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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis
Autoren: Camilla L�ckberg
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ab.
    »Wie ekelhaft.« Mattias verzog das Gesicht.
    »Wo kommen all die Fliegen her?« Adam blickte verwundert zu Boden. Dann zog sein CSI -geschultes Hirn eine unangenehme Schlussfolgerung. Tote Fliegen. Widerlicher Geruch. Er schob den Gedanken beiseite, doch nun wurde sein Blick unbarmherzig von dem abgewandten Schreibtischstuhl angezogen.
    »Mattias?«
    »Ja?«, gab dieser gereizt zurück, während er angewidert nach einem Platz suchte, wo er nicht in einem Haufen von toten Fliegen stand.
    Wortlos näherte sich Adam dem Stuhl. Eine Stimme in ihm schrie, er solle umkehren, so schnell wie möglich von hier verschwinden und rennen, bis er nicht mehr konnte, aber seine Neugier war stärker. Wie ferngesteuert ging er auf den Stuhl zu.
    »Was ist denn?« Mattias verstummte, als er Adams verkrampften und zögernden Gang sah.
    Als Adam noch einen halben Meter vom Stuhl entfernt war, streckte er die Hand aus. Sie zitterte leicht. Ganz langsam, Millimeter für Millimeter, näherte er die Hand der Rückenlehne. Der einzige Laut im Zimmer war das Rascheln unter seinen Füßen. Das Leder fühlte sich kühl an. Er drückte fester zu und schob die Rückenlehne nach links. Dann machte er einen Schritt zurück. Sachte drehte sich der Stuhl zu ihm um und ließ allmählich erkennen, was sich auf ihm befand. Hinter seinem Rücken hörte er Mattias kotzen.
    Die Augen, die jede seiner Bewegungen verfolgten, waren groß und feucht. Mellberg versuchte, den Hund zu ignorieren, doch es gelang ihm nicht. Das Tier wich ihm nicht von der Seite und blickte ihn herzzerreißend an. Schließlich ließ Mellberg sich erweichen. Er öffnete die untere Schreibtischschublade und warf dem Köter einen Kokosball hin, der zwei Sekunden später verschwunden war. Einen Moment lang glaubte Mellberg, ein Grinsen zu sehen. Sicher pure Einbildung. Zumindest war der Hund nun sauber. Annika hatte gute Arbeit geleistet. Sie hatte ihn gründlich eingeseift und abgeduscht. Trotzdem fand Bertil es ein wenig unappetitlich, als er beim Aufwachen bemerkte, dass der Hund über Nacht zu ihm ins Bett gesprungen war. Gegen Flöhe und anderes Ungeziefer konnte Seife schließlich nichts ausrichten. Möglicherweise wimmelte das Fell von Krabbeltieren, die es kaum erwarten konnten, auf Mellbergs umfangreichen Leib zu springen. Eine gründliche Inspektion hatte jedoch keine Lebewesen zutage gefördert, und Annika hatte ihm ihr Ehrenwort gegeben, dass sie auch beim Waschen keine Flöhe entdeckt hatte. Inseinem Bett sollte das Viech trotzdem nicht noch einmal schlafen. Irgendwo war Schluss.
    »Wie sollen wir dich denn nennen?«, fragte Mellberg, kam sich aber im nächsten Augenblick ziemlich dämlich vor, weil er sich mit jemandem unterhielt, der sich auf allen vieren fortbewegte. Allerdings brauchte die Töle einen Namen. Er sah sich nach einer Anregung um, aber ihm fielen nur alberne Hundenamen ein: Fiffi, Zottel … Nein, das war nichts. Plötzlich juchzte er laut. Ihm war eine glänzende Idee gekommen. Um ehrlich zu sein, hatte er nämlich Lundgren vermisst, seit er ihn notgedrungen hinausgeworfen hatte. Nicht übermäßig, aber immerhin ein bisschen. Warum sollte der Köter nicht Ernst heißen? Das war wenigstens witzig. Er gluckste noch einmal.
    »Was hältst du davon – Ernst? Passt doch hervorragend, oder?« Er zog die Schublade auf. Natürlich sollte Ernst einen Kokosball haben. Es war ja nicht sein Problem, wenn der Hund zu fett wurde. In wenigen Tagen hatte Annika mit Sicherheit einen Platz für ihn gefunden, und es spielte doch keine Rolle, wenn er ihn bis dahin ein wenig verwöhnte.
    Ein schrilles Telefonklingeln ließ ihn und Ernst zusammenzucken.
    »Bertil Mellberg.« Im ersten Moment konnte er die Stimme am anderen Ende nicht verstehen, sondern hörte nur hysterisches Gestammel.
    »Entschuldigung, aber Sie müssen langsam sprechen. Was haben Sie gesagt?« Er hörte konzentriert zu. Als er das Ganze endlich begriffen hatte, zog er die Augenbrauen hoch.
    »Eine Leiche? Wo denn?« Er richtete sich kerzengerade auf. Der Köter, der nun Ernst hieß, streckte ebenfalls den Rücken und spitzte die Ohren. Mellberg notierte eine Adresse und beendete das Gespräch: »Bleibt, wo ihr seid!« Dann wuchtete er sich hoch. Ernst heftete sich an seine Fersen.
    »Hiergeblieben!« In Mellbergs Stimme lag eine ungewohnte Autorität. Zu seinem Erstaunen hielt der Hund inne und wartete weitere Instruktionen ab. »Platz!«, versuchte es Mellberg und zeigte auf den Hundekorb, den
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