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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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referieren. Ich bin überzeugt, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe. Und dann möchte ich die Route präsentieren, die ich letztes Jahr erstmals gewählt habe. Wir haben Zeichnungen mitgebracht.»
    «Aha, Sie glauben also auch, dass man diesen unförmigen Zacken bezwingen kann.» Lady Farthings skeptischer Gesichtsausdruck zeigt, dass sie eher vom Gegenteil überzeugt ist.
    «Man muss daran glauben, sonst schafft man es nie», erwidert McGregor. «Es ist sehr schwierig, da haben Sie Recht, aber es muss irgendwie zu machen sein.»
    «Setzen Sie bloss nicht Ihr Leben aufs Spiel!», lacht Lady Farthing.
    Diese Bemerkung lässt Penelope sofort wieder erbleichen. Der Professor blickt rasch zu ihr hinüber und zieht es vor, das Thema zu wechseln: «Es hängt alles von der Technik und vom Material ab, meine Teuerste. Man will ja nichts riskieren. Aber ich glaube, die Lady möchte sich vielleicht ein wenig hinlegen.» Dankbar blickt Penelope zu ihm auf.
    Als sie sich gemeinsam ins Hotel begeben, fragt der Professor Lady Farthing: »Wer war denn diese Frau mit dem, dem…?»
    «Sie meinen Maria, ach, sie hatte vor ein paar Jahren einen Unfall, seither ist ihr Gesicht … wie Sie selber gesehen haben – aber sie hält sich eher im Hintergrund. Sie kennen sie vielleicht von früher, sie war einmal eine wunderschöne junge Frau.»
    «Ach ja? Maria, also Maria Brindlen? Doch, doch, natürlich habe ich sie gekannt. Sie war immer hier oben in den Alphütten. Aber heute, mein Gott, da hätte ich sie nicht … ich … sie sieht wirklich anders aus.» Der Professor schweigt nachdenklich.
    «Muss ein schrecklicher Vorfall gewesen sein. Madam Germanier sagte nur, es sei ein Unfall gewesen. Mehr nicht. Man fragt ja nicht gern so direkt, obwohl – ich bin sonst gar nicht so», zwinkert Lady Farthing ihm zu.
    In der Réception prüft Amalia unterdessen die Gästeliste. Ein tiefer Seufzer entfährt ihr. Eine illustre Gästeschar: berühmte Bergsteiger, Doctores, Ingenieure, adelige Herrschaften … Es könnte einem schwindelig werden, wie Lady Penelope. Die Dame scheint nicht für diese Gegend gemacht. Beim Anblick des Gletschers gleich in Ohnmacht zu fallen! Aber wer weiss, bei diesen Engländern lässt sich eine solche Reaktion vielleicht sogar in bare Münze verwandeln. Die kommen zum Teil des Gruselns wegen. Da haben sie es. Eine Gruselgeschichte par excellence . Amalia lächelt. Der Sommer wird gut. Sie spürt es. Alles ist bestens vorbereitet. Sie blickt aus dem Fenster auf den weissen Gletscher und lächelt siegesgewiss.

2. Diesmal ein echtes Unglück
    Frühmorgens am Tag der Festivitäten steht Amalia zusammen mit Maria in der Réception und sieht abermals die Menüpläne durch. Plötzlich hört sie einen gellenden Schrei und dann unordentliches Getrappel auf der Steintreppe. Sekunden später kommt Lady Penelope japsend ins Büro angerannt und kann vor lauter Aufregung kaum sprechen:
    «My husband … the professor … I … please, quick, quick!»
    Amalia lässt die Menüpläne fallen und hastet mit Penelope und Maria die Treppe hinauf ins Zimmer 11. Der Professor liegt im Bett, eine Hand am Hals, die Augen quellen angstvoll aus ihren Höhlen hervor. Er röchelt und atmet schwer. Sein Körper ist angespannt, ganz starr. Als er die besorgten Frauen hereinkommen sieht, blickt er aus Stielaugen zur Seite und versucht mit krächzender Stimme ein paar Worte hervorzubringen:
    «Es muss … etwas, die, ach … ich, Pene … ohhh, help me! », er reckt ihnen die Hände entgegen und hustet heftig. Kreischend wirft sich Lady Penelope auf ihn und krallt verzweifelt ihre weissen Finger in seine Oberarme, während sie ihr Gesicht in seiner Brust vergräbt.
    «Was ist denn hier passiert?», Amalia schluckt leer.
    Suchend lässt sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen, überlegt kurz, findet nichts Rechtes, das hier helfen könnte. Maria steht im Hintergrund bei der Tür und rührt sich nicht.
    Lady Penelope hebt den Kopf, ihr Gesicht ist durch die ungeordneten Haare halb verdeckt: «Ich … ich habe ihm die Medikamente gegeben, wie jeden Morgen, also jeden Abend, und … eigentlich. Nein, wissen Sie – so tun Sie doch etwas, sehen Sie nicht, dass er keine Luft bekommt? Bitte tun Sie etwas, tun Sie etwas, tun Sie etwas!», und sie verbirgt ihr Gesicht wieder in den Nachtkleidern ihres Gatten.
    Lady Penelopes Hysterie hat auf Amalia eine beruhigende Wirkung.
    «Immer mit der Ruhe, Lady Penelope, Sie müssen mir jetzt helfen, sonst kann
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