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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Autoren: Dan Simmons
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Methanblasen zwischen dem Skiff und der Mündung des Zuflusses deuteten auf eine größere Schlammzyste hin, daher musste ich mich jedes Mal, wenn ich kam oder ging, dicht an die Schlammuntiefe halten.
    »Wir bezahlen Sie nicht dafür, dass Sie unsere kreuzverdammte Zeit derart verplempern«, knurrte er um eine dicke Zigarre herum. Ich nickte, hob die Hand, zog ihm die angezündete Zigarre aus dem Mund und warf sie von der Zyste weg. Wir hatten Glück, dass die Blasen sich nicht entzündet hatten. »Enten können den Rauch riechen«, sagte ich und achtete nicht auf seinen offenen Mund und das rot angelaufene Gesicht.
    Ich schlüpfte in den Harnisch und zog seinen Schirm in den offenen Sumpf hinaus und bahnte mit der Brust eine Spur durch die orangeroten Algen, die sich seit meiner letzten Überquerung schon wieder über der Oberfläche geschlossen hatten.
    M. Herrig strich über seine teure und nutzlose Energiebüchse und sah mich böse an. »Junge, du solltest auf dein kreuzverdammtes Mundwerk achten, sonst werde kreuzverdammt noch mal ich es für dich tun«, sagte er.
    Sein Poncho und das Jagdhemd aus Chamäleonstoff waren weit genug offen, dass ich ein goldenes Doppelkreuz des Pax um seinen Hals hängen und auf seiner Brust den roten Wulst der eigentlichen Kruziform sehen konnte. M. Herrig war ein Auferstehungschrist.
    Ich sagte nichts, bis ich seinen Blendschirm an Ort und Stelle links vom Zufluss hatte. Nun konnten diese Experten alle vier auf den See schießen, ohne sich gegenseitig zu treffen. »Ziehen Sie die Leinwand zu, und sehen Sie durch den Schlitz«, sagte ich, löste die Leine von meinem Harnisch und band sie an einer Chalmawurzel fest.
    M. Herrig gab ein Geräusch von sich, ließ die Tarnleinwand aber zusammengerollt an der Seitenwand.
    »Warten Sie, bis ich die Lockenten draußen habe, bevor Sie schießen«, sagte ich. Ich zeigte zu den anderen Schusspositionen. »Und feuern Sie nicht Richtung Zufluss. Dort werde ich mit dem Skiff sein.«
    M. Herrig antwortete nicht.
    Ich zuckte die Achseln und watete zum Skiff zurück. Izzy saß dort, wo ich es ihr befohlen hatte, aber ich sah an den gespannten Muskeln und leuchtenden Augen, dass sie im Geiste auf und ab hüpfte wie ein Welpe.
    Ich rieb ihr den Hals, ohne in das Skiff zu klettern. »Nur noch ein paar Minuten, Mädchen«, flüsterte ich. Da der Sitz-Befehl damit aufgehoben war, lief sie zum Bug, während ich das Skiff Richtung Mündung zog.
    Die leuchtenden Sommerfäden waren verschwunden, die Streifen der Meteorschauer am Himmel verblassten, während sich das Vordämmerungsleuchten zu einem milchigen Licht verdichtete. Die Symphonie der Insektenlaute und das Krächzen der Amphibien in der Sumpfebene wichen morgendlichem Vogelzwitschern und dem vereinzelten Grunzen eines Hornfischs, der seinen Kehlkopfsack aufblähte. Im Osten nahm der Himmel bereits die Lapislazulifarbe des Tages an.
    Ich zog das Skiff unter Farnwedel, gab Izzy zu verstehen, dass sie im Bug sitzen bleiben musste, und zog vier Lockenten unter den Ruderbänken hervor. Hier, an der Küste, war ein dünner Eisfilm zu sehen, aber die Mitte des Sumpfes war frei, und ich brachte die Lockenten in Position und aktivierte sie nacheinander. Das Wasser reichte mir nie höher als bis zur Brust.
    Ich war gerade zum Skiff zurückgekehrt und hatte mich zu Izzy unter die Tarnung der Farnwedel gelegt, als die Enten kamen. Izzy hörte sie zuerst.
    Ihr ganzer Körper wurde steif, und sie hob die Schnauze, als könnte sie die Tiere mit dem Wind wittern. Eine Sekunde später ertönte das Flüstern von Flügeln. Ich beugte mich vorwärts und spähte durch das steife Blattwerk.
    Mitten im Sumpf schwammen die Lockenten und schnatterten. Eine hob in dem Augenblick den Kopf und stieß einen Lockruf aus, als die richtigen Enten im Süden über den Baumwipfeln sichtbar wurden. Drei Stockenten scherten aus der Formation aus, spreizten bremsend die Schwingen und schlitterten auf unsichtbaren Schienen zum Sumpf herab.
    Ich verspürte den üblichen Nervenkitzel, den ich stets in solchen Augenblicken empfinde: Die Kehle schnürt sich mir zusammen, mein Herz pocht, scheint einen Moment stehen zu bleiben und schmerzt dann spürbar.
    Ich hatte fast mein ganzes Leben in entlegenen Regionen verbracht und die Natur beobachtet, aber eine Begegnung mit solcher Schönheit berührte stets etwas so tief in meinem Inneren, dass ich keine Worte dafür hatte. Izzy neben mir war so still und starr wie eine Ebenholzstatue.
    Dann
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