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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Autoren: Dan Simmons
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Ich musste sie daran erinnern, ihre Waffen zu überprüfen und zu reinigen. Drei hatten Schrotflinten dabei, aber der vierte war verrückt genug, ein antikes Energiegewehr mitzubringen.
    Während sie knurrten und aßen, ging ich hinter den Schuppen und setzte mich zu Izzy, der Labradorhündin, die ich habe, seit sie ein Welpe war.
    Izzy wusste, dass wir auf die Jagd gingen, und ich musste ihr Kopf und Hals streicheln, um sie zu beruhigen.
    Der erste Lichtschein zeigte sich, als wir gerade das wild wuchernde Gelände der Plantage verließen und in einem Skiff mit flachem Boden losruderten. Man konnte leuchtende Sommerfäden sehen, die durch die dunklen Tunnel der Äste und über den Bäumen schwebten. Die Jäger – M. Rolman, M. Herrig, M. Rushomin und M. Poneascu – saßen vorne auf den Bootsduchten, während ich die Bootsstange übernahm. Izzy und ich waren durch den Stapel der Blendschirme von ihnen getrennt, an deren runden Unterseiten man noch das raue Mattengeflecht der Scheiben unter der Fiberplastikhülle erkennen konnte. Rolman und Herrig trugen teure Ponchos aus Chamäleontuch, aktivierten das Polymer aber erst, als wir schon weit in die Sümpfe vorgedrungen waren. Ich bat sie, sich nicht mehr so laut zu unterhalten, als wir uns den Süßwassersümpfen näherten, wo die Enten sich aufhielten. Alle vier Männer sahen mich böse an, dämpften aber die Stimmen und verstummten wenig später ganz.
    Als ich das Boot unmittelbar vor dem Jagdgebiet bremste und die Blendschirme zu Wasser ließ, reichte das Licht fast schon aus, um zu lesen.
    Ich zog meinen mannigfach geflickten wasserdichten Anzug an und glitt in das brusthohe Wasser. Izzy beugte sich mit leuchtenden Augen über den Rand des Skiffs, aber ich verbot ihr mit einem Handzeichen, ins Wasser zu springen. Sie bebte, setzte sich aber wieder.
    »Geben Sie mir bitte Ihr Gewehr«, sagte ich zu M. Poneascu, dem ersten Mann. Diese Sonntagsjäger hatten genug Probleme, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als sie in die kleinen Blendschirme kletterten; ich glaubte nicht, dass sie auch noch ihre Flinten dabei hätten festhalten können. Ich hatte sie gebeten, die Kammern leer und die Waffen gesichert zu lassen, aber als mir Poneascu sein Gewehr gab, leuchtete die Kammeranzeige rot, und es war entsichert. Ich ließ die Patrone herausspringen, die Sicherung einrasten, verstaute die Waffe in dem wasserdichten Tragebehälter, den ich mir über die Schulter geschnallt hatte, und hielt den Blendschirm fest, während der vierschrötige Mann von dem Skiff herunterstieg.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte ich leise zu den anderen dreien und watete durch die Chalmaäste und zog den Blendschirm am Schultergurt.
    Ich hätte die Jäger mit der Stange zu einer Stelle ihrer eigenen Wahl rudern lassen können, aber die gesamten Sümpfe waren mit Treibschlammzysten durchsetzt, die Stangen und Ruderer in die Tiefe ziehen konnten; es wimmelte von Draculazecken so groß wie blutgefüllte Luftballons, die sich von Zweigen auf bewegliche Ziele herabfallen ließen; es gab hängende Bandschlangen, die für unachtsame Beobachter genau wie Chalmazweige aussahen, und darüber hinaus waren sie mit räuberischen Hornfischen bevölkert, die einem den Finger durchbeißen konnten. Außerdem hielt der Sumpf noch weitere Überraschungen für Erstbesucher parat. Und die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass die meisten dieser Sonntagsjäger ihre Blendschirme so in Stellung brachten, dass sie sich gegenseitig erschossen, sobald die ersten Entenschwärme auftauchten. Es war meine Aufgabe, das zu verhindern.
    Ich parkte Poneascu in einem Dickicht von Farnwedeln als Tarnung mit gutem Ausblick von der südlichen Schlammbank zur größten offenen Wasserfläche, erklärte ihm, wohin ich die beiden anderen Blendschirme bringen würde, und befahl ihm, durch den Sehschlitz des Schirms alles zu beobachten, aber nicht mit dem Schießen anzufangen, bevor alle anderen an Ort und Stelle waren; danach ging ich zu den drei anderen zurück. Ich plazierte Rushomin etwa zwanzig Meter rechts von dem ersten Mann, fand eine gute Stelle näher am Zufluss für Rolman und ging zurück, um den Mann mit der idiotischen Energiewaffe zu holen, M. Herrig. Noch zehn Minuten, und die Sonne würde aufgegangen sein. »Wird kreuzverdammt noch mal Zeit, dass Sie auch an mich denken«, fauchte mich der dicke Mann an, als ich zu ihm zurückwatete. Er war bereits in seinen Schirm geklettert; seine Chamäleonstoffhosen waren nass.
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