Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser
Autoren: Karen Whittenburg
Vom Netzwerk:
nennt seinen Vater Big Bert, und der findet das gut.”
    “Aber das ist …” Er schloss die Augen, und Allison fragte sich, ob er plötzlich einschlafen würde. Aber dann machte er sie wieder auf, und sie konnte sehen, dass sie immer noch voller Traurigkeit waren. “Ist schon gut, Allison.
Bitte
schlaf jetzt.”
    “Okay, Sam.” Sie schob eine Ecke der Bettdecke unter ihr Kinn. “Ich schlafe jetzt sofort ein. Und Hunny tut das auch. Ich verspreche, wir schlafen.”
    Er nickte und ging zur Tür.
    “Sam?”
    Es dauerte fast eine Minute, aber dann drehte er sich schließlich doch um. “Was ist, Allie?”
    “Es tut mir leid, dass ich noch einmal aufgestanden bin.”
    Er ging zu ihr, legte die Hand auf ihre Stirn, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. “Mir auch.”
    Sie wusste zwar nicht, was ihm leidtat, aber sie wünschte sich, dass er nicht mehr
das Lied
hören würde. Sie schaute hinter ihm her, wie er aus dem Zimmer ging. “Sam?”
    Er seufzte und drehte sich noch einmal um, die Hand schon auf der Türklinke.
    “Hunny möchte, dass du das Licht im Flur anlässt, ‘kay?”
    “Okay, aber ich möchte, dass Hunny bis morgen unter der Bettdecke bleibt … egal wie hungrig er ist. Sag ihm, dass ich das so bestimmt habe.” Sam ließ die Tür so weit offen, dass das Licht aus dem Flur einen hellen Streifen über den Fußboden warf. “Jetzt aber zum letzten Mal: Gute Nacht.”
    “Ich lasse Hunny nicht noch einmal aus dem Bett, Sam. Versprochen. Ich sorge dafür, dass er still ist und schläft und …”
    “Gute Nacht
, Allison.”
    “Gute Nacht, Sam.” Aber kaum hörte sie seine Schritte auf der Treppe, da krabbelte sie wieder aus dem Bett, passte jedoch auf, dass Hunny unter der Decke blieb. Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die flauschige Nase. “Du schläfst jetzt, Hunny, und vielleicht bringt dir der Engel etwas Apfelmus, wenn er kommt, ‘kay?”
    Der Drache schien einverstanden zu sein, und Allison schlich auf Zehenspitzen zum Fenster hinüber. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf die Fensterbank und legte das Kinn in die Hände. Dann schaute sie zu den blinkenden Sterne hoch. “Ist da oben irgendjemand?”, flüsterte sie.
    Sie hörte als Antwort ein leises Rascheln. Es war ein sanftes Geräusch, wie das Rauschen von Engelflügeln, und Allie trug schnell ihre Bitte vor: “Sam braucht einen Schubsengel”, sagte sie hastig. “Heute Abend noch, ‘sis sehr wichtig. Bitte schickt ihm sofort einen.”
    Nichts passierte, aber Allie beobachtete die Sterne erwartungsvoll, und sie fragte sich, wie lange man wohl vom Himmel bis nach Oklahoma brauchte. Sie wollte auf den Engel warten, aber dann bekam sie kalte Füße, und außerdem wollte sie nicht, dass Sam sie erwischte. Sie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick zum Himmel, ging vom Fenster weg und huschte zurück. Doch als sie an ihrem Bett ankam, wirbelte sie wieder herum und rannte zum Fenster zurück. Sie presste Nase und Hände an die kalte Scheibe.
    “Hab ich fast vergessen”, sagte sie. “Danke, vielen Dank.” Flink wie ein Wiesel rannte sie zum Bett, sprang hinein und kuschelte sich mit dem verschlafenen Hunny im Arm unter die Decke. Lächelnd schlief sie ein.

2. KAPITEL
    S am öffnete die Terrassentür in seinem Arbeitszimmer und ging hinaus in Jennys Rosengarten, obwohl man das kaum noch Garten nennen konnte. Kein Rosenstock hatte überlebt. Wie konnten sie auch – ohne Jenny? Die Zweige waren abgestorben und trugen nur noch Dornen. Wenn er sich ein bisschen zusammenreißen könnte, würde er sie wenigstens ausgraben und sie von ihrem Elend befreien. Aber er brachte es nicht übers Herz, die letzte Erinnerung an Jennys Garten zu entfernen.
    Er steckte beide Hände in die Hosentaschen und klimperte mit den Münzen und Schlüsseln, die dort drin waren. Eine nervöse Angewohnheit, die ihm immer häufiger auffiel – genauso wie die Tatsache, dass er seine Tochter jedes Mal anfuhr, wenn sie näher als drei Meter an ihn herankam. Die Münzen und Schlüssel klimperten wieder. Er zwang sich, die Hände aus den Taschen zu nehmen, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was für ein schlechter Vollzeitvater er in dieser ersten Woche gewesen war.
    Die Luft, die er einatmete, war kristallklar. Sie duftete schon nach Frühling, obwohl es noch winterlich frisch war. Über ihm funkelten die Sterne und leuchteten wie ferne Lagerfeuer. Der Mond sah aus wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher