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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis
Autoren: Camilla L�ckberg
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Nachbar, der bekanntlich eine Art Fachmann für Deutschland und die Nazis war, stellte eine unwiderstehliche Verlockung dar.
    »Vielleicht hat er überhaupt keine spannenden Sachen zu Hause«, wandte Adam ein, obwohl er wusste, dass es nichts nützte. »Mein Vater hat gesagt, dass er früher Geschichtslehrer war. Er hat bestimmt bloß Bücher und so.«
    »Das werden wir ja sehen.« Mattias’ Augen blitzten. »Da steht ein Fenster ein Stückchen offen!«
    Leider hatte Mattias recht. Insgeheim hatte Adam gehofft, dass es ihnen nicht gelingen würde, in das Haus einzudringen.
    »Womit könnten wir das Fenster ganz öffnen?« Mattias blickte sich suchend um. Ein Fensterhaken, der sich gelöst hatte, war die Lösung.
    »Jetzt wollen wir mal sehen.« Mattias hob die dünne Metallstange vom Boden auf, hielt sie hoch über seinen Kopf und bohrte sie mit chirurgischer Präzision in eine Ecke. Das Fenster rührte sich nicht. »Mist, warum geht das nicht auf?« Mit der Zungenspitze im Mundwinkel versuchte er es noch einmal. Den Fensterhaken in die Höhe zu halten und gleichzeitig Druck damit auszuüben war anstrengend. Er keuchte. Schließlich gelang es ihm, den Haken noch einen Zentimeter hineinzuschieben.
    »Die merken doch, dass jemand eingebrochen ist!«, protestierte Adam schwach, aber Mattias schien ihn nicht zu hören.
    »Das Scheißfenster soll endlich aufgehen!« Er hatte Schweißtropfen auf der Stirn, als er noch einmal kräftig drückte und das Fenster nachgab.
    »Yes!« Mattias ballte die Faust und drehte sich aufgeregt zu Adam um.
    »Hilf mir hoch!«
    »Vielleicht kannst du dich irgendwo draufstellen, auf eine Leiter oder …«
    »Halt den Mund und hilf mir einfach! Danach ziehe ich dich hoch.«
    Gehorsam stellte sich Adam an die Wand und flocht die Hände zu einer Räuberleiter zusammen. Er verzog das Gesicht, als Mattias’ Schuhsohle sich in seine Handfläche drückte, doch er biss die Zähne zusammen und hob Mattias in die Höhe.
    Mattias schaffte es, nach dem Fensterbrett zu greifen und sich so weit hochzuziehen, dass er zuerst den einen und dann den anderen Fuß auf den Rahmen stellen konnte. Er rümpfte die Nase. Ein ekelhafter Geruch kam ihm entgegen. Richtig widerlich. Er zog das Rollo beiseite und blinzelte ins Zimmer. Es sah aus wie eine Bibliothek, doch da alle Rollos heruntergezogen waren, lag der Raum im Dunkeln.
    »Hier stinkt es grauenvoll.« Mit zugehaltener Nase drehte er sich zu Adam um.
    »Dann lass es«, antwortete Adam von unten. In seinen Augen blitzte Hoffnung auf.
    »Quatsch. Wir sind drinnen. Jetzt wird’s lustig. Los, nimm meine Hand.«
    Er löste seine Finger von der Nase, hielt sich am Fensterrahmen fest und streckte Adam seine rechte Hand hin.
    »Schaffst du das überhaupt?«
    »Natürlich. Komm endlich.«
    Adam griff nach der Hand, und Mattias zog mit ganzer Kraft.Einen Augenblick lang schien es sich um ein undurchführbares Vorhaben zu handeln, aber schließlich erreichte Adam den Fensterrahmen, und Mattias sprang ins Zimmer, um ihm Platz zu machen. Als er auf dem Boden landete, knisterte es so merkwürdig. Er blickte nach unten. Der Fußboden war mit irgendetwas bedeckt, das man in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Wahrscheinlich trockene Blütenblätter.
    »Was ist denn das für ein Scheiß hier«, sagte Adam, als er neben ihm aufkam und das raschelnde Geräusch ebenfalls nicht identifizieren konnte. »Mann, riecht das eklig.« Er sah aus, als würde er kaum Luft bekommen.
    »Sage ich doch«, erwiderte Mattias unbeschwert. Seine Nase hatte sich bereits an den Geruch gewöhnt.
    »Jetzt wollen wir mal gucken, was der Alte hier für lustige Sachen aufbewahrt. Zieh das Rollo hoch!«
    »Und wenn uns jemand sieht?«
    »Wer denn? Zieh endlich das Rollo hoch!«
    Adam gehorchte. Licht strömte ins Zimmer.
    »Nettes Zimmer.« Mattias sah sich bewundernd um. Überall Bücherregale vom Fußboden bis zur Decke. In der einen Ecke standen zwei Ledersessel an einem kleinen Tisch. Am anderen Ende des Raums thronte ein riesiger Schreibtisch. Ein altmodischer Bürostuhl mit hoher Lehne wandte ihnen die Rückseite zu. Adam machte einen Schritt nach vorn, hielt aber inne, weil es unter seinen Füßen wieder so seltsam knisterte. Nun sahen sie beide, worauf sie standen.
    »Ach, du Scheiße …« Der Boden war mit Fliegen bedeckt. Widerliche, schwarze, tote Fliegen. Auch auf dem Fensterbrett lagen Schwaden von Fliegen. Adam und Mattias wischten sich instinktiv die Hände an den Hosenbeinen
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