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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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mit dem Hund, übrigens ein lächerlich kleiner Hund, den er praktisch durch die Pfützen hinter sich herschleifte, lief auf die Straße und ihnen direkt vors Auto.
    »Verdammt«, fluchte Kvant und machte eine Vollbremsung. Er kurbelte das Seitenfenster herunter und brüllte:
    »Was soll das, einfach so auf die Straße zu laufen?«
    »Da… dahinten steht ein Bus«, sagte der Mann außer Atem und zeigte die Straße hinab.
    »Na und?«, erwiderte Kvant unhöflich. »Und wie können Sie nur den Hund so behandeln? Ein unschuldiges Tier!«
    »Es… es ist ein Unfall passiert.«
    »Ja, schon gut, wir sehen uns die Sache mal an«, sagte Kvant ungeduldig. »Gehen Sie aus dem Weg.« Er ließ den Wagen weiterrollen.
    »Und machen Sie so etwas nie wieder«, rief er über die Schulter zurück.
    Kristiansson spähte in den Regen hinaus. »Ja«, sagte er resigniert. »Da ist ein Bus von der Straße abgekommen. So einer mit zwei Etagen.«
    »Das Licht ist an«, meinte Kvant. »Und die vordere Tür steht offen. Steig aus und sieh mal nach, Kalle.« Er hielt schräg hinter dem Bus. Kristiansson öffnete die Beifahrertür, rückte unwillkürlich das Koppel zurecht und murmelte vor sich hin:
    »Also, was geht hier vor?«
    Wie Kvant trug er Stiefel und eine Lederjacke mit glänzenden Knöpfen und hatte Schlagstock und Pistole am Gürtel. Kvant blieb im Auto sitzen und beobachtete Kristiansson, der sich gemächlich zur offenen Vordertür des Busses bewegte. Kvant sah, wie er das Geländer packte und sich lustlos auf die Treppenstufe hievte, um in den Bus schauen zu können. Dann zuckte er plötzlich zusammen und ging in die Hocke, während seine rechte Hand blitzartig zum Pistolenholster griff. Kvant reagierte schnell. Er benötigte nur eine Sekunde, um die roten Lichter, den Suchscheinwerfer und das orangefarbene Blinklicht am Wagen einzuschalten.
    Kristiansson stand immer noch geduckt neben dem Bus, als Kvant die Autotür aufwarf und in den Platzregen hinausrannte. Er hatte bereits seine 7,65-Millimeter-Walther gezogen und entsichert und sogar noch die Zeit gefunden, einen Blick auf die Uhr zu werfen.
    Es war exakt dreizehn Minuten nach elf.

4
    Der erste Polizeibeamte höheren Ranges, der in die Norra Stationsgatan kam, war Gunvald Larsson.
    Er hatte an seinem Schreibtisch im Polizeipräsidium auf Kungsholmen gesessen und äußerst lustlos und sicher schon zum zehnten Mal einen schwerverdaulichen Bericht überflogen, während er sich fragte, wann die Leute eigentlich nach Hause zu gehen gedachten.
    Unter dem Begriff Leute summierte er unter anderem den Reichspolizeichef, einen stellvertretenden Polizeipräsidenten sowie diverse Polizeidirektoren und Kommissare, die aus Anlass der glücklich beendeten Krawalle auf Treppen und in Korridoren herumrannten. Sobald diese Personen es für angebracht hielten, ihren Arbeitstag zu beenden und sich zurückzuziehen, würde er selbst das Gleiche tun, und zwar möglichst schnell. Das Telefon klingelte. Er brummte und riss den Hörer an sich.
    »Larsson.«
    »Einsatzzentrale. Ein Streifenwagen aus Solna hat auf der Norra Stationsgatan einen Bus voller Leichen gefunden.«
    Gunvald Larsson warf einen Blick zur elektrischen Wanduhr, auf der es achtzehn Minuten nach elf war, und sagte:
    »Wie kann ein Streifenwagen aus Solna in Stockholm einen Bus voller Leichen finden?«
    Gunvald Larsson war Erster Kriminalassistent beim Dezernat für Gewaltdelikte der Stockholmer Polizei. Er hatte eine rigide Art an sich und gehörte nicht unbedingt zu den beliebtesten Kollegen bei der Polizei.
    Aber er war schnell von Begriff und folglich als Erster vor Ort.
    Er parkte den Wagen, schlug den Mantelkragen hoch und begab sich in den strömenden Regen hinaus. Er sah einen roten Doppeldeckerbus, der quer auf dem Bürgersteig stand und dessen vordere Hälfte einen hohen Stahldrahtzaun halb niedergewalzt, halb durchstoßen hatte. Er sah darüber hinaus einen schwarzen Plymouth mit weißen Kotflügeln und dem Wort POLIZEI in weißen Blockbuchstaben auf den Türen. Das Blaulicht war eingeschaltet, und im Lichtkegel des Suchscheinwerfers standen zwei uniformierte Beamte mit Pistolen in den Händen. Beide wirkten unnatürlich blass. Der eine hatte sich auf seine Lederjacke erbrochen und wischte sich verlegen mit einem durchnässten Taschentuch ab. »Was ist hier los?«, fragte Gunvald Larsson. »Da… da drinnen liegen jede Menge Leichen«, antwortete einer der Polizisten.
    »Ja«, sagte der andere. »Genau. Das stimmt. Und
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