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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Autoren: Dan Simmons
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härteren Casinos von Nine Tails, diente zwei Regenzeiten als Kommandant einer Barke am Oberlauf des Kans und absolvierte danach auf einem der Beak-Anwesen eine Ausbildung zum Gärtner unter dem Landschaftskünstler Avrol Hume. Aber »Schafhirt«
    scheint für die Chronisten Derjenigen Die Lehrt einen besseren Klang gehabt zu haben, als es darum ging, den früheren Beruf ihres engsten Vertrauten und Jüngers zu nennen. »Schafhirt« hat einen hübschen biblischen Klang.
    Ich habe keine Einwände gegen die Bezeichnung Schafhirt. Aber in dieser Geschichte wird man mich als Hirten sehen, dessen Herde aus einem einzigen, unendlich bedeutenden Schaf bestand. Und ich habe es mehr verloren als gefunden.
    Zu dem Zeitpunkt, als sich mein Leben wahrhaft veränderte und diese Geschichte ihren eigentlichen Anfang nimmt, war ich siebenundzwanzig Jahre alt und groß für einen gebürtigen Hyperioner, erwähnenswert freilich nur wegen der dicken Schwielen an meinen Händen und meiner schrulligen Einfälle, und ich arbeitete als Führer von Jagdgruppen in den Farnwäldern über der Toschahibucht, hundert Kilometer nördlich von Port Romance. In diesem Stadium meines Lebens hatte ich ein klein wenig über Sex und sehr viel über Waffen gelernt, hatte aus erster Hand die Rolle erlebt, die Habgier im Tun von Männern und Frauen spielen kann, hatte gelernt, meine Fäuste und meine bescheidenen Geisteskräfte zu benutzen, um zu überleben, war neugierig auf eine ganze Menge Dinge und fühlte mich nur in dem Wissen sicher, dass der Rest meines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit keine großen Überraschungen für mich bereithalten würde.
    Ich war ein Idiot.
    Was ich in jenem Herbst meines achtundzwanzigsten Lebensjahres war, lässt sich am besten negativ beschreiben. Ich hatte Hyperion nie verlassen und nie auch nur daran gedacht, einmal ins All zu reisen. Selbstverständlich hatte ich die Kathedralen der Kirche besucht; selbst in den entlegenen Regionen, in die meine Familie nach der Plünderung der Stadt Hyperion vor einem Jahrhundert geflohen war, hatte der Pax seinen zivilisierenden Einfluss erstreckt –, aber ich hatte weder den Katechismus noch das Kreuz akzeptiert. Ich war mit Frauen zusammen gewesen, hatte mich aber nie verliebt. Abgesehen von der Vormundschaft meiner Großmutter war meine Ausbildung autodidaktisch gewesen und hatte fast vollständig über Büchern stattgefunden. Ich las wie besessen. Mit siebenundzwanzig dachte ich, ich wüsste alles. Ich wusste gar nichts.
    Und so kam es, dass ich im Frühherbst meines achtundzwanzigsten Lebensjahres, zufrieden mit meiner Unwissenheit und der felsenfesten Überzeugung, dass sich niemals eine bedeutende Veränderung abspielen würde, jene Tat beging, die zu meiner ersten Todesstrafe und dem Anfang meines wirklichen Lebens führte.
    Die Sümpfe über der Toschahibucht sind gefährlich und ungesund und seit langer Zeit vor dem Fall unverändert, aber Hunderte wohlhabender Jäger – viele von anderen Welten – kommen jedes Jahr der Enten wegen hierher.
    Die meisten dieser Protostockenten starben rasch nach ihrer Regeneration und Freisetzung durch das Saatschiff vor sieben Jahrhunderten aus, da sie sich entweder nicht an das Klima Hyperions anpassen konnten oder von den einheimischen Raubtieren gejagt wurden, aber ein paar Enten haben in den Sümpfen des nördlichen Zentralaquila überlebt. Und die Jäger kamen.
    Und ich führte sie.
    Wir arbeiteten zu viert in einer aufgegebenen Fiberplastikplantage auf einer schmalen Landzunge, Schiefer und Schlamm, zwischen den Sümpfen und einem Nebenfluss des Kans. Die drei anderen Führer konzentrierten sich auf Fische und Großwildjagd, aber während der Entensaison hatte ich die Plantage und den größten Teil der Sümpfe für mich allein. Bei den Sümpfen handelte es sich um ein halbtropisches Marschland, das überwiegend aus Chalmadickicht, Werholzwäldern und etwas gemäßigteren Hainen gigantischer Prometheusbäume in den felsigen Gebieten oberhalb der überschwemmten Ebene bestand, aber in den frostigen, trockenen Kälteperioden des Frühherbstes machten die Enten hier Rast auf ihrer Wanderung von den südlichen Inseln zu den Seen in den abgelegensten Regionen des Pinion Plateaus.
    Ich weckte die vier »Jäger« anderthalb Stunden vor Sonnenaufgang. Ich hatte ein Frühstück bestehend aus Jambon, Toast und Kaffee vorbereitet, aber die vier übergewichtigen Geschäftsleute schimpften und fluchten, während sie es hinunterschlangen.
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