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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis
Autoren: Camilla L�ckberg
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Beschäftigung für Erwachsene widmen zu dürfen. Von Spielplätzen, Sandkästen und Kindersendungen hatte sie die Nase gestrichen voll. Das Backen des perfekten Sandkuchens war auf Dauer einfach intellektuell nicht anregend genug, und bei der Vorstellung, noch ein einziges Mal »Summ, summ, summ« singen zu müssen, ging sie die Wände hoch. Sosehr sie ihre Tochter auch liebte, nun war Patrik an der Reihe.
    Ehrfürchtig schaltete sie den Computer ein und genoss das vertraute Rauschen. Im Februar musste das neue Buch in ihrer Reihe über reale Mordfälle fertig sein, aber zum Glück hatte sie im Sommer bereits ein bisschen Recherche betrieben. Mit dem Gefühl, gut vorbereitet zu sein, startete sie das Textverarbeitungsprogramm, öffnete das Dokument, dem sie den Namen »Elias« gegeben hatte, weil so das erste Mordopfer hieß, und legte ihre Finger auf die Tastatur. Ein zaghaftes Klopfen riss sie aus ihren Gedanken.
    »Entschuldige die Störung«, Patrik machte ein betretenes Gesicht, »aber wo ist eigentlich Majas Overall?«
    »Im Trockenschrank.«
    Patrik nickte und machte die Tür wieder zu.
    Sie legte die Finger auf die Tastatur und atmete tief durch. Erneutes Klopfen.
    »Ich lass dich gleich in Ruhe. Sag mal, was sollte Maja deiner Ansicht nach heute anziehen? Es ist ziemlich frisch draußen, aber andererseits schwitzt sie immer so, und dann holt man sich leicht eine Erkältung …« Patrik grinste dämlich.
    »Unter dem Overall braucht sie nur einen leichten Pulli und eine Strumpfhose. Ich setze ihr immer noch eine dünne Baumwollmütze auf, damit sie sich nichts wegholt.«
    »Danke.« Patrik machte die Tür wieder zu. Erica wollte gerade die erste Zeile schreiben, als sie von unten ein lautes Heulen hörte, das stetig anwuchs. Nach zwei Minuten schob sie seufzend ihren Stuhl zurück und ging die Treppe hinunter.
    »Ich helfe dir. Es ist mittlerweile wahnsinnig anstrengend, sie anzuziehen.«
    »Danke, das ist mir auch schon aufgefallen.« Patrik standen Schweißperlen auf der Stirn, weil er den Kampf mit der trotzigen und schon recht kräftigen Maja in seiner dicken Winterjacke geführt hatte.
    Fünf Minuten später war die Laune der Tochter zwar erheblich schlechter, aber immerhin war sie vollständig angezogen. Erica gab beiden einen Kuss auf den Mund und scheuchte sie hinaus.
    »Macht bitte einen ganz langen Spaziergang, damit Mama in Ruhe arbeiten kann.«
    Patrik sah sie schuldbewusst an. »In ein paar Tagen wird sich bestimmt alles eingespielt haben, und dann hast du so viel Ruhe, wie du brauchst. Versprochen!«
    »Schon okay.« Erica machte entschlossen die Tür hinter ihnen zu, schenkte sich einen großen Becher Kaffee ein und ging zurück ins Arbeitszimmer. Endlich konnte sie loslegen.
    »Pst … nicht so laut!«
    »Ach was, die sind beide verreist, hat meine Mutter gesagt. Den ganzen Sommer über hat keiner die Post reingeholt. Deswegen leert sie seit Juni den Briefkasten. Also mach dir keine Sorgen, wir können so viel Krach machen, wie wir wollen.« Mattias lachte, aber Adam war noch immer skeptisch. Das alte Haus wirkte unheimlich. Genau wie die beiden alten Männer. Mattias konnte sagen, was er wollte, er würde so vorsichtig wie möglich sein.
    »Wie sollen wir überhaupt reinkommen?« Er hasste den leidenden Unterton in seiner Stimme, konnte aber nichts gegen seine Unruhe machen. Oft wünschte er sich, ein bisschen mehr wie Mattias zu sein. Mutig, unerschrocken, manchmal fast dummdreist. Aber er bekam alle Mädchen ab.
    »Es wird schon klappen. Irgendwie kommt man überall rein.«
    »Ich nehme an, du schöpfst aus deinem großen Erfahrungsschatz als Einbrecher«, lachte Adam leise.
    »Ich habe schon viele Sachen gemacht, von denen du keine Ahnung hast«, erwiderte Mattias hochnäsig.
    Na klar, dachte Adam, wagte jedoch nicht, ihm zu widersprechen. Manchmal musste Mattias sich eben aufspielen. Und Adam war zu klug, um sich auf eine Diskussion einzulassen.
    »Was hat er wohl da drinnen?« Mit leuchtenden Augen schlich Mattias ums Haus und suchte nach einem Fenster oder einer Luke.
    »Ich weiß nicht.« Adam sah sich ängstlich um. Die Sache missfiel ihm immer mehr.
    »Vielleicht besitzt er massenhaft coole Nazisachen. Stell dir mal vor, er hat Uniformen und so.« Die Aufregung in Mattias’ Stimme war nicht zu überhören. Seit sie in der Schule die SS durchgenommen hatten, war er wie besessen. Er las alles über den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus, was er in die Finger bekam, und der
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