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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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lacht.
    «Da staunen Sie, was? Aber ich sage Ihnen, Mylady , ohne diese feinen Beinkleider wäre ich aufgeschmissen bei meinen Bergtouren. Ich habe sie extra für mich herstellen lassen. Sieht zwar ein wenig aus wie Männerhosen, ist aber ausgesprochen praktisch. Wenn man dann da oben von Grat zu Grat hüpft oder einen langen Schritt machen muss, sind einem die Röcke doch nur im Weg. Und ich finde, der Schneider hat mit dem Überrock einen anständigen Mantel hergestellt. Wie finden Sie das schwarz-weisse Karomuster?» Und wie zur besseren Modeschau dreht sich Lady Farthing von links nach rechts und einmal rundherum, wird dabei etwas schnell und muss sich nach einem kleinen Stolpern an Amalia festhalten.
    «Hoppla, danke, Amalia, ich muss mich noch etwas erholen von dem Abstieg.»
    «Ah, wo waren Sie denn?», fragt McGregor interessiert.
    «Eine kleine Einsteigertour auf das Sparrhorn hinauf. Nichts Grosses, nur zur Ertüchtigung sozusagen. Mein Neffe Duncan und ich wollen nächste Woche auf das Aeggishorn. Steigen Sie auch auf Berge, Mylady? », ein hoffnungsvolles Lächeln blitzt in Lady Farthings Gesicht auf, doch es erlischt gleich wieder, als die Angesprochene erschrocken antwortet: « Dear Lord , nein, ich hätte viel zu viel Angst!»
    Einen gewissen Stolz kann Lady Farthing nicht verbergen. Kaum eine Frau tut es ihr schliesslich nach.
    «Hm, ja, es ist ziemlich steil», stellt sie trocken fest. «Dort oben auf dem Weg zum Sparrhorn gibt es eine Stelle, da geht es glatt neunhundert Fuss steil hinunter in die Schlucht. Ah, mich überkommt das Gruseln, wenn ich nur schon daran denke.» Sie neigt den Kopf noch etwas näher zu Penelope, die ihre Augen weit aufreisst.
    Nach einer Pause flüstert sie Lady Farthing zu: »Und, haben Sie sie gesehen?»
    «Was gesehen?», flüstert Lady Farthing verschwörerisch zurück.
    «Na, die Ungeheuer und Bergdrachen?», hört Amalia sie fragen, obwohl Lady Penelope jetzt noch leiser spricht.
    Jetzt brechen sowohl Lady Farthing als auch der Professor in schallendes Gelächter aus. Selbst Amalia kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ganz die Gastgeberin, versucht sie, die Situation zu retten:
    «Das sind Ammenmärchen, Lady Penelope, das ist alles nicht wahr. Reiner Aberglaube.»
    «Ja, meine Liebe, so etwas wurde erfunden, um Leute wie dich vom Bergsteigen abzuhalten. Man will dir das Gruseln beibringen», beruhigt sie auch McGregor, «und überdies», fügt er hinzu, «treiben diese Märchen die Forderungen der Bergführer immer wieder ganz schön in die Höhe.»
    «Ich habe jedenfalls noch nie ein solches Ungeheuer oder gar einen wilden Drachen gesehen», bestätigt auch Lady Farthing. «Wissen Sie, es gibt im Übrigen genügend echte Gefahren, als dass es notwendig wäre, neue hinzuzudichten, die es gar nicht gibt. Wenn ich mir so den Gletscher anschaue, dann hätte ich wohl eher Angst, über den zu gehen, als auf die höher gelegenen Gipfel.»
    «Wie meinen Sie das?», Lady Penelope ist noch immer nicht beruhigt.
    «Na, wir waren vorgestern beim Gletschertor, wissen Sie, das ist die vorderste Spitze des Gletschers. Von dort hat man eine eindrückliche Sicht direkt auf die grossen Spalten. Es ist grässlich, wenn man sich vorstellt, dass dort immer wieder Bergsteiger hineinfallen», zwinkert Lady Farthing Amalia zu.
    Doch Amalia schüttelt nur verschämt lächelnd den Kopf. Typisch Lady Farthing, unterhaltsam, aber nicht gerade feinfühlig, denkt sie.
    Professor McGregor zieht seine zitternde Gattin zu sich: «Wollen wir uns diesen so genannt gefährlichen Gletscher nicht einmal aus der Nähe anschauen, Penelope? Dann kannst du dir selber ein Bild machen. Lass dich nicht einschüchtern. Komm, von da drüben hat man eine phänomenale Aussicht.»
    Widerwillig folgt ihm seine Gemahlin bis zu einem kleinen Mäuerchen. Penelope ist beeindruckt.
    «Ah, Gott ist der riesig! Grösser als alles, was ich je gesehen habe. Und so weiss. Wird er in der Nacht grösser? Wird er wirklich bis hier herüberspucken?», fragt sie aufgeregt. «Oh, dieses helle Weiss! Ich kann fast nichts mehr sehen! Bringt mir die gefärbten Gläser! Quick, quick! Ich werde blind!»
    Lady Penelope hält sich den Unterarm vor die Augen und greift mit der anderen Hand nach McGregor, der sie liebevoll in die Arme schliesst. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Kräfte sie verlassen und sie in die Knie sinkt.
    Jetzt ist der Professor alarmiert: «Hat jemand Riechsalz?», ruft er aufgebracht, «wo ist denn dieser
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