vielleicht würden sie ihren Hund dann wenigstens in Zukunft von den Mülltonnen anderer Leute fern halten.
    Wütend ging er durch die Küche, schaltete die Außenlampe unter dem Vordach an und schaute durch die Hintertür hinaus. Der ganze Müll war über die Veranda verteilt. Eine leere Thunfischdose kullerte noch über den Boden und blieb schließlich am Rasenrand liegen. Nur eine der Mülltonnen war noch nicht umgekippt, aber auch sie schwankte bereits bedrohlich hin und her und stand nur noch zur Hälfte im Schatten des Vordachs.
    Sam riss die Tür auf. “Komm da raus, du blöder Köter, sonst breche ich dir alle vier Stumpen, die du Beine nennst!”
    Die Mülltonne hörte auf zu schwanken. “Könnten Sie mir bitte hier raus helfen?” Die Stimme aus der Dunkelheit klang hell und melodiös, weiblich und freundlich.
    “Ethel?”, sagte Sam, kam sich aber sofort sehr dumm vor. Die Basset-Hündin des Nachbarn konnte noch nicht einmal richtig bellen, geschweige denn sprechen. “Wer ist denn da?”, fragte er barsch. “Und was zum Teufel machen Sie in meiner Mülltonne?”
    “Ich sitze hier drin fest.” Ein glockenhelles Lachen zog sich durch ihre Worte. “Wissen Sie, Sam, das ist mir etwas peinlich. Könnten Sie mir nicht helfen?”
    Sie hatte ihn bei seinem Namen genannt, aber so angenehm ihre Stimme auch war, sie kam ihm nicht bekannt vor. Vielleicht war das ja ein besonders gut ausgedachter Trick, um bei ihm einzubrechen? In der Mülltonne waren jede Menge Papiere, auf denen sein Name stand. Und er wollte da draußen nicht in das abgesägte Ende einer Schrotflinte laufen.
    Ihr Lachen überraschte ihn, und er musste unwillkürlich lächeln, obwohl ihm überhaupt kein Grund einfiel, weswegen er das eigentlich tat.
    “Sie sind ein sehr misstrauisches menschliches Wesen, nicht wahr?”, fragte die Stimme. “Nun gut, dann versuche ich es eben selbst …” Fünf schlanke Finger schoben sich über den Rand der letzten, noch stehenden Mülltonne.
    Sam überlegte, ob er nicht lieber die Tür verriegeln und die Polizei rufen sollte, statt hier auf die Flinte zu warten, aber er schien seine Beine irgendwie nicht bewegen zu können.
    “Füße können ganz schön lästig sein, merke ich gerade. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich je daran gewöhnen werde.” Aus den fünf Fingern wurden zehn, und Sam sah, dass sie zu zwei glatten Hände gehörten, die wiederum an zwei wohlgeformten Armen saßen.
    Ihm fiel die Kinnlade herunter, als der Eindringling sich
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