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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
Autoren: Matthew Skelton
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beißen.«
    Hastig zog ich meine Hände zurück. Nach der Art, wie er das sagte, konnte ich nicht anders, als ihm zu glauben. Hochmütig sah er mich an, seine dunklen Augen funkelten. Ich wich folgsam zurück.
    Fust wandte seine Aufmerksamkeit wieder meinem Meister zu, der ins Feuer starrte, als könne er in den Flammen die Zukunft lesen. Er schien in der kurzen Zeit gealtert zu sein.
    »Was sagt Ihr also dazu, Gutenberg?«
    Auf dem Tisch neben dem achtlos hingeworfenen Vergrößerungsglas lag ein Berg von Gold- und Silbermünzen - mehr Gulden, als ich das ganze Jahr über gesehen hatte.
    »Ich fürchte«, sagte mein Meister langsam, »ich muss erst darüber schlafen.«
    »Pah! Ihr wisst genau, dass Ihr nicht widerstehen könnt.«
    »Ja, aber was Ihr da vorschlagt, ist...«
    Mein Meister stockte, er suchte vergebens nach dem passenden Wort.
    »Nur recht und billig«, erklärte Fust.
    »Ganz und gar absurd«, gab mein Meister zurück.
    Fust konnte seine Verachtung kaum unterdrücken. »Ihr wisst nicht, was Ihr redet, Johann! Mit Eurem Gerät und meiner Geschäftstüchtigkeit können wir ... wir können alles erreichen! Unser Reichtum und unser Einfluss werden grenzenlos sein.«
    »Ja, aber zu welchem Preis?«, fragte mein Meister argwöhnisch, fuhr sich über die Augen und verschmierte einen Tintenstreifen quer über seinem Gesicht. »Es ist ganz und gar nicht die Art von Einfluss, wie ich ihn erhofft hatte. Ich will nichts damit zu tun haben.«
    »Kommt, wo ist das unbändige Verlangen, das Euch früher so beflügelt hat?«
    Fust ließ prüfend seine Blicke durch den Raum wandern. Um die Presse herum standen etliche Werkbänke und tintenbekleckste Tische, auf denen Setzrahmen, Winkelhaken und mit Tinte getränkte Lederballen herumlagen - die Werkzeuge unseres Gewerbes. Zusammengefaltete Papierbogen hingen wie Vögel von den Deckenbalken herab.
    »Diese Zeiten habe ich hinter mir«, sagte Meister Gutenberg missmutig.
    »Unsinn! Ich sehe doch, dass Ihr mit etwas Neuem beschäftigt seid.« Fust tätschelte den Griff der Presse wie ein Lasttier. »Was ist es dieses Mal? Kalender? Ablassbriefe?«
    Meister Gutenberg sah auf. »Nun ... ich habe daran gedacht, eine Bibel zu drucken«, sagte er zögernd. »Ein gewaltiges und möglicherweise einträgliches Unternehmen ...«
    Fust erkannte seine Chance. Mit geschmeidigen Schritten trat er hinter den Hocker meines Meisters und legte ihm seine kostbar beringte Hand auf die Schulter.
    »Dann erlaubt mir, die Flammen in Euch neu zu entfachen: 800 Gulden bar auf die Hand, und Ihr könnt Euren neuen Plan verwirklichen. Denkt doch daran, was Ihr erreichen werdet. Wohlstand, wie er einem Patrizier der Stadt angemessen ist! Im ganzen Kaiserreich Bücher, in denen Euer Name gedruckt steht! Noch Generationen werden mit Ehrfurcht und Bewunderung von Euch sprechen.«
    »Und Eure Forderungen?«, sagte mein Meister, von der Versuchung kostend. Wie ein in die Falle gelocktes Kind sah er zu dem anderen auf.
    »Nun, Beteiligung an Eurem Geschäft natürlich«, erwiderte Fust und rieb sich die Hände. »Und das Recht, Werkstatt und Geräte nach meinem Gutdünken zu benutzen.«
    Wieder blieb sein Blick an mir hängen, abschätzend, als gehörte auch ich zu den Besitztümern meines Meisters. Ich wand mich innerlich.
    »Und die Truhe da?« Mein Meister nickte zu dem Holzkasten hin, der verborgen, aber nicht vergessen neben dem Kamin stand. Im Feuerschein konnte ich hässliche, höhnisch grinsende Fratzengesichter erkennen, die mich böse anstarrten. Tropfen geschmolzenen Schnees, vom Feuer rot gefärbt, funkelten auf den Reißzähnen der Schlangen.
    »Darin ist eine besondere Art von Papier, weiter nichts«, sagte Fust. »Teil meiner eigenen Erfindung. Ihr braucht Euch nicht darum zu kümmern. Ich bin sicher, Peter wird in meiner Abwesenheit gut darauf achten.«
    Peter und ich wechselten Blicke.
    »Überhaupt«, fuhr Fust fort, »Peter kann Euch zur Hand gehen und dabei die Kniffe Eures Gewerbes erlernen.«
    Peters herabgezogene Mundwinkel verrieten nicht geradeBegeisterung darüber, dass seine Dienste auf diese Weise angeboten wurden. Zweifellos hatte er sich auf eine bequemere Unterkunft im Haus seines Herrn gefreut. Er bog die geschwollenen Finger, als wolle er ein imaginäres Schwert umklammern.
    »Also, Gutenberg, was meint Ihr?« Fust drängte auf eine Entscheidung.
    Mein Meister sah kurz den Berg Münzen an, dann mich. Müde und offenbar voller Bedenken nickte er.
    »Ausgezeichnet!«, sagte
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