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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis
Autoren: Camilla L�ckberg
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Leine zerrte. Am anderen Ende stand eine kleine dunkelhaarige Frau.
    »Den hab ich da draußen gefunden«, sagte sie in breitem Stockholmerisch.
    »Und was soll er hier drinnen?«, erwiderte Bertil mürrisch und wollte sich wieder zurückziehen.
    »Darf ich vorstellen: Paula Morales«, beeilte sich Annika zu sagen. Bertil drehte sich um. Natürlich! Die Dame, die heute hier eintreffen sollte, hatte doch einen spanisch klingenden Namen. Die sah aber mickrig aus! Klein und dünn. Ihr Blick war jedoch alles andere als zart. Sie hielt ihm die Hand hin.
    »Nett, Sie kennenzulernen. Der Hund ist allein draußen herumgelaufen. So wie er aussieht, hat er keinen Besitzer. Jedenfalls keinen, der sich um ihn kümmert.«
    Ihr Ton klang für seinen Geschmack etwas zu fordernd. Bertil überlegte, worauf sie hinauswollte.
    »Kann man ihn nicht irgendwo abgeben?«
    »Es gibt hier keine Stelle für herrenlose Hunde. Annika hat mich bereits darüber aufgeklärt.«
    »Nein?«, fragte Mellberg.
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Dann … müssen Sie ihn wohl mit nach Hause nehmen.« Er versuchte, den Hund von seinem Hosenbein abzuschütteln, aber das Tier ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und machte es sich auf seinem rechten Fuß bequem.
    »Das geht nicht. Wir haben eine Hündin zu Hause und die mag keine Gesellschaft«, erwiderte Paula ungerührt und blickte ihn noch immer durchdringend an.
    »Was ist mit dir, Annika, könnte er sich nicht … mit deinen Viechern anfreunden?« Mellberg wurde immer ratloser. Warum musste er sich ständig mit solchem Kleinkram befassen? Er war schließlich der Leiter dieser Dienststelle!
    Annika schüttelte entschieden den Kopf. »Das würde nicht funktionieren. Sie sind es gewohnt, unter sich zu sein.«
    »Es geht nicht anders: Sie müssen ihn nehmen.« Paula reichte ihm die Leine. Völlig perplex über diese Unverfrorenheit griff Mellberg zu. Der Hund kuschelte sich daraufhin noch enger an ihn und gab zu allem Überfluss ein wohliges Winseln von sich.
    »Er mag Sie.«
    »Aber ich kann nicht … ich habe keinen …«, stammelte Mellberg, dem es ausnahmsweise die Sprache verschlagen hatte.
    »Du hast keine anderen Tiere zu Hause, und ich verspreche dir,dass ich mich nach einem vermissten Hund umhöre. Falls sich niemand meldet, müssen wir ein neues Zuhause für ihn finden. Wir können ihn nicht seinem Schicksal überlassen, denn sonst wird er vom Auto überfahren.«
    Annikas Flehen berührte Mellberg gegen seinen Willen. Er blickte auf den Hund hinunter, und der blickte mit feuchten und sehnsüchtigen Augen zu ihm empor.
    »Verdammter Mist, wenn ihr so einen Aufstand macht, dann nehme ich die Töle eben für ein paar Tage mit zu mir. Aber du musst ihn saubermachen, bevor ich ihn in meine Wohnung lasse«, sagte er mit erhobenem Zeigefinger. Annika war erleichtert.
    »Kein Problem, ich stelle ihn hier in der Dienststelle unter die Dusche.« Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: »Das ist wirklich nett von dir, Bertil.«
    Mellberg grunzte. »Sorg dafür, dass der Köter blitzsauber ist, wenn ich ihn das nächste Mal sehe! Sonst kommt er nicht mit!«
    Zornig stapfte er durch den Flur und knallte seine Tür hinter sich zu.
    Annika und Paula lächelten sich an. Der Hund klopfte winselnd mit seinem Schwanz auf den Fußboden.
    »Dann wünsche ich euch einen schönen Tag.« Erica winkte Maja zu, doch die beachtete sie überhaupt nicht, weil im Fernsehen die Teletubbies liefen.
    »Wir machen es uns gemütlich.« Patrik gab Erica ein Küsschen. »Die Kleine und ich werden in den nächsten Monaten wunderbar zurechtkommen.«
    »Du sagst das so, als würde ich auf die sieben Weltmeere hinausfahren«, lachte Erica. »Zum Mittagessen komme ich runter.«
    »Meinst du wirklich, dass es eine gute Idee ist, zu Hause zu arbeiten?«
    »Wir sollten es zumindest ausprobieren. Tu einfach so, als wäre ich nicht da.«
    »Kein Problem. Sobald du die Arbeitszimmertür hinter dir zugemacht hast, bist du für mich nicht mehr existent«, zwinkerte Patrik.
    »Warten wir’s ab«, brummte Erica und ging die Treppe hinauf. »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. So brauche ich mir wenigstens kein Büro zu suchen.«
    Sie ging ins Arbeitszimmer und machte mit gemischten Gefühlen die Tür hinter sich zu. Ein Jahr lang war sie mit Maja zu Hause geblieben. Ein großer Teil von ihr hatte sich sehnlich auf diesen Tag gefreut und hatte es kaum erwarten können, endlich den Stab an Patrik weiterreichen und sich wieder einer
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